Rote Bullen siegen mit 3:1 in Berlin – Nach drei Playoff-Niederlagen der Eisbären gegen München werden wieder Fragen nach Kader und Krupp laut

Uwe Krupp
Uwe Krupp, Trainer der Berliner Eisbären. © 2017, Foto: Joachim Lenz

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Kaum scheinen die Chancen der Berliner Eisbären so gering, dass Meinungsmacher, die sowieso nicht viel zu befürchten haben, wenig wagen, wenn sie sich weit aus dem Fenster lehnen, schon geht die Diskussion um Spieler, Trainer und Manager wieder los. „Hat Krupp es nicht verstanden, seiner Mannschaft ein gefährliches Powerplay einzutrichtern oder hat er nicht die richtigen Spieler dafür?“, fragt Jörg Lubrich in der „B.Z.“ (01.04.2017).

Wie Uwe Krupp trainiert, das beobachten wir vom WELTEXPRESS nicht, aber wie die Spieler ihre Heimspiele spielen, das schon. In der Best-of-Seven-Serie gegen den Meister aus München, der die Vorrunde knapp als Erster abschloss, sahen wir beim 3:1-Sieg der Roten Bullen gestern in der hohen Mehrzweckhalle an der Spree wieder ein nicht nur glückloses sondern grottenschlechtes Überzahlspiel. Als im letzten Drittel Richard Regehr zwei Strafminuten wegen Beinstellens und zwei Strafminuten wegen Bandenchecks am Stück erhielt (46.), nutzten die Berliner die Gunst in vier Minuten nicht.

Zuvor musste nur Florian Kettemer für zwei Minuten wegen Haltens vom Eis (20.). Mehr Strafzeiten gaben die beiden Schiedsrichter Gordon Schukies und Stephan Bauer nicht. Sicherlich hätten die Schiedsrichter in der einen oder anderen Situation noch eine weitere Strafzeit geben können, gaben sie aber nicht. Wie die Red Bulls drückten auch die Eisbären die Strafbank. Erst eine selten dämliche Bankstrafe, die Daniel Fischbuch absaß (12.), dann Marcel Noebels wegen Haltens (20.) und zum Abschluss Spencer Machacek wegen Beinstellens (52.). Richtig, Kettemer und Noebels lieferten sich ein Tänzchen und beide mussten gleichzeitig vom Eis.

An den Strafzeiten lag es nicht und auch nicht an den Bullys, die Eisbären gewannen 35, die Roten Bullen 28. Möglicherweise lag es an der falschen Taktik. Nachdem die Berliner das erste Unterzahlspiel überstanden ging förmlich ein Ruck durch alle Reihen und neben dem Tor von Jonas Müller, der aus kurzer Distanz Danny Aus den Birken überwand (17.), hätten Nick Petersen (14.), Kai Wissmann (15.), Kyle Wilson (16.) treffen können. Aber Effizienz ist nicht gerade eine Stärke der Berliner. Keine Frage, dass auch die Gäste schöne Chancen kreierten und mit ihren Möglichkeiten fahrlässig umgingen. Will sagen: Red Bull München ist schlagbar.

Doch dass nach der 1:0-Führung die Berliner vor allem auch im zweiten Drittel versuchten, das Spiel zu machen, das schien wenig schlau. Sicherlich ergaben sich gute Möglichkeiten (27. und 28.) und Tausende Zuschauer schauten sehenswerte Angriffe der Gastgeber (31., 32.). Doch sie sahen auch die Anfälligkeit für Tempogegenstöße bei den Eisbären. Diese Schwäche war wieder auffällig.

Ein Konter, ein Schuss, ein Tor. Jonathan Matsumoto sorgte für den 1:1-Ausgleich (36.).

Die Berliner mühten sich, weiter zu machen, wie zuvor. Doch das Althergebrachte erzeugte zusätzliche Abwehrfehler (38.). Nicht alle Schüsse aufs Tor kann Torhüter Petri Vehanen halten. Der nächste üble Fehler in der Verteidigung führte zum 2:1 für München (39.). Derek Joslin traf für den Meister, der gut, aber nicht meisterlich spielte.

Vor allem nach dem zweiten Drittel riskierten die Gäste aus München weniger, spielten scheinbar bedächtiger. Sie konterten aber auch mehr und fast immer gefährlich. Dass das 3:1 für München erst spät und durch einen Schuss von Steven Pinizzotto ins leere Tor fiel, das lag daran, dass die Gäste mit ihren Großchancen wie in der 44. Spielminuten schlicht schludrig umgingen. Im letzten Drittel ergaben sich für die Berliner hingegen keine Gelegenheiten, weil – wie gesagt – die Roten Bullen bedächtiger agierten und das Kreieren von Möglichkeiten der Berliner resolut unterbanden.

Nach der Begegnung meinten manche Beobachter, dass die defensivere Weise der Münchner an der offensiveren Art der Berliner gelegen habe. Das mag sein, aber augenscheinlich waren die Eisbären gegen Red Bull München damit überfordert, vor allem im Aufbauspiel und anfällig für Konter. Mit einem schlechteren Torhüter kann das schnell in einem Desaster enden.

Das die Qualität des Kaders aus München höher ist als der des Rekordmeisters, das zeigte sich auch in diesem vierten Halbfinalspiel. Ob die Qualität des Cheftrainer Don Jackson auch höher ist als die von Uwe Krupp? Das steht sicherlich demnächst in der „B.Z.“.

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