
Berlin, Deutschland (Weltexpress). Auf der Leitmesse für Lastkraftwagen, Busse und allerlei anderer Nutzfahrzeuge, die dieser Tage in Hannover stattfinden, steht er, in Berlin fährt er: der Berlkönig.
Darunter verstehen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und Via Van, das ist ein gemeinsames Wagnis-Unternehmen von Mercedes-Benz Vans der Daimler AG mit Sitz in Stuttgart und Via Transportation INC (VIA), einem jungen Unternehmen mit Sitz in New York.

Hinter VIA beziehungsweise einem Haufen von Anglizismen, Neusprech und Risikokapital, das Fördergelder abschöpft wie eine Meierin den Rahm von der Milch, das als Unternehmen von den Israelis Daniel Ramot und Oren Shoval 2012 gegründet wurde und in gewisser Weise eine Neuauflage von Sherut ist, also Taxen, die man sich teilt, weil wildfremde Fahrgäste gemeinsam fahren und zahlen, verbirgt sich eine Mitfahrzentrale ohne Telefon.
Diese Mitfahrzentrale der besonderen Art läuft in Berlin als Versuch unter dem tollen Titel Berlkönig. Die Idee wird auf der Heimatseite des Versuches mit den Worten „freitags und samstags 17–5 Uhr“ verkauft. Das ist mager. Bitter ist jedoch, dass der Berlkönig noch nicht einmal ein halber ist, sondern nur innerhalb des östlichen S-Bahn-Ringes und also im Prenzlauer Berg, in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg fährt, wo besonders viele Yuppies zuhause sind.
Außerdem braucht jeder, der mitfahren möchte, ohne wenn und aber eine zusätzliche Applikation (App) für sein Mobilfunktelefon. „Ohne App kommt der BerlKönig nicht zu dir“, heißt es auf der Heimatseite zum Angebot der BVG dazu lapidar. Und selbst wenn, dann nur freitags und samstags von fünf Uhr abends bis fünf Uhr morgens.

Immerhin stimmt der Preis. Mit aktuell 4 Euro ist der Möchtegern Berlkönig zehn Cent teurer als der Grundpreis für ein Taxi. Den Berliner Droschkenkönigen wir mit „50 Fahrzeugen“, darunter sollen auch Diesel sein, Beine gemacht. Fürs Frühjahr war das geplant, Anfang September ging es los.
Der Preis solle aber laut Anbieter auf 1,50 EUR pro angefangenen Kilometer steigen bei einem Mindestpreis von 4 Euro.
„On-Demand Ride-Sharing“ von Klugscheißern ist keinesfalls eine großartige Antwort auf die brennende Frage nach dem Verkehr der Gegenwart. Wir Berliner wollen endlich mehr und bessere Straßenbahnen, die auch im Westen der Stadt fahren sollen und zwar in einem viel schnelleren Takt und nicht irgendeinen Yuppie-Salat. Auch schnellere und mehr S-Bahnen tun Not. Und nur die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 ist ja wohl ein Witz. Mehrere Linien wie die U1, U2, U3, U6, U7, U8 und U9 müssen dringend verlängert werden. Doch der Senat pennt während die Bevölkerung in Berlin wächst, und die Qualität des Verkehrssystems nimmt ab. Wahrlich, ich sage euch, Berlin ist ein „düstern Ort“ und der Berlkönig keine Ballade wert.