Exakt das ist vor rund 2500 Zuschauern am Bodensee passiert. Der Titelverteidiger antwortete auf den Verlust des umkämpften ersten Durchgangs (23:25) mit zwei souveränen Satzgewinnen und drehte im vierten Abschnitt einen zeitweiligen Fünfpunkte-Rückstand eindrucksvoll zum 26:24.
Das war der dritte Titeltriumph in Folge für die Hauptstädter und der sechste insgesamt. Womit sie in der Bundesliga-Chronik hinter Friedrichshafen (12x) und Münster (8x) auf Rang drei mit Hamburg vorrücken. DDR-Abonnements-Champion SC Leipzig blieb 19 x siegreich.
„Dritter Titel – jetzt kann man sagen, dass wir die Dominanz von Friedrichshafen beendet haben“, bilanzierte Berlins Mittelblocker Felix Fischer. Er war für den Serben Srecko Lisinac eingewechselt worden und hatte mit seiner emotional geprägten Spielweise und seiner Qualität nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Gäste diese vierte Partie letztlich entscheidend unter Kontrolle brachten.
Vital Heynen hatte seine Prognose pro Berlin nach dem 3:1 der BR Volleys im zweiten Heimspiel abgegeben. Auch weil er glaubte, in deren Gesichtern die größere Entschlossenheit erkannt zu haben: „Meist gewinnt in einer Finalserie derjenige, der den Sieg mehr will”¦“.
BR-Trainer Mark Lebedew sah gleichfalls im „unbändigen Siegeswillen“ seiner Schützlinge den Hauptgrund für die erfolgreiche Titelverteidigung. Der Knackpunkt sei diesmal die Reaktion der Mannschaft nach der unerwarteten Auftakt-Niederlage in eigener Halle gewesen: „Da ist die Mannschaft zusammengerückt und hat meisterlich mit dem Auswärtssieg geantwortet.“ Diesen meisterlichen Stolz, sich mit allen Kräften gegen eine Niederlage zu behaupten, habe sich auch am Mittwoch beim Rückstand im vierten Satz offenbart.
Diese besondere mentale Stärke ist ohne Hilfe eines Mentaltrainers zustande gekommen und aus der Charakterkonstellation des Kaders sowie des Verhältnisses zum Cheftrainer erklärbar.
Möglicherweise hat sich der stärkere Siegeswille auch nach der bitteren Pokal-Niederlage der Volleys herausgebildet. Während bei Friedrichshafen danach die Konzentration abfiel und die Mannschaft leichtfertig den ersten Rang nach der Bundesliga-Hauptrunde an Berlin verspielte, blieben die Volleys fokussiert nach dem Motto: Aller guten Dinge sind drei (Titel)!
Die BR Volleys boten auch in der abschließenden Begegnung das kompaktere Spiel mit mehr Angriffsoptionen, während bei Friedrichshafen Diagonalangreifer Ventzislav Simeonov erneut zu wenig Unterstützung erhielt.
Der VfB nahm in fairer Art den Ausgang hin. Kapitän Max Günthör: „ Berlin ist zu Recht Meister. Die Spieler haben nie aufgegeben und immer daran geglaubt.“
Trainer Stelian Moculescu, der diesmal auf den Stammzuspieler Nikola Jovovic zurückgreifen konnte und in Annahme/Angriff mit Wechseln dem Druck der Berliner Paroli bieten wollte: „Berlin hat verdient gewonnen. Sie waren besser im Umschaltspiel aus der Verteidigung heraus.“
Aus den mit Abstand führenden Mannschaften der Bundesliga wird Heynen übrigens für die deutsche Nationalmannschaft zur WM-Endrunde im September in Polen wenig Qualität schöpfen können. Denn nur zwei – Günthör und Robert Kromm aus Berlin – stehen in der jeweiligen Stammformation. Beide haben aus persönlichen Gründen für die WM abgesagt. Es sollte, so Heynen – wie bei den Topnationen Brasilien, Russland, Italien, Polen auch hier eine Ausländerbegrenzung im Kader geben”¦
Das Ziel bleibe dennoch – die besten Deutschen außer Kromm/Günthör sind im Ausland unter Vertrag – 42 Jahre nach Gewinn der olympischen Silbermedaille 1972 durch das DDR-Aufgebot „wieder ein WM-Medaille durch die Männer zu gewinnen.“