Berlin Deutschland (Weltexpress). Das letzte Heimspiel der Saison sorgte bei den Eisernen für besondere emotionale Momente. Zunächst stand die Verabschiedung von Spielern auf dem Ablaufplan, deren Verträge am 30. Juni enden. In den Status eines Ex-Unioners wurden Rafael Korte, Maximilian Thiel, Benjamin Kessel, Roberto Puncec, Benjamin Kessel und Adrian Nikci verabschiedet. Bei der Verabschiedung dabei war auch Christopher Quiring, er hatte den Verein bereits zur Winterpause verlassen und bekam jetzt seinen Applaus von den vollbesetzten Rängen.
Nach dem Warmmachen der Akteure ging es mit den gewohnten Abläufen weiter. Die Stimme von Nina Hagen schallte durchs Stadion. Die Zuschauerränge bildeten ein rot-weißes Fahnenmeer und chapeau an die Fans aus Heidenheim. Sie hatten die lange Reise auf sich genommen, um bei einem, für den 1. FC Heidenheim, fast bedeutungslosen Spiel dabei zu sein. Heidenheim konnte nur noch etwas für die Verbesserung des eigenen Salärs aus den TV Geldern tun.
Für die Eisernen ging es um etwas mehr, der Hauch einer Chance bestand wohl noch. Wäre es mehr als ein Hauch gewesen, ca. 500 Plätze wären nicht unbesetzt geblieben.
Jens Keller musste einige Umstellungen vornehmen. So bildeten Fabian Schönheim und der zuvor verabschiedete Emanuel Pogatetz die Innenverteidigung, in der Außenverteidigung nahm lediglich Kristian Pedersen seinen angestammten Platz auf der linken Außenbahn ein. Für die rechte Seite war der verabschiedete Benny Kessel zuständig, wahrscheinlich spielt er in der kommenden Saison für Kaiserlautern. Christopher Trimmel, sonst auf dieser Position zu Hause, rückte vor ins offensive Mittelfeld. Er kann ja von Verteidigung bis Sturm auf der rechten Seite alles spielen. Damir Kreilach war gelb gesperrt, dafür kam Errol Zejnullahu die Verantwortung für den zentralen Part im offensiven Mittelfeld. Taktisch sortierte sich alles zu einer 4-2-3-1 Grundformation.
Pünktlich zum Spielbeginn zogen dunkle Wolken über der Wuhlheide auf und der Himmel fing an zu weinen. Bis zum Schlusspfiff ging ein sachter Landregen hernieder.
Die Heidenheimer machten nicht den Eindruck, als wollten sie brave Gäste sein. Trotz angenehmer Temperaturen war es kein Sommerfußball. Union wollte viel und brachte nichts zustande. Es gingen 9 Torschüsse in die offizielle Statistik zu diesem Spiel ein. Hochkarätige Chancen für die Eisernen waren es nicht, die sich hinter dieser Zahl verbergen. Die Probleme im Spielaufbau bekamen sie nicht in den Griff. Nach der ersten Halbzeit musste Kapitän Felix Kroos verletzungsbedingt aufgeben. Für ihn kam Dennis Daube.
Das Halbzeitergebnis aus Bielefeld – 2:0 Führung der abstiegsbedrohten Arminia gegen Braunschweig – hielt Unions Hauch einer Chance weiter am Leben. Jetzt musste Union liefern. In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit sah es danach aus. Es war nur ein Strohfeuer. Heidenheim bekam wieder mehr Kontrolle. Mittelfeldgeplänkel bestimmte das Spielgeschehen. Am vorletzten Spieltag ist der Blick auf die Zwischenstände aus den anderen Stadien oft genauso spannend, wie der Blick auf das Geschehen auf dem heimischen Rasen. In der Alten Försterei lief die 65. Spielminute und das Spiel in Berlin war als einziges torlos. In Bielefeld war gerade das 3:0 für die Arminia gefallen. Irgendwie muss doch ein Tor für die Eisernen drin sein. Seit der 59. Minute spielte Kenny Redondo für Simon Hedlund und noch mehr Offensivkraft sollte der verabschiedete Maximilian Thiel bringen. Zejnullahu machte ab der 74. Minute für ihn Platz.
Lange Bälle, irgendwie in den Strafraum kommen, alles was wie ein Angriff aussah wurde frenetisch bejubelt. Heidenheim blieb gefährlich, kämpfte weiter.
Das Schicksal schlug brutal zu, in Berlin war es nicht mehr torlos. Denis Thomalla – in der 78. Minute eingewechselt – spielte einen tödlichen Pass und Sebastian Griesbeck befördert den Ball über die Linie. Lähmendes Entsetzen im Stadion, der Traum war zu Ende. Das Spiel ging verloren. Freuen konnten sich die Heidenheimer, die ihren Sieg bejubelten, als hätten sie die Meisterschaft geholt. Es wurden die Ergebnisse aus den anderen Stadien verkündet. Besonders schmerzlich war die Bekanntgabe des Torstandes aus Bielefeld. Eintracht Braunschweig war dort mit 0:6 untergegangen und hat trotzdem den Tabellenplatz 3 sicher. Es gab in dieser Saison insgesamt nur drei Niederlagen daheim in der Alten Försterei, gegen Düsseldorf, Aue und eben zuletzt gegen Heidenheim.
