Safaris zwischen Rentieren und Raureif – Der Winter im Norden Finnlands zeigt herbe Reize (Teil 2/2)

Foto: Eräsetti. Eine Fahrt im Rentierschlitten ist immer ein besonderes Vergnügen. Dabei geben einem die Guides viele Informationen über ihre Kultur und das Leben mit den Herden.

Weiße Wolkenfetzen und Schneefahnen treiben vor dem Wind und haben Verwehungen zu abstrakten Formen gepresst. Aus der eisig schillernden Oberfläche der Schneedecke ragen dürre Äste, Spitzen von zugewehten Bergkiefern, die hier in 400 m Meereshöhe ums Überleben kämpfen. Nur etwas tiefer im Tal gedeihen noch große, stolze Nadelbäume. Sie sind jetzt im Hochwinter von dicken Raureifkrusten eingehüllt und leuchten in der sehr flach strahlenden Wintersonne. Die Mehrzahl der Gäste reist in eines der nördlichsten Wintersportgebiete Europas, um sich hier mit der Kultur der Samen – wie die Einwohner Lapplands sich nennen – auseinanderzusetzen. Dabei dienen vorwiegend Hundeschlitten und auch Rentiergespanne als Fortbewegungsmittel. Einige Samen haben sich als Züchter von Schlittenhunden und als Exkursionsleiter einen Namen gemacht.
Am Ortsrand wartet unser Schlittenführer. Voller Vorfreude scharren und heulen die Hunde in ihren Geschirren. Nur ein kleiner Stahlanker, der in die Schneedecke gedrückt wurde, kann sie von einem Blitzstart abhalten. Zunächst wird entschieden, wer sich vorne in den Schlitten setzen möchte. Dieser Platz ist wegen des schneidenden Gegenwindes nicht so beliebt, bietet aber die beste Aussicht. Der Musher selbst steht hinten auf den Kufen des Holzgefährtes und ruft Kommandos zu den Tieren nach vorne, oder er läuft mit bzw. hinterher, entweder um bei Steigungen die Hunde zu entlasten, oder um sich selbst wieder aufzuwärmen, denn die Temperatur beträgt trotz der Sonneneinstrahlung immerhin – 15 Grad. Sobald die Tiere ihren Laufrhythmus gefunden haben, werden sie ruhiger, rennen nur noch keuchend über die blau schillernde Fläche. Höhepunkt dieser Tour ist eine Mahlzeit im Tipi, einem spitzgiebeligen zeltähnlichen Bau aus Birkenstangen und Rentierfellen. Auch der Boden ist darin mit Fellen bedeckt, die gut gegen den Frost von unten isolieren. Um drei Uhr nachmittags ist die Sonne bereits untergegangen. Blaues Licht steht jetzt über den Schneeflächen. Draußen scharren die Hunde, drinnen knacken Flammen, springt gefrorenes Holz beim Anbrennen – Kaffeeduft und kostbare Augenblicke. Vor uns in einer Holzschale geschnetzeltes Rentierfleisch mit Preiselbeeren und Kartoffelbrei. Unser Lappe blickt wortlos über seine Pfeife ins Feuer. Soeben fällt das letzte Stückchen Zotteleis von seiner Pelzmütze und schmilzt zischend auf dem Kaffeekessel.
Seit die Grenze zum benachbarten Russland geöffnet ist, kommen zwar zahlungskräftige Touristen aus Murmansk, einen Aufschwung hat dies jedoch nicht gebracht. So bleibt für manchen Samen genügend Zeit für die Sauna. Für einen ausgiebigen Besuch des traditionellen Schwitzbades haben viele Finnen sogar täglich Zeit, sobald sie ihre Arbeit beendet haben. Dann sitzen sie schwitzend beieinander und fachsimpeln über die diesjährigen Erträge aus der Rentierzucht. Seit einigen Jahren öffnet man die mit dem Jahreslauf der Rentierzucht verbundenen Ereignisse auch Gästen aus dem In- und Ausland. Damit ist es möglich, einem Rentierrodeo beizuwohnen. Während sich Samen mit dem Handel der Tiere beschäftigen und sportlich im Lassowerfen wetteifern, bietet man Touristen Kunsthandwerk der Region feil. Mitten im Schnee brennen Feuer. Man spielt mit dem Akkordeon auf und es wird in Stiefeln im Schnee getanzt. Sicher fließt dabei mancher Schluck Wodka in die Kaffeetasse, aber es ist kein Heiratsmarkt mehr wie vielleicht in vergangenen Jahrhunderten.Ein Höhepunkt ist zweifellos die Fahrt im Rentierschlitten. Wie in einem kleinen Holzkanu sitzt man tief im Gefährt und hat im Ledergeschirr nur zwei Meter vor sich das Rentier. Geduldig ziehen die Tiere ihre Last über Tundra und durch die Taiga. Bevor es uns zu kalt wird steigen wir etwas bekommen aus, denn wir sind am Rastplatz angekommen. Unsere Rentiere werden aus dem Geschirr befreit und scharren unter dem Schnee Flechten hervor. Wir genießen frisch gebackene Kekse und heißen Kaffee. Über dem Waldland scheint es so still geworden zu sein wie nie zuvor.
Reiseinformationen: Wintersafaris in finnischen Teil Lapplands sind zwischen Dezember und Ende April sehr reizvoll. In Lappland herrscht um den Jahreswechsel nur wenig Tageslicht, dafür ein besonders sanftes Zwielicht – es ist am Tage über der Schneedecke nie ganz dunkel. Ab dem 21. März sind die Tage nördlich des Polarkreises länger als in Deutschland. Das Wetter ist im meist kalt und trocken, der Schnee liegt zwischen 50 und 100 cm hoch. Reisebeispiel: 7 tägige Erlebnisreise nach Finnisch-Lappland zwischen dem 3. 1. und 4. 4. 2010 ab € 1270 pro Person im DZ. Im Reisepreis sind folgende Leistungen enthalten: Transfer Flughafen Kittilä -Hotel-Flughafen Kittilä, 6 Übernachtungen im Hotel Kittilä in Zimmern mit Dusche/WC inkl. Vollpension je Teilnehmer ein Hundegespann mit 4-6 Hunden, komplette Ausrüstung (Thermo-Overall, Socken, Handschuhe, Schuhe, Mütze) für die jeweiligen Ausflüge Rentiersafari (2 Personen je Schlitten) Langlauf- oder Schneeschuhtour, ein  Schneemobil für 2 Personen und Versicherung mit Selbstbeteiligung, Deutsch sprechende Guides während der Ausflüge; Gruppengröße 2 – 15 Personen; das Programm kann in geänderter Reihenfolge stattfinden; Verlängerungsnächte sowie Motorschlitten zur Alleinbenutzung auf Anfrage. Für das Fahren eines Motorschlittens ist ein gültiger Führerschein (125 cm3) erforderlich. Linienflüge von Deutschland nach Kittilä können bei Tui-Wolters dazugebucht werden. Buchung ist möglich bei: Wolters Reisen GmbH, Postfach 1151, 28801 Stuhr, Tel.: 0421 – 89990, bzw. Kataloge dazu in Reisebüros mit dem TUI Zeichen. Hier können Flüge, Fährüberfahrten, Hotelaufenthalte sowie die knackigen Wintersafaris zu den Rentieren buchen. Dabei werden auch Huskitouren und Schneemobiltouren, sowie andere Winterabenteuer in Lappland angeboten; http://www.tui-wolters.de

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