Scherbenhaufen Berlin und BER: Jetzt sollen das zwei Frauen richten

Ein Scherbenhaufen. Quelle: Pixabay, Foto: Hans Braxmeier

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Männerwirtschaft – dieser etwas aus der Mode gekommene Begriff hat für und in Berlin eine besondere Bedeutung, denn er ist zum einen für den Scherbenhaufen Hauptstadt generell verantwortlich, zum anderen sollen jetzt Frauen die beiden verheerendsten Schandflecken richten – den BER und eine absolut vertrödelte, unfähige, chaotische Verwaltung.

Ob das wohl gelingt?

Eine waghalsige Vorbemerkung: Sollte der BER nicht gleich abgerissen und an der Südflugbahn neu gebaut werden?

Alletta von Massenbach (52), die neue Chefin des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg, hat sich nach diesem Posten nicht gesehnt, schon gar nicht gedrängelt. Aber da sie – im Gegensatz zu all ihren Vorgängern – eine geradezu vorbildhafte Airporterfahrung aufweisen kann, gilt sie in der Öffentlichkeit wie auch in der Fachwelt als begrüßenswerte Kompetenz. Schließlich hat sie sich zeit ihres Berufslebens um Flugplätze gekümmert. Und das weltweit, und das auch an den brenzligsten Punkten. Zu ihren erfolgreichsten Engagements gehören 20 Jahre (20!) Tätigkeit für die Fraport AG, also den Flughafen Frankfurt am Main. Das ist schließlich einer der größten fliegerischen Dreh- und Angelpunkte der Welt. Im September 2020 dann wurde sie nach Berlin berufen, als Finanzgeschäftsführerin der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB). Und blitzschnell daraufhin, quasi Knall auf Fall, zur Chefin der Pannenimmobilie BER.

Sie folgt damit auf den farblosen Bürokraten Engelbert Lütke Daldrup, der den BER nach Dutzenden Pleiten, Pech und Pannen letztlich in Betrieb nehmen konnte. Aber dieser Verdienst muss inzwischen stark eingeschränkt, wenn nicht in Frage gestellt werden, denn er hatte zwar einen Schrotthaufen übernommen, aber doch – wie sich seit seinem Weggang Woche für Woche zeigte – einen Scherbenhaufen hinterlassen:

Sämtliche 17 Personen-Laufbänder sind fehlerhaft, ja brüchig und müssen ersetzt werden – „Reparatur ausgeschlossen“, so der jetzige Stand. Durch das Glasdach des Hauptterminal dringt selbst bei mäßigem Regen Wasser ein. Wenn auch nur ein einziger Rauchmelder, wie etwa beim illegalen Rauchen auf einer Toilette, anspringt, muss aus organisatorischen Baunachteilen der gesamte Terminal stillgelegt werden. Viel zu schnell und nachhaltig war erst kürzlich die gesamte Wasserleitungsanlage kontaminiert. Nach der Ankunft ein Taxi zu bekommen, ist ein riesiges Problem, ist geradezu ein Glücksfall, weil ein Streit zwischen Berliner und Brandenburger Taxifahrern einfach nicht zu schlichten ist. Nein – Nennenswerte Verdienste hat sich dieser Daldrup nicht erworben. Er hat sich vielmehr sang- und klanglos aus dem Staub gemacht.

Aber nicht nur damit muss sich Aletta von Massenbach abplagen. Sie hat vielmehr einen BER übernommen, der von Politikern und Architekten bis ins kleinste Detail stümperhaft geplant und gebaut wurde: Viel zu klein etwa, so dass noch vor Eröffnung ein zweites Terminal errichtet werden musste, mit viel zu langen Wegen ohne (!) Laufbänder – Fluggäste müssen bis zu 30 Minuten gehen. Mit ihrem Handgepäck. Und an diesem Chaos ist 16 Jahre lang gebaut, gepfuscht worden.

Letztlich die Kosten. Der BER, so die vielfach überprüfte Kalkulation,sollte 2,7 Milliarden Euro kosten . Es wurden (bis jetzt!) etwa acht Milliarden. Und lediglich für den Unterhalt während der kommenden Jahre sind zusätzliche knapp drei Milliarden fällig.

Aletta von Massenbach – das ist ein ehemals reichsunmittelbares schwäbisches Adelsgeschlecht aus dem 12. Jahrhundert – ist nicht zu beneiden. Ernsthaft deshalb: Ein Neubau wäre das vernünftigste. Ein Neubau mit und von Experten. Denn der jetzige BER wäre, selbst wenn er einmal funktionieren würde, abschreckend für die Passagiere. Wer mag schon bei jeder Ankunft und jedem Abflug eine halbe Stunde auf Wanderschaft gehen müssen? D i e s e r BER ist einfach Berlin-schädlich!

Eben so wenig zu beneiden ist Franziska Giffey (43), die jedoch ihren Posten als Regierende Bürgermeisterin der Hauptstadt sowohl in ihrer SPD als auch der Öffentlichkeit über Monate zielgerecht angestrebt hat. Ihre Vorhaben, ihre Planungen klangen überzeugend, weltstadtgerecht. Bis sie auf Wünsche und Forderungen ihrer Koalitionsfreunde stieß, die SED-Nachfolger Die Linke, schlimmer noch die ultragestrigen Grünen. Die wollten doch tatsächlich in ganz Berlin Tempo 30 einführen, und vor allem die Autofahrer kräftig zur Kasse bitten.

Franziska Giffey konnte das Schlimmste verhindern – zumindest derzeit. Aber sie, die zum staatstragenden SPD-Flügel gehört, hat als Berlins Regierende nicht nur mit dauernden Querschüssen ihrer Koalitionspartner Linke und Grüne zu rechnen – auch in ihrer eigenen Partei gärt es. Man nehme nur deren Jugendorganisation: Die hat doch tatsächlich auf ihrem jüngsten Mitgliederkongress den „demokratischen Sozialismus“ für Deutschland gefordert. Wann wohl werden sich analog „demokratische Nazis“ formieren?

Franziska Giffey, Jahrgang 1978, entstammt „gutbürgerlichem“ Hause. Vater: Kfz-Meister, Mutter Buchhalterin. Im Wintersemester 1997/98 studierte sie an Berlins Humboldt-Universität Englisch und Französisch mit dem Ziel, Lehrerin zu werden. Einer Kehlkopfmuskelschwäche wegen gab sie dieses Studium auf Rat ihrer Ärzte auf. Stattdessen studierte sie Verwaltungsrecht und erwarb den akademischen Grad Diplom-Verwaltungswirtin. Sie wollte mehr und studierte deshalb auch noch Europäisches Verwaltungsmanagement. Ergebnis: Master of Arts. Sie promovierte mit dem Thema „Europas Weg zum Bürger“, doch der Titel Dr. rer. pol wurde ihr im Juni 2021 wieder entzogen. Während ihrer Studien absolvierte sie mehrere Praktika bei Berliner Bezirksbürgermeistern. 2007 trat sie der SPD bei. Womit geradezu eine steile politische Karriere begann. Bis hin zur Bundesministerin für Familie im Kabinett Merkel. Zur Berliner SPD-Spitzenkandidatin wurde sie im April 2021 mit knapp 86 Prozent gewählt. Seit 2008 ist sie mit dem Tierarzt Karsten Giffey verheiratet. Ein Jahr später wurde ihr Sohn geboren.

Als Regierende Berlins steht sie vor einer Mammutaufgabe. Denn in der Hauptstadt geht es seit Jahren drunter und drüber. So muss man auf einen Termin bei einem Bürgeramt mitunter Monate (Monate!) warten, um etwa den Pass zu verlängern oder ein Auto anzumelden. Baustellen reihen sich aneinander, ohne dass wochenlang gebaut würde, Straßen bleiben gesperrt. Noch einmal Straßen: Sie werden, wie die weltberühmte Einkaufsmeile Friedrichstraße, zu Fußgängerzonen mit Rentnerbänken und Bäumen in Kübeln umfunktioniert. Die Geschäfte sterben. Demnächst droht der Schlossstraße in Steglitz dieses Schicksal.

Ob Franziska Giffey das alles wohl in den Griff bekommt?

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