Eine Frau, die nach Organen duftet und am Meer auf ihren Geliebten wartet, ein Schiff, dass mit einer Fuhre frisch vermählter Paare über das Mittelmeer in Richtung Heiliges Land schippert und der Irgun-Vizechef, der in Tel Aviv von Sonias Orangenduft träumt. Das ist die Ausgangssituation dieses skurrilen und bestechenden Romans über die Gründungszeit Israels. Anhand einer kleinen Gruppe Menschen, die einander in Hass und Liebe verfallen sind, erfahren wir von den Mühen des Lebens an sich.
Jakob Markowitz, an dessen unauffälliges Gesicht sich niemand erinnern kann, verliebt sich unsterblich in Bella. Die beiden sind für ihre Überfahrt vorübergehend verheiratet worden, aber Markowitz lässt sie nicht wieder gehen. Markowitz` Freund Seev Feinberg liebt alle Frauen, bis er sich endgültig für Sonia entscheidet, welche auch der Irgun-Vizechef anbetet. Bella leidet und rächt sich durch Ignoranz. In orientalischer Vielfalt blättert sich das Leben einer Handvoll Siedlungsbewohner mit all seinen Nebengleisen vor uns auf, ihr Ernten und Singen, ihr Hoffen und Lieben. Kriege werden erlitten und überwunden, Land verteidigt, Kinder geboren.
Die 1982 geborene Autorin Ayelet Gundar-Goshen kreiert mit ihrem Debüt-Roman auf Anhieb einen Schelmenroman, ein aberwitziges Lehrstück über Liebe und Sehnsucht, Verstrickung und Erlösung. Auch wenn der Show-down etwas arg konstruiert wirkt und der Roman lieber 16 Seiten früher hätte aufhören sollen, kündet dieses Debüt von einem kraftvollen Talent, von arabesker Phantasie und bestem jüdischen Schalk.
Fazit: Besonders wertvoll
Ayelet Gundar-Goshen, Eine Nacht, Markowitz, Roman, Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama, 432 Seiten, Coverbild: Mitchell Loeb, Hardcover inklusive eBook, Format 11,6 x 18,5 cm, ISBN: 978-3-0369-5681-7, Kein & Aber Verlag, Zürch, September 2013, (D) 22,90 €