Danach dürften alle Beteiligten mehr oder minder zufrieden die Multifunktionsarena – ab Juli als Mercedes-Benz-Arena im Geschäft – verlassen haben.
Sat 1, weil 12 Runden die optimale Frist für die Refinanzierung durch Werbetrailer boten und eine Quote von rund vier Millionen Zuschauer am Samstag nach 22.30 Uhr bemerkenswert hoch war!
Abraham, weil er einen Tag nach seinem 35. Geburtstag bewies, entgegen mancher skeptischer Stimmen keinesfalls zum alten Eisen zu gehören und noch immer eine Zugnummer zu sein.
Trainer Ulli Wegner, weil er sein hartnäckiges Bemühen belohnt sah, seinen Schützling zur Vorbereitung in Kienbaum draußen vor den Toren der Stadt „kaserniert“ und den Fokus auf harte Arbeit gelenkt zu haben.
Das Management vom Team Sauerland, weil Smith kein Risikofaktor beim gelungenen Einstieg in die zweijährige Kooperation mit dem Privatsender darstellte.
Der Unterlegene aus Liverpool schließlich, dass er nun immerhin das zweite Mal in einem WM-Kampf antreten durfte und wie seinerzeit letzten Herbst gegen Abraham den über die volle Distanz bestand.
Diesmal aber gab von Seiten der Briten, die neben Fußball und anderen sportlichen Übungen auch das Faustfechten mit gepolsterten Handschuhen als Teil der Unterhaltungsbranche Sport kreiert haben, auch keine Mäkelei am Urteil. Er sei ein paar Mal hart getroffen und ins Wanken geraten, gab der brave Smith hinterher zu: „Da hat man gesehen, wieso Arthur der Weltmeister ist.“
Jener, als Gentleman in den Ring gestiegen mit einem schwarzen Samtsakko und Fliege am Hals, lobte den Gegner, „wie er meine Treffer weggesteckt hat.“ Angeblich wollte er auch den angestrebten K.o.-Schlag landen, was aber letztlich nicht glückte.
Ob das ein Zeichen für fehlende Präzision oder nicht mehr so viel Dampf in den Fäusten wie vor sechs, sieben Jahren noch oder halt einfach der Matchplan (im Interesse von Sat 1) war, muss offen bleiben.
Fakt ist, dass Smith (32), genügend Spielraum vom passiven Titelhalter bekam, sein Schlagrepertoire gegen den in Doppeldeckung verharrenden Abraham zu demonstrieren. Und erneut dürfte der Herausforderer die größere Zahl an Schlägen gebucht haben.
Dass er Abrahams doppelten Kopfschutz durch Attacken auf den Körper – Leber, Milz, Magen – runterziehen wollte, schien dem nicht immer zu schmecken. Die Antwort waren überfallartige Angriffe mit Schlagserien nach dem Motto: Jetzt zeige ich dir mal, wer hier Chef im Ring ist!
Dass hat beim Kumpel von Fußballstar Wayne Rooney sowie bei den drei Punktrichtern Wirkung zum letztlich klaren Punkterfolg hinterlassen.
Für die 8000 Zuschauer – der Oberrang blieb anders als beim Eishockey oder Basketball zu, der große Video-Infowürfel war verschwunden – war die Urteilsverkündung der Moment, um aufzuspringen und dies auf Handy oder Smartphone zu speichern. Gleiches war beim Einmarsch der Gladiatoren der Gegenwart passiert, untermalt von Lichtblitzen, dröhnenden Beats und gar Feuerstößen. Ebenso, als in einem Sektor britische Fans und Hooligans mit Ordnern aneinander gerieten und die Polizei einschreiten musste.
Ein Box-Event als Möglichkeit, ein privates Erinnerungsvideo zu machen!
Abraham aber richtete den Blick voraus. Er fühlt sich durch den problemlosen Fight gegen Smith bestärkt, gegen die beiden Stallgefährten Robert Stieglitz (Bilanz 2:1) und Felix Sturm (noch kein Duell) seinen Status als „König Arthur“ zu wahren. Stieglitz wäre der nächste Pflicht-Herausforderer, doch Sturm der vermutlich attraktivere Kontrahent. Selbst gegen den Engländer Carl Froch, gegen den Abraham vor fünf Jahren eine deutliche Niederlage bezog, traut er sich eine erfolgreiche Revanche zu: „Ich nehme den Gegner, den das Management auswählt.“