In einer Presseerklärung gab der PEN Deutschland jetzt bekannt: „Die Frankfurter Buchmesse 2009 steht im Zeichen einer neuen intellektuellen Auseinandersetzung mit China, dem Gastland der Messe in Frankfurt am Main. Das offizielle China preist Schriftsteller und ihre Werke als "Gewissen einer Nation" und fördert eine Vielzahl von Übersetzungen chinesischer Literatur, die der deutsche Markt in diesem Umfang gar nicht aufnehmen kann. Andererseits wurden gerade erst zum 20. Jahrestag der schrecklichen Vorgänge auf dem "Platz des himmlischen Friedens" (Tiananmen) rund hundert Autoren als potentielle Störenfriede für 14 Tage inhaftiert. Die freie Meinungsäußerung wird in allen Medien, auch im Internet überwacht und eingeschränkt.“
Schade, daß die kürzliche Gefangennahme von rund hundert Autoren zum Jahrestag der schrecklichen Ereignisse auf dem ’Platz des himmlischen Friedens’ auf der offiziellen Pressekonferenz nicht angesprochen und dokumentiert wurde. Daß die Buchmesse und auch ihr Direktor einen Gast, noch dazu einen Ehrengast anders behandeln muß, als es deutsche Journalisten dürfen, versteht sich von selbst. Aber auch die offiziellen Vertreter der Buchmesse sollten auf die PEN Erklärung offiziell inhaltlich reagieren. Der PEN brachte nämlich in der Presseerklärung konkrete weitere Beispiele für Terror gegenüber dem Wort, hier den Schriftstellern.
„Der Dichter Shi Tao verbüßt eine zehnjährige Freiheitsstrafe, und der ehemalige Präsident des Independent Chinese PEN Dr. Liu Xiaobo (53) wurde jetzt nach sechsmonatiger Freiheitsberaubung nicht entlassen, obwohl weder ein Haftbefehl vorliegt, noch ein Gerichtsverfahren anhängig ist. Das ist auch nach chinesischem Recht unzulässig und skandalös. Es steht zu befürchten, dass China kein Mitglied des Unabhängigen PEN-Zentrums, überhaupt keinen Dissidenten als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse billigen wird.“
Letzteres läßt sich ja leicht überprüfen, wobei sich das Problem der rund 1000 chinesischen Delegierten, unter den sich rund 50 Autoren befinden, schon bei der Verkündung darin zeigte, daß weder Roß noch Reiter genannt wurden, nur allgemeine Beschreibungen wie Männer und Frauen (was auch sonst?) und Junge und Alte (welche denn sonst?) zu den Kommenden abgegeben wurden. Die Buchmesse Frankfurt sollte mit Blick auf diese PEN Erklärung chinesische Delegierte für Frankfurt vorschlagen oder ansonsten selbst einladen und auch ansonsten nach dem Verbleib des ehemaligen PEN Präsidenten Chinas fragen. Oft nämlich fordert der PEN auf dem Papier etwas, was dann nur halbherzig oder gar nicht weitertransportiert wird.
In der offiziellen Verlautbarung heißt es weiter: „Das deutsche P.E.N.-Zentrum fordert das chinesische Organisationskomitee, vor allem aber auch die deutschen Gestalter der Buchmesse sowie seinen Partner, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dazu auf, dafür zu sorgen, dass eine internationale Buchmesse in Deutschland die Menschenrechte, die Freiheit des schriftstellerischen Wortes wie die Meinungsfreiheit der Medien unter allen Umständen achtet. Der in der Charta des Internationalen PEN postulierte ’Grundsatz eines ungehinderten Gedankenaustauschs innerhalb einer jeden Nation und zwischen allen Nationen’ sowie die ’freie Kritik gegenüber Regierungen, Verwaltungen und Instituten’ sind Voraussetzungen einer Buchmesse, die sich dem ungehinderten Dialog der Kulturen und Literaturen verschrieben hat. Der deutsche P.E.N. steht allen Verantwortlichen jederzeit als Gesprächspartner zur Verfügung.“
Die Presseerklärung haben für das PEN-Zentrum Deutschland der Generalsekretär Herbert Wiesner und der Beisitzer Shi Ming unterschrieben und den Redaktionen zur Verfügung gestellt, was wir gerne aufgreifen und weiter berichten.