Schneekönigin weggespart? – Märchenoper von Pierangelo Valtinoni in der Komischen Oper

Die Schneekönigin ... Märchenoper in zwei Akten von Pierangelo Valtinoni.

Den Auftrag, das weltbekannte Kunstmärchen von Hans Christian Andersen in Töne zu fassen, bekam der Italiener Pierangelo Valtinoni.  Sein »Pinocchio«, im Jahre 2006 an der Komischen Oper uraufgeführt, war ein voller Erfolg und ist in bester Erinnerung. Da ging die Schering Stiftung kein Risiko ein und bezahlte die Komposition. 

Wiederum komponierte Valtinoni eine farbenfrohe Musik, die von der Opernarie bis zu Abzählreimen, Kinderliedern, Walzertakten  und Rhythmen reicht, auf die das Fernsehen auch die kleinen Zuschauer längst eingestimmt hat. Das Ganze ist eingängig, fröhlich, naiv und schön laut und ergänzt das bunte Treiben auf der Bühne vortrefflich (Musikalische Leitung: Aurélien Bello).

Gezeigt wird die Suche der kleinen Gerda (Anna Borchers) nach ihrem Freund Kay (Matthias Siddhartha Otto).  Der – man kennt ja seinen Andersen – urplötzlich Splitter eines Zauberspiegels im Auge und im Herzen hat und folglich seiner Umwelt die kalte Schulter zeigt und eines Tages gar verschwunden ist.  Man raunt – gesehen hat keiner was, nur hohe, perlende Töne waren zu hören – , die Schneekönigin habe ihn in die Eiswüste entführt.

Das schreckt die kleine Gerda bekanntlich nicht. Tapfer wandert sie nordwärts. Dem Märchenbuch bzw. dem Skript (Dramaturgie: Werner Hintze) entsprechend, bestaunt sie  zunächst die Attraktionen eines Rummelplatzes.  Später trifft sie sprechende Rosen, die Royals,  Raben und ein Rentier, die ihr Rat und Reisekomfort bieten. Im Räuberwald wird sie beinahe in den Fleischkessel gesteckt. Eine alte Lappin, die mit einem Wohnwagen der Extraklasse unterwegs ist (Bühnenbild: Henrik Ahr), teilt den Inhalt ihres Suppentopfes mit der Kleinen. So gestärkt übersteht diese den Schneesturm und steht schließlich vor der Tür der Schneekönigin. Doch die empfängt heute nicht. Nur – Achtung, noch ein ein Regieeinfall! – ein glockenklarer Mezzosopran (Anastasia Melnik) perlt durch den Palast. Da kann Gerda ihren Kai ungehindert umarmen, herzen und küssen. Ein paar Tränlein fließen. Und die erweichen des Knaben Herz. Friede, Freude, Sahneeis. Der Kinderchor in seinen vielfältigen, prächtigen Kostümen ( Miriam Draxl/Cristina Nyffelet) darf sich ein letztes Mal austoben (Musikalische Leitung: Christoph Rosiny/Jane Richter, Choreographie: Suzann Bolick). 

Wieder einmal zeigt sich: die langjährigen Einsätze der Profi-Musiker in Kindergärten und Schulen, die Musiktheatergespräche mit Lehrern und Schülern, die Workshops  tragen Früchte: Nachwuchssorgen für die Kinderchor gibt es nicht. Viele Kinder bewerben sich selber, andere kommen mit den Erziehungsberechtigten, die Großes mit ihren Kleinen vorhaben.

Das Publikum – am Premierentag sichtlich viele stolze Mütter, Väter,  Geschwister und Großeltern darunter – klatscht begeistert und anhaltend. Und die kleine Prinzessin Lillifee in der Reihe vor uns stellt fest: »Die Schneekönigin ham’se bestimmt eingespart. Macht aber nix.«

Letzteres sollte nicht dem Herrn Senator Nußbaum zu Ohren kommen. Dem fällt womöglich noch mehr ein.

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Nächste Vorstellungen am 31. Oktober, 21. November, jeweils 16.oo Uhr. 1. / 2. / 22. November, 2. / 7. / 15./ 21. / 25. Dezember, jeweils 11.oo Uhr, 3. Dezember, 18.oo Uhr. Kartentelefon Komische Oper Berlin +49 (30) 47 99 74 00, Preise 8,00 bis 18.00 €, Kinder bis 16 Jahre 8.00 €, Gruppen ab 15 Schüler 5.00 €, Email: karten@komische-oper-berlin.de, Internet: www.komische-oper-berlin.de

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