Nie wieder Sex mit der Ex von sieben teuflischen Ex-Lovern – Michael Cera muss in der Kinofassung von Bryan O ´Malleys Comic als „Scott Pilgrim vs. The World“ kämpfen

„Du hast eine Band?“- „Ja. Wir sind furchtbar.“ Anderes wäre überraschend bei einem Bandnamen wie „Sex Bob-omb“. Als „Sex Bob-omb“ wollen Bassist Scott Pilgrim (Michael Cera), Drummerin Kim und der unbeholfene Sänger Young Neil einen Musikwettbewerb gewinnen, dessen Sieger ein Plattenvertrag mit dem selbstgefälligen Musikproduzenten Gideon (Jason Schwartzmann) winkt. Noch sehnlicher will der sexuell auf Grundschulniveau hängengebliebene Scott das Herz von Ramona (Mary Elizabeth Winstead) gewinnen. Dazu muss er gegen ihre sieben teuflischen Ex-Lover in einer Cartoon-Version freudianisch angehauchter Phantasie-Duelle antreten. Zack! Wusch! Crshunck! Witzig war das in der alten „Batman“-Serie, originell in den alten Nintendo-Spielen. In „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ ist es nur noch „total öde“, wie ein Protagonist sagt. Ähnlich referenziell ist die Musik von Scotts Band, deren Niveau ein zielender Dialogsatz beschreibt: „Ihr solltet für Taube spielen.“ Nicht zufällig wird jeder Song, gleichgültig von welcher der zahlreichen im Wettbewerb gegeneinander antretenden Gruppen, nur sekundenlang gespielt.

Nach den ersten Akkorden klingt die Musik nach dem drittklassigen Cover eines besseren Songs, den man irgendwo schon gehört hat. Die ununterbrochen eingespielten Soundeffekte sind nach den ersten zehn Filmminuten anstrengend wie Radio-Jingles. Die lärmenden Actionszenen störend den Handlungsfluss, anstatt ihn voranzutreiben. Die Witze kreisen beständig um die gleichen Dinge: Scotts klammernde Ex-Freundin Knives (Ellen Wong), Scotts Unsicherheit, Scotts schwulen Mitbewohner Wallace (Kieran Cukin). Die ungelenke Natürlichkeit der Bandmitglieder, die sie sympathischer machen soll als ihre affektierte Konkurrenz, ist tatsächlich kalkulierte Pose. Die Stillosigkeit von „Sex Bob-omb“ ist ihr Stil. Noch flacher als ihre Papiervorlagen, werden die Protagonisten ausschließlich durch Aussehen und Manierismen charakterisiert. Persönlichkeiten entwickeln sie nur ansatzweise dank der jungen Darstellern.

Hektisch jagt die Handlung von einem Ort zum nächsten, macht Zeitsprünge und schneidet unterschiedliche Sequenzen parallel. Wrights Bemühungen kurzweilig zu sein bewirken das Gegenteil. Keine Situation währt lange genug, um zu berühren, kein Szenario vermag Atmosphäre zu entfalten. Umso eindrücklicher ist die miserable Synchronisation („Du bist ein Schmerz in meinem Arsch.“) und die penetrante Schleichwerbung für Kanadas Strarbucks-Pendant Second Cup. Kaffee braucht man, um während Zweistundenwerks wach zu bleiben. Mit den Worten von Scotts Schwester: „Vielleicht solltest du nächstes mal nicht das Mädchen mit den teuflischen Ex-Lovern daten.“

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Titel: Scott Pilgrim vs. The World – Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Komödie

Kinostart: 21. Oktober 2010

Regie:Edgar Wright

Drehbuch: Edgar Wright, Michael Bacall

Darsteller: Michael Cera, Mary Elizabeth Winstead, Kieran Culkin, Chris Evans, Anna Kendrick, Alison Pill, Brandon Routh, Jason Schwartzman, Brie Larson, Johnny Simmons, Mark Webber

Kamera: Bill Pope

Musik: Nigel Godrich

Schnitt: Jonathan Amos, Paul Machliss

Laufzeit: 112 Minuten

Verleih: Universal

Internet: www.scottpilgrimthemovie.com, www.universal-pictures.de

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