Richtig ist, dass die Berliner nach einem sehenswehrten Treffer wie aus dem Lehrbuch von Barry Tallackson nach Vorlage von Darin Olver in der dritten Spielminute und einem tollen Tor von André Rankel nach guter Vorarbeit von Henry Haase in der 15. Spielminute nach dem ersten Drittel 2:0 führten und gegen das Schlusslicht der Liga wie der sichere Sieger aussahen. Zwar plätscherte die Partie lange Zeit vor sich hin, doch die Wild Wings hatten in den ersten 20 Minuten Möglichkeiten (5., 6. 20.). Man hätte gewarnt sein können.
Das zweite Drittel begann mit je einer Strafzeit gegen TJ Mulock wegen Beinstellens (24.) und Tallackson wegen Stockschlags (25). Diese besonders gute Möglichkeit aber ließen sich die Gäste nicht nehmen. Matthew Pelech traf und Kevin Nastiuk, der für Petri Vehanen das Tor der Berliner hütete, musste erstmals hinter sich greifen (26.). Nach mehreren Minuten Pause wegen Ausfalls der Anzeige hätte Philipp Schlager für die Wild Wings den Ausgleich erzielen können, doch er verlor buchstäblich den Puck (29.). Im direkten Gegenzug hätte Sven Ziegler den alten Abstand wieder herstellen können, doch er scheiterte an Wenninger Torsteher Joseph MacDonald.
Bezeichnend eine Szene mit Mark Bell, der sich erst von Schlager ausspielen ließ, um ihn dann an die Bande zu checken. Dafür holte er sich von den umsichtig pfeifenden Schiedsrichtern Bastian Haupt und Marcus Krawinkel zwei Strafminuten (35.). Da nichts Entscheidendes mehr auf dem Eis geschah, sicherten sich die Wild Wings das zweite Drittel. Dennoch führten die Eisbären.
Weil Alex Trivellato für zwei Minuten wegen Beinstellens zu Beginn des letzten Drittels auf die Strafbank musste (41.), hätten die Eisbären nachlegen können. Sie konnten nicht. Wenige Minuten später hätte Julian Talbot frei vorm Gästetor einnetzen können (46.), er konnte nicht.
Auf der anderen Seite fuhr Damien Fleury auf Nastiuk zu, der den Puck pariert (47.). Ein Tor lag in der Berliner Luft, denn die Abwehrarbeit der Berliner ließ mehr und mehr nach. Ein erneutes Unterzahlspiel der Eisbären wegen einer Bankstrafe, die Olver absaß, nutzen die Wild Wings zum 2:2-Ausgleich durch Will Acton.
Jetzt endlich schienen die Berliner aufgewacht und rannten an. Dadurch erhöhte sich die Gefahr für Tempogegenstöße. Einen konnte Nastiuk abwehren (51.), einen anderen musste Bell aufhalten (54.). Zwei Strafminuten wegen Haltens waren die Folge.
In der vorletzten Minute fiel der Führungstreffer durch Yan Stastny (59.) und in der letzten Sekunde der Siegtreffer durch Fleury, der für den Tabellenletzten ins leere Tor traf (60.). Krupp holte Nastiuk kurz zuvor aus dem Kasten zugunsten eines weiteren Stürmers.
Nach 60 Minuten gewannen die Gäste mit 4:2.
Einige der Zuschauer, mit denen ich sprach, behaupteten nach der Begegnung, dass der Akku der Berliner nach der langen Hauptrunde mit zwei, drei Spielen pro Wochen leer sei. Andere vertraten die Ansicht, dass die Berliner deutlich zu viel Distanz zu ihren Gegenspieler gewahrt und sich für die Playoffs geschont hätten. Zu diesen beiden möglichen Erklärungen gesellt sich die, dass sich die Wild Wings nie aufgaben, unbeschwert auf- und munter mitspielten. Argumente wie dieses, dass bei den Berliner Spieler wie Shuhei Kuji unüblich viel Eiszeit erhielten, auch das ist richtig wie die Klage über Körper und Kopf und in Folge dessen zu wenig Konzentration. Doch das alles war mehr oder weniger über die volle Plätscher-Stunde der Fall und nicht erst im letzten Drittel, als das Pech hinzukam. Und nach dem Spiel: Pfiffe.