Das, was von der aromatischen Anisspirituose in Deutschland ankommt, ist oft Fusel. Leider. Dusel dem, der auf die griechische Insel Lesbos darf, um sich dort umzusehen und rumzutrinken. Wer schaut, der stellt bald fest, dass das landschaftlich geprägte Lesbos übersät ist Zeugnissen der Geschichte und Gegenwart: mit Destillerien. Kein Wunder, dass rund die Hälfte aller Ouzo auf Lesbos hergestellt werden. Und wer sich umtreibt in den Bars und Restaurants der beschaulichen Insel und trinkt, der schmeckt nicht nur schönen Schnaps, der wundert sich wenig, dass 15 bis 20 Prozent der köstlichen Produkte das kulturell reichhaltige Eiland nicht verlässt. Für ganz Griechenland bleibt dennoch genug Ouzu übrig, auch für den Export.
Nicht Plörre, nein, die bekanntesten Produkte stammen aus Plomari und die besten. So sagt man. Berühmt in der Bundesrepublik sind vor allem Klidaras, Giannatsi und Barbayanni. Wir besuchten Barbayanni. Und wir waren nicht die einzigen Gäste. Die Fabrik wird so oft es geht von Touristen, die mit Flugzeugen oder Kreuzfahrtschiffen nach Lesbos kommen, heimgesucht. Busse bringen Besucher wie uns zu Barbayanni. Das liegt auch an dem kleinen Museum.
Im Ouzo-Museum erfahren wir von einem der Babayanni viel über die Familie und die Fabrik. Der Laden würde seit 1860 laufen, erzählt ein älterer Herr und dann läuft auch er. Nach hinten. Dort wird er jetzt gebraucht. „Mittlerweile arbeitet die fünfte Generation in der Fabrik mit“, erklärt sein Sohn in gutem Englisch. Dazu schwirren ein Dutzend Lohnarbeiter um eine Hand voll altehrwürdige Kupferkessel, brennen Schnaps und verpacken Flaschen. Keine Frage, bei Babayanni erfährt der Fremde viel über traditionelle und moderne Ouzo-Herstellung.
Wieder kehrt eine Horde Reisender im Familienbetrieb ein. In Gruppen schlängeln sich die Besucher wie eine Herde laufender Feta erst vorne durchs Museum mit der großen Fensterfront zur Straße und dann hinten durch die fast fensterlose Fabrik. Neonlicht und Ouzu erhellen die Halle und Hirne.
In Plomari wie auch in den anderen touristischen Städten Petra, Molyvos und Eresos verteilen sich die Reisenden etwas dekorativer. Am Ende des Tages gibt es dort wie hier zum Schluß der Tour in der Fabrik leckere Schnittchen und schönen Schnaps. Wir sehen: mancher Tourist trinkt wie Sappoh dichtete: viel vor allem.
Horde hopp und Ouzo Ex ist nichts für gute Griechen. Die genießen im Allgemeinen mit der Langsamkeit des Seins, in schlanken, schnörkellosen und hohen Gläsern, in die je nach Geschmack Eis oder kaltes Wasser gegeben wird, ihren Ouzo als etwas Besonderes.
„Die Besonderheiten von Babayanni“, erklärt Vagia Barbayanni, seien die „mit dem Label Blue Bottle, Green Bottle, Aprodite Bottle, Evzon Bottle und Collectible Bottle“. Mir hat es die 1962 entwickelte Aphrodite angetan. Wohltuende Kräuter geben ihr Charakter und der Schnaps-Brenner einen Alkoholgehalt von 48% Vol. Das bürgt für Geschmack auf dem Gaumen und geht gut ab. Der Ouzo wird in einer Glasflasche abgefüllt, die mit einem Etikett aus Schwarz und Weiß mit Gold beklebt wird.
Getrunken wird meine Aphrodite wie jeder gute Ouzo in kleinen Schlucken und mit großer Geduld. Ouzo kunstvoll trinken kann man übrigens lernen. Am liebsten auf Lesbos, am besten in Plomari.
Infos:
Wer auf die griechische Insel Lesbos und nach Plomari will, der kann sich bei Attika Reisen beraten lassen und buchen. Der Griechenland-Spezialist aus München ist fast so alt wie das Rezept meiner Aphrodite. Er existiert seit 1976. Mehr im Weltnetz unter www.attika.de.
Wissenswertes von und zu Barbayanni ebefalls im weltweiten Web und zwar unter http://www.barbayanni-ouzo.com.
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr.