In den zehn Jahren haben rund 50 000 Besucher die sommerlichen Konzerte in der Kulisse der klassischen Industriearchitektur gehört. Sommerlich bedeutet in Berlin auch viele Gewitter und Regengüsse, die den Dirigenten in den Kragen gespritzt sind – sie stehen logischerweise an der Rampe des überdachten Podiums und kriegen das meiste ab. Dennoch sind die Konzerte sehr gut besucht, und die Veranstalter verteilen bei Bedarf Regenhäute, in die gehüllt die Besucher ein buntes Bild abgeben. 1 000 Plätze bietet der Fabrikhof, und zum Schluß jedes Konzerts gibt es ein Feuerwerk vom Fabrikdach.
Den Klassiksommer betreibt ein rühriges junges Team um Frank Isenthal. Nach anfänglich 14tägigen Programmen hat sich eine Folge von fünf Konzerten eingespielt. In dieser Zeit hat sich ein Stamm von »Hausorchestern« herausgebildet – die Berliner Symphoniker, das Filmorchester Babelsberg und das PrimArte Orchester, die regelmäßig eingeladen werden. Hinzu gesellen sich Neuentdeckungen. Im vorigen Jahr waren es der belgische Mädchenchor SCALA und die Kolacny Brothers. Heuer ist es das Ukulele Orchester of Great Britain, das auf Bonsai-Gitarren Rock`n ´Roll, Punk, Jazz und klassische Musik völlig neu interpretieren wird. Die Tendenz geht zu leichter musikalischer Kost: Ouvertüren und Arien aus Oper, Operette und Musical, Ballett- und Filmmusik – weg von kompletten Sinfonien und Instrumentalkonzerten. Aus denen werden einzelne Sätze ausgewählt. Das Programm soll eine breitere Zielgruppe ansprechen und den Unterhaltungsfaktor betonen, sagt Isabell von Wegerer.
Die Eröffnungsgala am Mittwoch (17.8) und eine Operngala zum Abschluß am Sonntag geben traditionell die Berliner Symphoniker unter Leitung von Lior Shambadal. Am Donnerstag spielt das Filmorchester Babelsberg ein Potpourri der schönsten Melodien aus Liebesfilmen – Casablanca, Love Story! Am Freitag folgt das Ukulele Orchester und am Sonnabend eine »Spanische Nacht«, gespielt vom PrimArte Orchester. Das Eröffnungskonzert ist bereits ausverkauft. Für die Schlußgala sind noch Karten erhältlich.
Die Eintrittspreise von 27, 32 und 42 Euro (Vorverkauf) sind nicht unproblematisch, denn für einkommensschwache Einwohner des ehemaligen Arbeiterbezirks Prenzlauer Berg ist das zu teuer. Dennoch glaubt von Wegerer, sie lägen im Niedrigpreissektor. Man wolle keine Selektion schaffen und die Veranstalter würden davon nicht reich. Zur Schlußgala werden Anwohner der Nachbarschaft kostenlos eingeladen. Das Verdienst der Veranstalter, zehn Jahre ein populäres Musikfest ohne staatliche Zuschüsse oder Lottomittel ausgerichtet zu haben, ist unbestritten. Und einen finanzkräftigen Sponsor zu finden und zu halten, ist die schwerste Aufgabe. Äußerlich fällt nichts auf. Die Konzerte werden von gutsituierten Berlinern und Berlinbesuchern gut frequentiert. Doch nach wie vor stellt sich an die Kulturpolitik des Berliner Senats, den das scheinbar nicht interessiert, die Frage nach den Klassengrenzen von Musikgenuß.
Einlass jeweils 18.30, beginn 19.30 Uhr.