Papiertiger – Die Nachwuchsdetektive des „Tiger Team“ erforschen in Peter Gersinas Kinderbuchverfilmung den „Berg der tausend Drachen“

Um hinter dessen Geheimnis zu kommen, begleiten sie die Zoodirektorin Frau Papus (Nina Proll) und Herrn Bai (Jimmy T.) nach China. Hier steht die Panda-Station, welche dem Tierpark zwei Exemplare schenkt. Nicht nur den Bären droht ein Ende auf Iris Berbens Teller: „Neugierige Tiere.“, sagt sie über einen der Warane, die beim Familienessen verspeist werden: „Zu neugierig.“ Warane zu neugierig? Im Terrarium wirken sie eher stoisch. Letztes sollte man auch sein, um Gersinas Verfilmung der Buchreihe von Thomas C. Brezina durchzustehen. „Ein Fall für Dich und das Tiger Team“ lautete deren Titel. Die angesprochenen Kinder könnten den Fall wohl besser ohne die Nachwuchsermittler auf der Leinwand lösen. „Wusst ´ ich ´s doch!“, spricht eine kleinen Zuschauerin aus, was sich wohl auch der Rest des Publikums denkt. Der Namenszug des „Tiger Team“ ist der Titelschrift von „Indiana Jones“ entlehnt, die Eingangsmusik erinnert vage an “James Bond“. Eine wirre Mischung aus beider Abenteuer erlebt das „Tiger Team“ am „Berg der tausend Drachen“.

Chinesen, denen das „Tiger Team“ begegnet, sprechen oder verstehen stets Deutsch und die Kinder werden mit Gruppen von Schlägern spielend fertig. „Jetzt reicht ´s auch mal.“, seufzt da nicht nur Patrick erschöpft. Ihr Zielpublikum scheinen Romanautor Brezina und Regisseur Gervasi, die gemeinsam das Drehbuch schrieben, für begriffsstutzig zu halten. Kindern muss man angeblich alles dreimal sagen, darum wiederholen sich die Figuren und erklären Offensichtliches („Das ist ein Waran.“). Dass den Fans des „Tiger Team“ auch keine charakterlichen Differenzierungsfähigkeiten zugetraut werden, verwundert wenig. Die Figuren unterteilen sich in Helden und Erzschurken. Die schlimmste der Schlimmen ist Iris Berben, die mit grellroten Accessoires und Muttersöhnchen Munroe im Schlepptau grotesk statt bedrohlich wirkt. „Zeig ihnen die Toilette und wirf sie dann raus!“, befiehlt sie einem Handlanger, als die Jungdetektive vorgeblich auf der Suche nach den Toiletten das Büro der Konzernleiterin betreten. Mancher Restaurantbesitzer ist da schurkischer.

Auf der Seite des „Tiger Team“ steht man nur noch, weil die Vorstellung einer unbesiegbaren Iris Berben wirklich gruselig ist. Das Ende wirft allerdings Fragen auf: Wird die Welt demnächst von einem Panda regiert? Der unbesiegbar ist, unsterblich, nie krank wird… Das „Tiger Team“ wäre besser auf den Buchseiten geblieben, über deren Flachheit die Leinwandfiguren nicht hinauswachsen. Ein Bücherkäfig für zahnlose Papiertiger.

Titel: Tiger Team – Der Berg der tausend Drachen

Land/ Jahr: Deutschland 2010

Genre: Kinderfilm

Kinostart: 6. Mai 2010

Regie: Peter Gersina

Drehbuch: Thomas C. Brezina, Peter Gersina

Darsteller: Helena Siegmund-Schultze, Bruno Schubert, Justus Kammerer. Iris Berben, Stipe Erceg

Laufzeit: 89 Minuten

Verleih: Constantin

www.constantinfilm.de

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