Berlin, Deutschland (Weltexpress). In der Deutschen Eishockeyliga, kurz DEL genannt, beginnt am heutigen Freitag die Finalserie. Im Modus „Best of seven“ wird zwischen den beiden Finalisten Red Bull München und Grizzlys Wolfsburg der Deutsche Meister des Jahrgangs 2016 ermittelt. Leider ist diese Finalserie nicht unbedingt dazu geeignet Eishockey-Deutschland zu elektrisieren. Mal abgesehen von den beinharten Fans beider Vereine, werden wohl nur die ausgemachten Eishockeyexperten dem durchaus vorhandenen sportlichen Reiz der bevorstehenden Partien etwas abgewinnen können. Es ist das Duell zweier „Werksmannschaften“, der Brausekonzern gegen den Autobauer.
Es sind Mannschaften, die bislang nicht über eine regionale Bedeutung hinaus gekommen sind. Dazu verfügen sie nicht über große Arenen. In München ist die Halle ausverkauft, wenn 6.142 Karten abgesetzt wurden, in Wolfsburg reichen reichen dafür 4.500. Trotz dieser im Vergleich zu den DEL Standorten Berlin, Hamburg, Mannheim oder Köln geringen Kapazität, waren die Spiele der beiden Finalisten selten ausverkauft. In Wolfsburg konnte in den Play-off Spielen vom Hallensprecher nie ein ausverkauftes Haus verkündet werden.
Der Gesamtdurchschnitt an Zuschauern liegt in der Eisarena in Wolfsburg bei 2.617, das ist eher gruselig. So klagte Wolfsburgs Sportdirektor Karl-Heinz Fliegauf in einem Pressegespräch: „Die Leute sind entweder am Wochenende gar nicht in der Stadt oder sie arbeiten und es gibt kein Hinterland.“ Das Eishockey-Team der Grizzlys soll über einen Etat von 7,7 Millionen EUR verfügen und 70% davon soll der VW-Konzern beisteuern.
Der Verein absolviert gerade die zehnte Saison in der DEL, seit der Saison 2007/08 sind die Grizzlys durchgängig dabei, davor gaben sie in der Spielzeit 2004/05 ein einjähriges Intermezzo. Es ist die insgesamt zweite Finalteilnahme, erstmals gelang es 2011. Der Trainer der Wolfsburger hieß damals wie heute Pavel Gross. Es war seine Debütsaison als Cheftrainer. Gegner in der Finalrunde waren die Eisbären Berlin, die damals ihren 5. Meistertitel holten. Trainer der Eisbären war Don Jackson und der ist jetzt Trainer in München. Bei seinem zweiten Anlauf auf den Titel trifft Pavel Gross erneut auf den Mann, der einst seinen ersten Titel als Trainer verhinderte. Als Spieler der Adler Mannheim gelang ihm das 3 Mal.
Genau wie 2011 ist seine Mannschaft wieder der ambitionierte Außenseiter. Favorit sind die Münchner, die auch die Hauptrunde gewannen. Sie stellen den talentierteren Kader und verfügen mit geschätzten 12,5 Millionen EUR wohl über den größten Etat aller DEL Teilnehmer. Don Jackson kam 2005 nach Europa. Als Spieler gewann er einst zusammen mit „The Great One“ Wayne Gretzky den Stanley Cup, als Trainer in Europa wurde er zum Titelsammler, 5 Mal Meister mit den Eisbären Berlin und 2014 holte er den Titel eines Meisters in Österreich mit Red Bull Salzburg. Allerdings unterlagen die Salzburger im Finale der multinationalen Liga dem HC Bozen aus Italien. In diesem Jahr gelang es Red Bull Salzburg die Finalserie der Liga zu gewinnen. Gegner in diesem Jahr war die tschechische Mannschaft aus Znojmo (Südmähren). Sollte also Don Jackson sein Team zum Meistertitel führen können, würde der Name der Gummibären-Brause auch den deutschen Meistertitel zieren.
Die Wolfsburger mit ihrem Trainer Pavel Gross werden an das vergangene Jahr denken. Da schickten sie München und Don Jackson in nur 4 Spielen nach dem Viertelfinale in den Urlaub. Alle Spiele sind live im frei empfangbaren, nicht GEZ alimentierten Sender Servus TV zu sehen. Zum letzten Mal übrigens, und das gilt ab der kommenden Saison – hat sich die Deutsche Telekom die Übertragungsrechte gesichert, der TV Sender Sport 1 will übertragen. Ulrich Mateschitz und seinem Servus TV waren die Einschaltquoten in Deutschland wohl zu gering. Servus TV wird sich auf die multinationale EBEL (Erste Bank Eishockeyliga) beschränken. Zusammen mit Sky sollen in den nächsten Jahren 30 Millionen EUR investiert werden, meldeten die Salzburger Nachrichten. Die Liga selbst soll perspektivisch von 12 auf 14 Mannschaften, also auf DEL-Stärke, aufgestockt werden.
Doch das wird weder Don Jackson noch Pavel Gross groß interessieren. Heute zählt für Red Bull München und Grizzlys Wolfsburg nur der Sieg.