„Schneller als der Tod“ von Josh Bazell aus dem Fischer Verlag ist Favorit Krimiwelt: Die Bestenliste von Welt, Arte und Nordwestradio für April 2010

Das Bild zum Buch "Schneller als der Tod" von Josh Bazell

Und es war genau vor fünf Jahren, daß auf der Buchmesse 2005 die KrimiWeltBestenliste kreiert wurde. Auch dieses Mal sind gleich fünf neue Titel drauf, die wir sonst immer kommentieren. Aber weil wir dort in Leipzig auch so beschäftigt sind, lassen wir die Liste diesmal ohne weitere Kommentierungen durchlaufen, werden aber das nächste Mal die Smiths genauso hinterfragen wie Josh Bazell und seinen auf den ersten Platz gerutschten Krimi „Schneller als der Tod“ bei Fischer, der nicht nur Senkrechtstarter ist, sondern überhaupt zum ersten Mal dabei ist. Tatsächlich handelt es sich um ein Debüt, das allen anderen jetzt den Rang abläuft. Aber James Ellroys „Blut will fließen“, das Ullstein herausbrachte, soll noch schnell unter die Leute gelangen.

Das fast 800 Seiten starke Werk ist der Abschluß der Underworld-Trilogie und spielt in den USA 1968, als Politik und Verbrechen nicht die politischen Verbrecher im Auge hatte, sondern Aufrichtige wie Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden. Der Präsidentenwahlkampf zwischen Nixon und Humphrey ist Thema und als die beiden Ermittler Bennett und Bowen den brutalen Überfall auf den Geldtransporter klären wollen, geraten sie an den FBI. Das wäre nicht das erste Mal, daß staatliche Stellen mitmischen. Um die Hintertreppen der Macht geht es und die Spielchen von Erpressung, Gewalt, Verschwörung, Sex und Drogen. Ellroy ist nicht nur durch die beiden ersten Teile der Trilogie: Ein amerikanischer Thriller und Ein amerikanischer Traum auch in Deutschland bekannt. Seine Bücher Die Schwarze Dahlie und L.A.Confidential wurden verfilmt und den Deutschen Krimipreis bekam Ellroy schon fünfmal!

Lfd.

Nr.

Rang

Vor-monat

Titel

1

1

(-)

Josh Bazell: Schneller als der Tod

Aus dem Amerikanischen von Malte Krutzsch

S.Fischer, geb., 304 S., 18,95 €

New York: Pietro Brwna heißt im Zeugenschutz Dr. Peter Brown und trotzt jetzt als Arzt dem Tod im Krankenhaus. Vergeblich. Das liegt am verluderten System und an seiner Vorgeschichte als Auftragskiller. Zum Brüllen intelligent: Bazell massakriert Medizin und Mafia. Viel besser als Koks. Macht schneller süchtig.

2

2

(1)

Roger Smith: Blutiges Erwachen

Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg

Tropen bei Klett-Cotta, geb., 356 S., 19,95 €

Kapstadt: Am Strand schnitzt ein Serienkiller an Blondinen. Zwei Tik-Junkies überfallen Waffenhändler Joe. Roxy durchlöchert Joe. Ex-Bulle Billy hat Schuldgefühle. Gangster Piper will schlitzen, was sich regt, und seinen Lover lebenslang. Kapstadt als Rassenkampf-Gierstadt: Smith splattert, trasht und junkt, dass es kracht.

3

3

(-)

Martin Cruz Smith: Die Goldene Meile

Aus dem Englischen von Rainer Schmidt

C. Bertelsmann, geb., 256 S., 19,95 €

Moskau: Maja flieht aus einem Provinz-Bordell in die Metropole. Trickbetrüger klauen ihr Baby. Die 15-jährige im Fight mit Luden, Mördern, Polizei und Straßenkinderbanden. Ermittler Arkadi Renko sucht derweil einen Serienkiller. Moskau unter Putin: Gier und Gewalt. Apokalyptisch. Erschütternd.

4

4

(2)

James Ellroy: Blut will fließen

Aus dem Amerikanischen von Stephen Tree

Ullstein, geb., 784 S., 24,90 €

Los Angeles/Las Vegas/Washington: Drei Männer auf der Jagd nach der Beute aus einem Raubüberfall. Zwei rote Göttinnen. Dazu Kokser, Rassisten, FBI, Hetzjagden, Counterinsurgency. Ellroys Abschluss der US-Unterwelt-Trilogie: Monumental-Cluster alles Bösen der Jahre 68-72. Inkommensurabel, grandios gehämmert.

5

5

(9)

Paulus Hochgatterer: Das Matratzenhaus

Deuticke im Zsonlay Verlag, geb., 296 S., 19,90 €

Furth am See: Unmerklich wie im wirklichen Leben sickert das Verbrechen ins Bewusstsein derer, die es erkennen müssten. Psychiater Raffael Horn und Kommissar Kovacs zweifeln: an sich selbst, an den Methoden ihrer Profession. Gewalt gegen Kinder, Missbrauch – bei Hochgatterer eindringlich entspektakulisiert.

6

6

(6)

Carol O’Connell: Such mich!

