Er ist Bauleiter auf einer Großbaustelle in Birmingham, auf der am nächsten Tag das Fundament eines Hochhauses gegossen werden soll und er ist ein Familienvater mit zwei Söhnen.
Auf seiner Fahrt nach London versucht er, sein Leben und seine Arbeit im Griff zu behalten. Er versucht seinem leicht betrunkenen irischen Vertreter (Andrew Scott) zu erklären, was noch erledigt werden muss, ruft seine Frau (Ruth Wilson) und seine Söhne an, dass er nicht pünktlich zum Fußballspiel im Fernsehen nach Hause kommen kann, telefoniert mit seinem Chef und dem Krankenhaus, in dem die ältere alleinstehende Frau (Olivia Coleman), die nach einen alkoholisierten One-Night-Stand in dieser Nacht seinen Sohn bekommen wird. Um sich von seinem Vater abzugrenzen, der ihn verlassen hat, will er bei der Geburt des Kindes dabei sein, obwohl ihm die Frau nichts bedeutet. Deshalb nennt er sich auch, wenn das Krankenhaus sich erkundigt, immer nur "der Vater des Kindes".
No Turning Back (engl. Locke) spielt fast nur in Lockes Auto und das in etwa in Echtzeit. Deshalb sehen wir auch nur das bärtige Gesicht des verschnupften Ivan Locke. Die anderen Personen erscheinen nur als Stimmen in Ivans Telefongesprächen und als Namen auf dem Display seines Autotelefons – manchmal wütend, manchmal amüsiert, manchmal ängstlich, oft auch erschüttert. Den Hintergrund bilden die Autobahnlichter, die Ivans Gesicht beleuchten.
Der Film lebt von den darstellerischen Möglichkeiten von Tom Hardy und natürlich von den Fähigkeiten der anderen Darsteller, ihre Frustrationen, Ängste und ihren Ärger nur durch Sprache facettenreich und nachvollziehbar auszudrücken.
Der Film wurde in 5 Wochen gedreht (Hardy hatte nur zwei Wochen Zeit) und zwar live; d.h. Locke’s BMW wurde auf einen Tieflader gesetzt und dann über Nebenstrassen gefahren, die Lichter wurden durch andere Autos der Crew erzeugt. Die anderen Schauspieler waren in einem Hotel untergebracht und per Kopfhörer mit Tom Hardy verbunden. Entweder sie riefen ihn an oder er sie. Zusätzlich gab es Ausstattungsgegenstände wie Schubladen zum Aufziehen oder Handys, um den Spielraum der Darstellung zu vergrößern und damit Tom Hardy zu unterstützen. Tom Hardy war beim Dreh erkältet, dies wurde wunderbar dadurch in den Film eingebaut, dass Locke eine große Box Papertaschentücher auf dem Beifahrersitz stehen hat und sich regelmäßig die Nase putzen muss.
Der Film wird in Deutschland als Thriller verkauft. Wer also einen Film wie Ryan Reynolds‘ Sarg-Solo "Buried – Lebendig begraben", den Telefonzellen-Thriller "Nicht auflegen" mit Colin Farrell oder auch nur Robert Redford’s "All is lost" erwartet, ist hier fehl am Platz, da diesem Film das Element der Todesgefahr fehlt. Nichtsdestotrotz ist dieser Film nicht minder spannend – und das liegt nicht nur an einem Tom Hardy in Hochform, sondern auch an dem packenden Drehbuch des Regisseurs Steven Knight und den Darstellern, die in der Lage waren den Zuschauer mit ihren Dialogen zu fesseln und keine Minute Langweile aufkommen zu lassen.
Dies ist für mich bisher einer der besten Filme des Jahres.
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No Turning Back (Großbritannien, USA, 2013)
OT: Locke
Filmlänge: 85 min
Regie: Steven Knight
Darsteller: Tom Hardy, Ruth Wilson, Olivia Coleman, Andrew Scott u.a.
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 19. Juni 2014