Annett Müller-Dorn organisiert seit zwei Jahren erfolgreich das „ifab“, ein Festival, das für alle Genres offen ist. Dieses Jahr fand es im Charlottenburger Filmkunst 66 statt. Qualität auf hohem Niveau bei Kurz- wie Langfilmen, viele anwesende Regisseure und Filmteams, eine hochkarätige Jury – nur Zuschauer gab es zu wenige. Vielleicht war das Wetter zu schön oder in Berlin einfach mal wieder zuviel los.
Berlin (West) ist tot – es lebe West-Berlin. Genauso, wie man in anderen Städten auf Pasing oder Porz, Altona oder Kalk stehen darf, sollte es erlaubt sein, auf Westberlin zu stehen. Schließlich gab es den Berliner Westen – einschließlich einer Zeitung gleichen Namens – schon, als hier, wo jetzt ifab-Filmfest und Selfie-Contest stattfinden, noch gar nicht Berlin war. Das wunderbare „ifab“ – eine Abkürzung für International Film Awards Berlin – fand vergangenes Jahr im Sputnik statt, 2014 in der Bleibtreustraße am Savignyplatz, die Selfies werden in der Danckelmannstraße im Kiez westlich der Charlottenburger Altstadt gezeigt.
Beides Straßenzüge aus der königlichen Residenzstadt Charlottenburg, die um die Jahrhundertwende westlich von Berlin – das war mit dem „Westen“ gemeint, nicht etwa ein Territorium in der Hauptstadt – wirtschaftlich und kulturell, in der Wissenschaft und Technik, im Kunstsponsoring und in der Daseinsfürsorge den Ton angab. Erst nach dem verlorenen Weltkrieg mit seinen Millionen Toten, der Abdankung und Flucht des preußischen Königs, der in Personalunion auch deutscher Kaiser war, und dem daraus resultierenden politischen Umschwung hin zu SPD, DVP und DDP wurde im April 1920 das Groß-Berlin-Gesetz beschlossen. Es machte aus der wegen seiner Stadtmauern kleingebliebenen Hauptstadt die Megacity Groß-Berlin, in Grenzen, die im wesentlichen bis heute Bestand haben; nur, dass niemand mehr „Groß-Berlin“ sagt. Viele große Städte wie Schöneberg, Wilmersdorf und ganz besonders das stolze, barocke Charlottenburg verloren damit ihre Eigenständigkeit. Die Musik spielte aber weiter hier, und ohne den Kurfürstendamm wären die „roaring twenties“ der Weimarer Republik nicht denkbar. Mit dem Filmfest in der Ku’damm-Seitenstraße und dem Photowettbewerb unweit des Schlosses, dem Waldorf-Astoria und der Upper West am Zoo werden jetzt nach zwei Weltkriegen und vielen Bombenschäden einige Dinge wieder geradegerückt. Veranstalterin Müller-Dorn sagt: „Der Selfie-Photo-Contest ist aus der Idee entstanden, sich nicht auf ein Produkt, eine Sportart oder ein Event zu konzentrieren, sondern alle Selfies in einem Wettbewerb zu vereinen. Das Selfie ist aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, jeder, der ein Smartphone oder eine Digitalkamera besitzt, hat schon einmal ein Selfie gemacht.“ Es gibt in diesem Jahr keine thematische Vorgabe, ob Einzelaufnahme, Gruppenbild, mit Tieren, auf der Arbeit ”¦ erlaubt ist alles, was Spaß macht und womit die Menschen sich identifizieren. Diese Offenheit erinnert an die unbegrenzte Einreichungspolitik des „ifab“.
„Wir sind auf der Suche nach dem besten Selfie 2014, dabei werden Selfies aus aller Welt akzeptiert.“ Eine ausgewählte Jury wird den Gewinner sowie den 2. und 3. Platz ermitteln. Die paritätische Jury besteht aus Sylvia Eulitz und Thomas Wolff. Sylvia Eulitz studierte an der HU und TU Berlin Musikwissenschaften und Neuere Deutsche Philologie sowie in der Lausitz Violoncello und Klavier. Sie lebt und arbeitet in Berlin als freischaffende Musikerin und Künstlerin. Im Bereich Photographie liegt ihr Schwerpunkt auf Porträts und Straßenphotographie. Szenen ihrer photographischen Arbeit waren im April 2014 in ihrer Berliner Ausstellung "Frei.Raum" zu sehen. Derzeit plant sie für den Frühling 2015 ihre Ausstellung "Momente".
Thomas Wolff lebt in Berlin und ist Gründungsmitglied eines Eventportals, war danach als Eventphotograph für diverse Websites tätig, veröffentlichte tausende Bilder. Nach einer Ausbildung zum Mediengestalter 2007 arbeitet er als Freelancer im Bereich Kamera und Produktion für Reportagebeiträge, Musikvideos und Konzertaufzeichnungen. Derzeit dokumentiert Wolff ein Projekt, übernimmt dort die Bildredaktion, betreibt ein analoges Labor und coacht im Bereich Kamera und Bilderstellung.
Der Selfie-Photo-Contest 2014 endet mit einer Preisverleihung am 30. November, in die eine Ausstellung der besten Einsendungen eingebunden ist. Bei der Zeremonie zu Gast sein wird der ehemalige „Stern“-Journalist und Selfiefan Dieter Bub. Der Wettbewerb soll in Zukunft jedes Jahr stattfinden.
Preisverleihung am Sonntag 30.11.2014 im Salon der Internationalen Musik-Schule IMS Charlottenburg, Danckelmannstraße 42, 14059 Berlin, Ausstellung von 16-20 Uhr