Aus dem Amerikanischen von Renate Orth-Guttmann

btb, PB, 480 S., 14,95 €

USA, Route 66: Detective Mallory, Soziopathin, kein Vorname, rollt die Mother Route lang. Voraus ein Serienkiller, der die Strecke mit Gräbern spickt. Mit ihr eine Elternkavalkade. Schilder: Wo sind unsere Kinder? Ein Rolling Stone unter den Krimis! Comeback einer phantastischen Autorin. On the Road again.

7

7

(-)

Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals

Kindler, geb., 320 S., 19,95 €

Windhoek: 1989 wurde der weiße SWAPO-Anwalt Anton Lubowski ermordet. Jetzt bringt jemand die Männer um, die als seine Mörder angeklagt, aber nicht verurteilt wurden. Clemencia Garise ermittelt im bis heute ungelösten Fall südafrikanischer Befreiungsgeschichte. Jaumanns Geschenk zum 20. Geburtstag Namibias: Hoffnung, Skepsis, offene Fragen.

8

8

(-)

Arne Dahl: Dunkelziffer

Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt

Piper, geb., 416 S., 19,95 €

Stockholm/Angermanland: Ein Mädchen verschwindet in nordischen Wäldern, wo Pädophile hausen. Das A-Team entdeckt, dass alles anders ist, als es gemeinhin scheint, als der erste Kinderschänder kopflos auf der Parkbank sitzt. Pädophilie: unheilbar. Rachedurst und Blutschande. Dahl probiert: das Schema umerzählen.

9

9

(-)

Ian Rankin: Ein reines Gewissen

Aus dem Englischen von Juliane Gräbener-Müller

Manhattan, geb., 512 S., 19,95 €

Edinburgh: Bauruinen, flüchtige Banker. Eine Leiche am Kanal. Malcolm Fox, Interne Ermittlungen, ist involviert: der Tote war sein Schwager. Lokale Gangster fürchten um Investments, Fox wird kaltgestellt. Glaubhafte Figuren, trockener Humor: Mit Fox beginnt Rankins Krimileben nach John Rebus.

10

10

(7)

Pablo de Santis: Das Rätsel von Paris

Aus dem Spanischen von Claudia Wuttke

Metro im Unionsverlag, geb., 320 S., 19,90 €

Buenos Aires/Paris: Zur Weltausstellung 1889 versammeln sich DIE ZWÖLF (weltbesten) DETEKTIVE zur Detektions-Demonstration. Dabei: ihre „Adlaten“. Drei Morde fordern die Genies heraus. Intellektuell funkelnd melancholischer Abgesang auf den Detektiv, Schlüsselfigur des 19. Jahrhunderts. Mords Wortkunst.

Die „Bestenliste“ wird im Hörfunk immer am letzten Wochenende des Monats: Samstag 8.05 – 9.00 Uhr; Sonntag 15.05 – 16.00 Uhr in der „Literaturzeit“ des NordwestRadio vorgestellt. Diesmal also am 27.3. in der „Literarischen Welt“, in den Literatursendungen des NordwestRadios und im Internet unter www.arte.tv/krimiwelt vorgestellt. 

Das Beste vom Besten: Immerhin erscheinen übers Jahr verteilt über 800 Kriminalromane auf Deutsch. An jedem letzten Samstag im Monat geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie halten nach dem literarisch interessanten, thematisch ausgefallenen, besonderen Kriminalroman Ausschau. Die besten Zehn werden mit Bibliographie und Kurzbeschreibung hier veröffentlicht.

Die Jury setzt sich zusammen aus:

Tobias Gohlis, Hamburg, Kolumnist DIE ZEIT, Moderator und Jury-Sprecher der KrimiWelt Volker
Albers, Hamburg, Hamburger Abendblatt, Herausgeber „Schwarze Hefte“
Andreas Ammer, Berg, „Druckfrisch“, Dlf, BR
Sven Boedecker, Zürich, Sonntagszeitung
Kathrin Fischer, Frankfurt/Main, Hessischer Rundfunk
Fritz Göttler, München, Süddeutsche Zeitung
Michaela Grom, Heidelberg, SWR
Lore Kleinert, Bremen, Radio Bremen
Thomas Klingenmaier, Stuttgart, Stuttgarter Zeitung
Ekkehard Knörer, Berlin, Perlentaucher, Crime Corner
Kolja Mensing, Berlin, Tagesspiegel
Ulrich Noller, Köln, Deutsche Welle, WDR
Jan Christian Schmidt, Berlin, Kaliber 38
Jochen Schmidt, Düsseldorf, elder critic
Margarete v. Schwarzkopf, Köln, NDR
Ingeborg Sperl, Wien, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurt/M., Frankfurter Rundschau
Hendrik Werner, Bremen, DIE WELT
Thomas Wörtche, Berlin, Kolumnist Freitag, Plärrer

Alle weiteren plazierten Krimis entnehmen Sie bitte den Krimi-Besprechungen in den vormonatlichen Artikeln, die Sie unter Kultur.Bücher oder unter dem Autorennamen im Archiv finden. Dreimal darf ein Buch einen Platz bekommen, dann scheidet es aus und hat nur noch die Chance, in der Jahresbestenliste wieder aufzutauchen, die diesmal Ende Januar herauskam und die Sie unter Kultur.Bücher finden.

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