Unverständlicherweise ist das nicht Einmalige der S-Bahn, die Züge mit ihren technischen Einrichtungen, Anlass zu nunmehr jahrelangen Querelen. Da überall in der Welt – in den europäischen Ländern ebenso wie in Amerika, Asien, Afrika und Australien – ähnliche Züge technisch einwandfrei betrieben werden, liegt die Ursache der Misere nicht im Technischen, sondern unzweifelhaft im Politisch-Sozialen und sicher auch im Finanziellen. Das Funktionieren der Technik ist von den beiden letztgenannten Faktoren abhängig:. Drehgestelle, Achsen, Räder, Lager, Bremsen, Antriebsaggregate, Steuerungen sind – um nur einige technische Elemente zu benennen – nach objektiv definierbaren Wartungs-, Inspektions- und Instandsetzungsregeln (s. auch DIN 31051) und vom Eisenbahnaufsichtsamt verbindlich festgesetzten Methoden zu ebenso verbindlich festgesetzten Terminen zu pflegen, zu kontrollieren und zu reparieren bzw. in den nötigen Umfängen durch neue oder instandgesetzte Elemente zu ersetzen. Die Kosten hierfür sind langfristig kalkulierbar und nicht zu umgehen. Sie sind einzuplanen und können nicht durch Politiker oder kurzfristig gewinnmaximierende Managerbeschlüsse reduziert werden, ohne technische Ursachen für Betriebsstillstände zu provozieren oder kriminell die Sicherheit der Fahrgäste und des Betriebspersonals zu gefährden – zusätzlich zur damit entstehenden Wertminderung der Zugeinrichtung.
Grundlage einer Sanierungsstrategie der offensichtlich in maroden Zuständen verharrenden S-Bahn ist also eine Akzeptanz der notwendigen technischen Voraussetzungen und der damit verbundenen Kosten zur Instandhaltung der Zugeinrichtungen durch die verantwortlichen Manager und deren politische Partner. Das nötige Geld muß in einem zweiten Schritt in ausreichendem Umfang bereitgestellt werden: eine Kürzung der Mittel – sozusagen als Strafaktion seitens der Politik für schlechtes Bahnmanagement – ist blanker Unsinn und schadet vor allem den Fahrgästen. Dieser Schaden betrifft ein Stück Lebensqualität in Berlin.
Und das kann doch wohl niemand wollen – oder vielleicht doch, sozusagen aus Unbetroffenheit, weil die Verantwortlichen in Politik und Management selten oder überhaupt nicht mit der S-Bahn fahren?
Dass die „Hauptweichen“ dieses Dilemmas von der Politik gestellt werden, ist an dem aktuell so noch nie dagewesenen Straßendecken-Zustand Berlins zu erkennen; dieser Katastrophenzustand ist vielen noch aus der Zeit der territorialen DDR-Existenz bekannt, in der nur die von der Regierung genutzten Strecken gepflegt wurden (z.B. Pankow-Wandlitz), ansonsten aber ausgeprägte Längsrillen an den asphaltierten Ampel-Kreuzungen und unzählige Schlaglöcher das Ostberliner Stadtbild prägten.
Die auch heute wieder schlechten Straßen mit Längsrillen und Schlaglöchern führen vielleicht dazu, dass Regierender Bürgermeister und Verkehrssenatorin die S-Bahn nutzen wollen und dadurch endlich zu deren wieder störungsfreiem Betrieb beitragen: ein Lob auf diesen "Schweinezyklus der Politik" – falls wenigstens das funktioniert!
* * *
Jade Yang ist Professorin für Service und Instandhaltungsmanagement.