Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nein, es ist nicht cool ein Arschloch zu sein. Daniel Keita-Ruel war mal ein hoffnungsvolles Fußballtalent, bis er fußballerisch den Anschluss verlor und 2011 sein Glück mit Raubüberfällen versuchte.
Die ganze Gangsta-Nummer lief dilettantisch ab, nur durch ein Wunder „überlebten“ er und seine Mitganoven tatsächlich vier Überfälle auf kleine bis mittlere Läden. Sein Motiv: Geldgier und Geltungssucht. Gepaart mit außerordentlicher Dummheit und den Flügeln, die ihm seine Jugend verlieh. Am Ende flatterte er mit 22 für fünfeinhalb Jahre in den Bau.
Nun gibt es seine Biografie.
Neben seinen flinken Füßen hatte er eine Schulverweigererkarriere vorzuweisen. „Zu dumm und zu faul“, meint Meister Keita-Ruel in der Rückschau schonungslos über sich selbst. Für einen Profifußballer egal, er soll ja nicht denken, sondern köpfen, kicken, treten. Seine damaligen Hobbys? Teure Klamotten, Autos, der ganze Dreck, den limitierte Kids mit nichts als Nutella im Kopf unbedingt brauchen.
Wie er mit seinen bescheiden geistigen Fähigkeiten das Buch geschrieben hat, wird klar, wenn man den kleingedruckten Namen Harald Braun liest.
Das Buch liest sich schrecklich, diese herzzerreißend kümmerliche Haltung des Jungkickers, sein Desinteresse an gesellschaftlichen Fragen, Schöngeistiges ist ihm fremd, es ist zum Wegrennen, man will es nicht wissen.
Im Knast muss sich sein Restverstand irgendwie geregt haben. Jedenfalls besinnt er sich auf seine Fähigkeiten und spielt nur noch Fußball. Erst in der Knastmannschaft, dann in Ratingen usw. Er will ein Star sein, das ist sein Lebensantrieb. Und seine Familie hält weiter zu ihm, sein großes Glück. Er wird nach Verbüßung seiner Strafe aus der Haft entlassen.
Ein kleines Fußballwunder nimmt seinen Lauf, er kämpfte sich wieder ran, wie man so schön in der Branche flüstert, wenn sich ein scheinbar ewiges Talent doch noch durchsetzt. Über Wattenscheid landete Keita-Ruel schließlich 2018 in Fürth, wo er gegenwärtig für ordentliche Geld in der 2. Liga dem Ball hinterherläuft. Traum erfüllt und abgehakt. Ganz so ist es nicht, weil der gute Mann den Mahner und Verkünder der frohen Botschaft, anderen wieder auf den rechten Weg zu verhelfen, in sich entdeckt. Keita-Ruel: „Man kann dieses Buch vielleicht in ein, zwei Sätzen zusammen fassen, auch wenn ich die lange Fassung bevorzuge: Ich war ein verantwortungsloser Dummkopf und habe es geschafft, das heute nicht mehr zu sein.“
Und heute?
Sein Antrieb ist die Sehnsucht nach Starruhm, warum nicht als einstiger Knacki nicht in der 1. Liga anklopfen?
Dass er seinen Weg aus der Scheisse gefunden hat, ist schön. Dass er Inhaftierten Menschen und sonstigen Gestrauchelten Vorträge über die 2. Chance hält, ist auch schön. Dass Kriminelle keine besonders netten Menschen sind, wusste ich vorher schon. Muss man das Buch lesen? Nein. Der Satz aus Keita-Ruels eigener Zusammenfassung reicht. Und jetzt ab zu Markus Lantz & Co mit ihm.
Bibliographische Angaben
Daniel Keita-Ruel, Zweite Chance, Mein Weg aus dem Gefängnis in den Profifußball, 232 Seiten, Verlag: Kiwi-Paperback, Köln, 16.1.2020, ISBN 3-462-05362-3, Preis: 16 EUR