Roderich Kiesewetter und die russischen Waffen in Kaliningrad

Roderich Kiesewetter. Foto: Axel Hindemith, OIrt und Datum der Aufnahme: Gehrden, 2023

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der sogenannte Selenskij-Friedensplan war schon albern genug, weil eine Ukraine, die militärisch verliert, darin Forderungen stellt. Aber Kiesewetter übertrifft selbst diese Forderungen und glaubt, dass eine NATO, die verliert, über die Stationierung russischer Waffen entscheiden kann.

Angeblich soll er ja Oberst a.D. sein, der Roderich Kiesewetter, verteidigungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Sollte das zutreffen, ist es um die Bundeswehr noch weit schlimmer bestellt, als man ohnehin schon ahnte. Denn bei einem Oberst a.D. sollte man davon ausgehen, dass ihm einige grundlegende Dinge im Verhältnis zwischen Politik und Krieg zumindest ansatzweise bekannt sind. Beispielsweise dieser Punkt: Forderungen stellt der Sieger, nicht der Verlierer.

Russland muss verlieren lernen. Das bedeutet: 1) Das Existenzrecht aller Nachbarstaaten anzuerkennen, 2) Abzug der russischen Nuklearwaffen aus Kaliningrad, 3) Abzug der russischen Truppen aus der #Ukraine, Transnistrien, Georgien, etc.
Wir müssen das große Paket schnüren, sonst… pic.twitter.com/TEqwRE1AIT

— Roderich Kiesewetter🇪🇺🇩🇪🇮🇱🇺🇦 (@RKiesewetter) December 1, 2023

Es ist lächerlich genug, wenn Politikexperten in den Vereinigten Staaten Pläne ausformulieren, nach denen Russland im Gegenzug zu einer Abtretung der vier längst russischen Gebiete, einem Einfrieren des Konflikts und einem Beitritt der Restukraine zur NATO zustimmen solle. Aber Kiesewetter träumt nicht nur von einem völligen Rückzug Russlands auch aus jenen Gebieten, die inzwischen gemäß der russischen Verfassung eben russisch und nicht abtretbar sind; er meint sogar, Russland solle seine nukleare Bewaffung aus Kaliningrad abziehen.

Ob er sich nun mit oder ohne die Bundeswehr an die Grenze von Kaliningrad stellt, dürfte diese Forderung Russland wenig beeindrucken. Ganz zu schweigen davon, dass es gar keine Atomraketen bräuchte, um Berlin eine Botschaft zu schicken.

Aber nicht nur die Frage, wer fordern kann und wer nicht, wird von Kiesewetter missverstanden. Er hegt auch noch die eigenartige Vorstellung, es müsse weiter in den Krieg in der Ukraine investiert werden, sonst „wickelt uns Moskau in einen großen Krieg ein.“ Sicher, das gab es in der deutschen Geschichte ebenfalls schon mehrfach, dass jemand erklärte, er müsse einen Krieg anfangen, um eben diesen Krieg zu verhindern. Aber man sollte eigentlich erwarten, dass diese Nummer nicht mehr verfängt, oder dass zumindest jener Spruch von Montgomery bekannt ist, der da lautet: „Die erste Seite im Buch des Krieges – marschiere nicht nach Moskau.“

In Wirklichkeit verbirgt sich hinter den vorlauten Sprüchen Kiesewetters die Panik. Schließlich ist der ganze ukrainische Plan dabei, krachend zu scheitern; die US-amerikanische Macht ist dadurch nicht gewachsen, sondern weiter geschwunden, und zumindest für die deutsche Seite führte der Einsatz auf diese Karte zu einem doppelten Verlust, weil der Hegemon zum Dank noch die deutsche Wirtschaftskraft vertilgte. Das einzige Rezept, das Kiesewetter kennt, ist nicht Einsicht oder Umkehr, sondern nur das Verhalten des Ochsenfrosches – sich weiter aufzublasen und noch lauter zu quaken, in der Erwartung, damit zu beeindrucken.

Würde dieser Wahn nicht mit deutschem Niedergang und ukrainischem Blut bezahlt, wäre er durchaus unterhaltsam. Schließlich dürfte auch Kiesewetter selbst inzwischen klar sein, dass das ganze Gerede von der technischen wie militärischen Überlegenheit der NATO inzwischen unübersehbar widerlegt ist; die jüngsten Bemühungen seitens der USA, eine öffentliche Zerstörung von Abrams-Panzern um jeden Preis zu verhindern, waren deutlich genug.

Aber das gegenwärtige politische Personal Deutschlands hat, eingeschlossen Kiesewetters Fraktion, mit seinem Verhalten im Zusammenhang mit den Minsker Abkommen und den Istanbuler Verhandlungen jegliche Glaubwürdigkeit verspielt, zumindest für die russische Seite. Sie machen sich zurecht keine Hoffnungen, dass mit ihnen irgendjemand verhandeln würde – die außenpolitischen Auftritte bundesdeutscher Politiker belegen übrigens klar, dass das nicht nur für Russland gilt, sondern für einen großen Teil der Staaten weltweit. Nur: Die deutsche Medienlandschaft weigert sich, zu begreifen, dass die Unzuverlässigkeit, Verlogenheit und Gier überall wahrgenommen wurden.

Die besagten Herrschaften, Kiesewetter und die Seinen eingeschlossen, halten aber ihre eigenen Positionen für wichtiger als die Zukunft des Landes. Also halten sie an ihren Machtfantasien fest, statt für eine realistischere Politik den Platz zu räumen, und bestehen auf der Fortsetzung des Krieges bis zum letzten Ukrainer. Und sie erzählen so lange den immer noch gutgläubigen Deutschen Märchen von Forderungen, die sie stellen zu können meinen, blasen sich auf und quaken.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Dagmar Henn wurde am 2.12.2023 in „RT DE“ erstveröffentlicht.

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