Die Eisernen können die neue Saison in der zweiten Liga vorbereiten, im Kader sind einige Plätze frei. Die Bilanz ist sehr erfreulich, trotzdem ist es bitter, so kurz vor dem Ziel zu straucheln.
Stimmen nach dem Spiel
Denis Thomalla (Stürmer 1. FC Heidenheim, gab die Tor-Vorlage): „Eigentlich wurde ich schlecht angespielt, dann gehe ich in den Zweikampf,alle erwarteten wohl eine Flanke, dann kam der tödliche Pass, flach rein gespielt und Griesi (Thomas Griesbeck) stand da gut, ja das war wichtig. Im Augenwinkel habe ich ihn schon gesehen, wusste allerdings nicht, ob er abseits steht.“
Marc Schnatterer (Kapitän und Stürmer 1. FC Heidenheim): „Wir haben sehr gut aus den Positionen heraus gespielt, man hat gesehen was wir vorhaben, konnten immer wieder Nadelstiche setzen. Wir haben das Tor gemacht und verdient hier gewonnen.“
Thomas Griesbeck (Mittelfeld 1. Heidenheim, Torschütze zum 1:0): „Wir hatten uns vorgenommen als Mannschaft aufzutreten, hinten gut verteidigt und vorne was zugetraut. Wir sind froh, dass wir den Negativlauf der letzten Zeit etwas überwunden haben. Ich wurde gut bedient und ich bin froh, dass der Ball drin war. Es war mein drittes Saisontor. Ich spiele sonst mehr im defensiven Mittelfeld, heute hat mich der Trainer mehr nach vorne beordert.“
Christopher Trimmel (Mittelfeld 1. FC Union Berlin): „Enttäuschung, wir haben verloren, es ist schade. Wir wollten gewinnen, obwohl wir viele Ausfälle zu verkraften hatten. Es waren zu wenig Torchancen, die wir heraus gespielt haben. Jetzt sind wir enttäuscht, trotzdem haben wir insgesamt eine tolle Saison gespielt. Schade, so kurz vor dem Ziel zu scheitern.“
Philipp Hosiner (Stürmer 1. FC Union Berlin): „Wir haben alles versucht, es hatte nicht sollen sein in den letzten Spielen. Heute haben wir uns einfach zu wenig Chancen erarbeitet. Für Fürth nehmen wir uns noch einiges vor und wollen nach Möglichkeit den Fans einen Sieg schenken. Nach dem Ergebnis aus Bielefeld hätten wir gern dieses Spiel gewonnen. Alle wollten das Spiel gewinnen, es wirkten Spieler mit, die keinen Vertrag über die Saison hinaus hatten und sich gut verabschieden wollten. Heidenheim hat es heute einfach gut gemacht und unsere spielerischen Mittel haben nicht ausgereicht.“
Frank Schmidt (Trainer 1. FC Heidenheim): „Versetzt Euch in unsere Lage, 2017 haben wir noch kein Heimspiel gewonnen, in der letzten Zeit wurden wir nicht gerade mit Selbstvertrauen überschüttet.Sicher hätte bei einem Sieg Union noch mal eine Chance gehabt in den Aufstiegskampf einzugreifen. Wir haben uns gut auf den Gegner eingestellt und konnten Union weitgehend von unserem Tor fernhalten. Ein bisschen werden wir jetzt feiern, die Heimfahrt ist lang genug.“
Jens Keller (Trainer 1. FC Union Berlin): „Wir haben uns das heute natürlich anders vorgestellt und wollten zum letzten Heimspiel unseren Fans ein gutes Spiel liefern. Man muss realistisch bleiben, 5 Stammspieler mussten ersetzt werden und zur Halbzeitpause ging es bei Felix Kroos nicht mehr weiter. In der 1. Halbzeit haben wir es ganz gut gemacht, ohne allerdings die erforderliche Durchschlagskraft entwickeln zu können.“
Spieldaten
1. FC Union Berlin
Tor: Daniel Mesenhöler Abwehr: Benjamin Kessel; Emanuel Pogatetz; Fabian Schönheim; Kristian Pedersen Mittelfeld: Stephan Fürstner; Felix Kroos (ab 46. Dennis Daube); Christopher Trimmel; Errol Zejnullahu (74. Maximilian Thiel); Simon Hedlund (ab 59. Kenny Redondo);Angriff Philipp Hosiner 4-2-3-1
Trainer: Jens Keller
1. FC Heidenheim
Tor: Kevin Müller Abwehr: Robert Strauß; Hauke Finn Wahl; Tim Norman Theuerkauf; Arne Feick Mittelfeld: Sebastian Griesbeck ; Mathias Wittek; Marcel Titsch-Reviero; (ab 90. Ronny Philip); Angriff Ben Halloran (ab 57. Kevin Lankford); Tim Kleindienst (ab. Denis Thomalla); Marc Schnatterer 4-3-3
Trainer Frank Schmidt
Ergebnis: 1:0 (0:0) für 1. FC Heidenheim
Tore: 1:0 (82. Min) Sebastian Griesbeck
Zuschauer: 21.552 Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Harm Osmers, Christoph Bornhorst, Thomas Gorniak, Henry Müller
Wetter: schwüles (20 Grad C) Wetter mit leichtem Regen