Bamberg, Deutschland (Weltexpress). Dass es in der kreisfreien Mittelstadt Bamberg als einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum in Oberfranken einen Raum für Gegenwartskunst gibt, das muss Eingeweihten in und um Bamberg nicht gesagt werden. Allen anderen empfehle ich die Ausstellungen und sonstigen Aktionen von gestandenen und anstehenden Künstlerinnen und Künstlern, die oft genug kalt gestellt werden, wärmstens.
Der Seitentrakt des früheren Bamberger Krankenhauses, ein funktionaler, rechteckiger Bau aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nach unserer Zeitrechnung mit klaren Kanten und null Kunst und Kranken, weil in ihm Wäsche gewaschen wurde, steht Besuchern nach beinahe zwei Jahren Bauzeit wieder offen. Über Nacht wurde der Laden dicht- und die Öfen ausgemacht, weil laut Eigentümer Mängel am Gebäude und ungenügender Brandschutz die Sicherheit der Leute gefährdet habe.
Ulrich Kahle, Erster Vorsitzender des Fördervereins „Kunstraum Jetzt!“, freut sich, dass das Gebäude wie zwischen den Jahren 2011 und 2013 nach der Wiedereröffnung im März 2017 „wieder unter Dampf“ stehe. Für drei Jahre mit Option auf weitere drei Jahre stünde das Kesselhaus „offen … für Bilder, Skulpturen, Performances und Experimente“.
Der Kunstraum, die Stadt Bamberg ist Eigentümerin der Immobilie, der vor allem durch nackten Beton betört, verfügt nicht nur über 180 Quadratmetern Fläche, sieben Metern Höhe und belastbaren Böden und Wänden, er liegt gut als Eckgebäude am linken Arm der Regnitz zwischen Untere Sandstraße und Am Leinritt und günstig umgeben von Cafés und Kneipen.
Als ich am 21. Mai 2017 vor Ort war, sah ich den Künstler Michael Knobel vor einem seiner Bilder sowie Bilder von Behinderten, eine Ausstellung der Offenen Behindertenarbeit e.V., die beeindruckten. Die Kunstausstellung mit dem Titel „Lebenskunst“ der Offenen Behindertenarbeit, die am 19. Mai eröffnet wurde, und noch bis zum 5. Juni 2017 läuft, legt Zeugnis von der Offenheit der Gesellschaft im Allgemeinen und der des Veranstalters im Besonderen ab. Und das ist gut so! Der Eintritt für diese aktuelle Ausstellung, die „Werke von Künstlern mit und ohne Behinderung“ mischt, wie es in einem Prospekt zur Kunstausstellung heißt, solle dem Betrachter „keinerlei Handreichung auf eine etwaige Behinderung des Künstlers“ geben, „damit er sich vorbehaltlos den Werken als Ausdruck künstlerischen Schaffens widmen kann“. Das dürfte in Deutschland einzigartig sein.
Zuvor wurden nach der Wiedereröffnung Werke von Jan Vormann und Norbert Kleinlein präsentiert. Am 11. Juni 2017 soll die Ausstellung „Bilder und Tanz“ von Michael Huth eröffnet werden.
* * *
Kunstraum Kesselhaus, Untere Sandstraße 42, Eingang: Am Leinritt, 96047 Bamberg, Web: http://kunstraum-jetzt.de
Öffnungszeiten: Donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr.