Nüscht für unjut, aber so jeht det janich! – Über das Büchlein „Berliner Schnauze… Stadtrundfahrt“

Wenn man tächlich über de Kastanienalee und über de Schönhauser schlendert, jetz in dieser heißen Sommerzeit, denn kricht man da schon scheene Sachen zu bekieke: Mein Jott sind de Mädels süß mit jroßen Dekoletes wo der Busen fast rauskullert und den janz kurzen Röcken und Hösjen. Aber jrade denn kriste Lust und willst de Biester ooch mal janz ohne sehen! Da kam mir der Tip von diesem schriftstellernden Taxidriver, wat den scheenen Strand vom Halensee betrifft aber jenau richtich. Hat sich och wirklich jelohnt, da mal hinzukieken. Is och sonst ne janz nette Jejend, det Halensee! War mir bis dato echt keen Begriff nich jewesen. Naja, o.k. war doch keen Schaden nich, det Büchlein mal jelesen ze haben un für Enen, der Berlin bislang nur en bisken kennt oder überhaupt noch janich, is et sicher schon janz richtig. Und schreiben tut der och janz amüsant.

Aba an nen paa Stellen muss ick doch meckern: Will der uns doch glatt unter de Weste jubeln, det die Quadriga ufm Brandenburger Tor, welche doch der Napoleon hatte mitjehen lassen, als unser Dämel Friedrich-Wilhelm in Memel saß, der Moltke 1914 aus Paris wieder herjekarrt hat. Aber det weeß doch eijentlich jeder, dat unsre schimmernde Wehr, wie der olle Kaiser Willem immer seen Kanonenfutter jenannt hat, 1914 janich bis nach Paris jekommen is, sondern die sich haben bei Verdun einbuddeln müssen. Och hat die nich der olle Moltke kommandiert, vielleicht hätte det dann ja besser jeklappt. Also punktum: Det mit Moltke und der Quadriga det war schon im Krieg von 1870/71!

Und och det, wat er uns über dit Nikolai-Virterl erzählt, is ja nu Quatsch: Det de Kirche det eenzige Bauwerk seen soll, wat wirlich alt is un allet annere nur so ne Art Filmkulisse. Also det Knoblauch-Haus hatte den Kriech uf alle Fälle unbeschadet überstanden. Det weeß ick janz jenau, denn da war eener der schicksten Weinstuben in det olle Ostberlin drinne, allwo ick immer de Mächens hinjeschleppt habe, als de Nikolaikirche noch als ausjebrannter hohler Zahn inne Landschaft stand und den Rest von det janze Viertel der Rasen schmückte. Aber och det Ephraim-Palais is echt und och det Jasthaus „Zum Nußboom“, det hamse allerdings irjendwie en bisken umjesetzt, jenauso wie se det nachher am Potsdamer Platz mit diesen Saal jemacht haben, allwo immer unser letzter Kaiser jesoffen hat. Ne, ne, nur de Häuserzeile zwischen de Kirche und den ollen Molkenmarkt, wo ooch det Jasthaus „Zur Rippe“ drin is, die hamse uff alt neujebaut.

Aber nischt für unjut, so manchet sieht der Peter Lucas schon janz richtich: Dat det Fernsehturmrestaurant sich nun in diesen Kapitalismus doppelt so schnell um die eijene Achse dreht findt er echt typisch: Manche macht unsere Zeit doppelt so schnell reich, wie se viele doppelt so schnell arbeits- oder obdachlos macht. Der olle Marx hatte schon janich so unrecht, bloß als er dann bei seine Enthüllung uff det Forum vor Erichs Lampenladen jesehn hat, wat die DDR-Oberhäuptlinge so aus seine Ideen so jemacht hatten, musster sich doch erstmal setzen. Zum ollen Fritz, der noch immer Unter de Linden reitet, fällt unserm Autor nur ein: „Großer Friedrich steig hernieder und regiere uns doch wieder! In diesen lausigen Zeiten, lass doch lieber Angi reiten!“

Peter Lucas: „Berliner Schnauze… Stadtrundfahrt – Waschechter Berliner Bus- und Taxifahrer zeigt seine Stadt“, 2009 Pro BUSINESS GmbH, Schwedenstraße 14, 13 357 Berlin, ISBN 978-3-86805-381-4

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