Sein düstrer Witz, seine liebevoll-randcholerischen Lobpreisungen unseres Altherrengekicks hat im mannschaftsintern schon viele Freunde gemacht. Wobei es nicht sein vordergründiges Ziel ist, sich mannschaftsintern Freunde zu machen. Dafür sind in unserem Team die Leichtgewichte zuständig.
Dazu ist Schmidt außerdem zu sehr Schmidt. Und nicht Autonamaschmidt.
Denn der Autor Jochen S. interessiert sich nicht nur für Fußball. Gerade fußballspezifische Literatur hält er im gesamten für überbewertet. Neben der Schmidtforschung interessiert ihn ansonsten reinweg alles. Der eventuell umfallende Fernsehturm, die Legehenne für 5,50 Euro, 14jährige Mädchen mit Autogrammwünschen, alte Weiber mit 110, sentimentale Töne aus der DDR.
Darüber lohnt es sich zu dichten, und es droht auch kein Heldentod außerhalb der eigenen Umlaufbahn wie in diesem Schreckenspoem: „Ich könnte ein Fitnessstudio leiten/Oder Rentner beim Sterben begleiten/Ich könnte Lebensmittel produzieren/Oder mit so einem Tuch rumwedeln vor Stieren“
Um es mit den Worten J.S. zusammen zu fassen: „Es gibt viele Gründe, die Erde zu verlassen, aber wenig Mittel.“
Jochen Schmidt, der Hypochonder im Dauereinsatz. Er hat ein fideles und anregendes Werk vorgelegt, das seine Kurzgeschichten für die Lesebühne Chaussee der Enthusiasten, Kolumnen für die FAZ, die Süddeutsche oder auch Comics für den Tagesspiegel vereint.
Wer mag kann auf der beigefügten CD auch noch den unsterblichen Worten Schmidts lauschen.
Lieber Jochen: Schreib uns weiter was zum Lachen und zähl niemals all die Treppenstufen auf dem Weg zum Glück. Oder besser doch?
* * *
Jochen Schmidt: Weltall. Erde. Mensch, 176 Seiten, Voland & Quist Verlag 2010, 19,90 Euro