In den TV-Anstalten des Landes überschlagen sich die Ereignisse und Kommentatoren. Rund 90 Prozent der Stimmen seien ausgezählt. 47,3 Millionen Thais wurden zur Stimmabgaben aufgerufen. Danach kommt die Partei der Rothemden von Thaksins Schwester auf 261 der 500 Sitze im Parlament. Damit würde sie mit ihrer Puea-Thai-Partei die absolute Mehrheit erringen. Der amtierende Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva gestand am Sonntagabend (Ortszeit) seine Niederlage ein und kündigte den Gang in die Opposition an. Seine Partei kam nach dem vorläufigen Ergebnis auf 162 Sitze.
Was die Eliten in Politik, Wirtschaft und Armee machen, steht noch in den Sternen. Der Putsch des Militärs gegen Premierminister Thaksin Shinawatra folgte auf monatelange politische Querelen, angeheizt durch ein tiefes Zerwürfnis innerhalb herrschenden Elite und eine Verfassungskrise, da die Parlamentswahlen vom 2. April 2006 gerichtlich für ungültig erklärt worden waren.
Der vom Volk geschätzte thailändischen König Bhumibol Adulyadej biligte damals den Aufstand der Armee.
Die Partei mit den roten Hemden als Erkennungszeichen begreift sich als Interessenvertreterin der armen Landbevölkerung, finden aber auch beim Bildungsbürgertum und Teilen der städtischen Eliten Unterstützung. Diese haben sich insbesondere in einer „Einheitsfront für Demokratie und gegen Diktatur“ (UDD) zusammengeschlossen, um die oppositionelle Puea-Thai-Partei zum Sieg zu verhelfen.
Vergangenes Jahr gingen die Rothemden zu Tausenden in Bangkok auf die Straße, um Neuwahlen zu erreichen. In den wenigen Wochen der politischen Auseinandersetzungen auf den Straßen der Millionenmetropole mit Polizei und Armee starben bis zu 100 Oppositionelle. Nun haben sie die Wahl gewonnen.
Die Kluft zwischen Stadt und Land, reich und arm ist groß im Land des Lächelns und so könnten diejenigen, die um ihre Vormachtstellung in Politik und Wirtschaft fürchten müssen. Doch fragt man Menschen auf Thailands Straßen so sind sie zuversichtlich, dass einflussreiche Kräfte das Wahlergebnis dieses Mal anerkennen werden.
Das darf bezweifelt werden, denn seit dem Militärputsch wurden vor allem bei den Gerichten zahlreiche wichtige Richter- und andere Posten neu besetzt. Zumindest juristisch drohen der Pro-Thaksin-Partei und ihren Mitgliedern Niederlagen. Thailands 2006 gestürzter Ministerpräsident Thaksin sieht in seiner Schwester keine Marionette. Sie habe einen eigenen Kopf. Man kann aus niemanden eine Marionette machen, noch nicht einmal aus seinen eigenen Kindern. Nicht in dieser modernen Welt", sagte Thaksin gegenüber der ARD. "Marionetten gibt es nicht", sagt er, aber es sei ganz normal, jemanden zu konsultieren, um Rat zu bitten. Sie könne von meinen Erfahrungen lernen. Das wird sie müssen.
"In Thailands Demokratie können die Wahlgewinner nicht regieren und die, die regieren, keine Wahlen gewinnen", analysierte der Politologe Thitinan Ponsudhirak vor der Wahl pessimistisch. "Es muss ein Kompromiss gefunden werden", sagte er am Sonntag. "Sie müssen sie (Yingluck) regieren lassen, aber sie muss auch auf eine Art regieren, mit der die Gegner leben können."
Die Leute in Phuket, wo wir gerade sind, und vor allem der Süden Thailands hat dennoch überwiegend die monarchistischen Geldhemden gewählt. Dort warnt man davor, Thaksin-Leute an die Regierung zu bringen und befürchtet politische Racheakte.
Die Kluft zwischen den verfeindeten Lagern könnte größer nicht sein und die Fähigkeit zur Führung, zur Zusammenführung ist dringender nötig denn je. Zusammenhalt wird Thailand bitter braucher, denn der Einfluß Chinas ist schon jetzt stark. Der Westen, Europa und auch die USA verlieren in Thailand und in ganz Asien zunehmend an Einfluß. Zwar mischten die alten Mächte mit bei Vetternwirtschaft, Korruption und Militärputsch, doch ob die Demokratisierung der Gesellschaft mit den Chinesen besser voranschreiten wird, darf arg bezweifelt werden.
Mit Material von dpa und RIA Novosti