Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Restaurantkette für Schnellesser der Vapiano Societas Europaea mit Sitz in Köln kam in den vergangenen Monaten vermehrt in die Kritik und geriet verstärkt in den Verruf. Geschäftserwartungen mussten mehrfach gesenkt werden, die Aktien schmierten nicht nur ab, sondern rauschte nach unten. Und der Geschmack?
Im Grunde brachte Vapiano die Hollywoodisierung des Essens und die McDonaldisierung der Gast- und Rasthäuser auf die edle Schiene, die zu einem Abstellgleis zu werden drohte. Kellner bei Vapiano? Fehlanzeige. Selbstabholung und also Schlangestehen wie bei McDoof und auch wie dort: offene Küche und also Zugucken. Auch kann von Kochkunst keine Rede sein.
Wenn keiner etwas können muss und also die Ausgaben für das Personal auf Mindestlohn gedrückt werden können, weil im Restaurant die Taylorisierung und Fordisierung und also genormte Arbeitsschritte im Takt des Zeigers Einzug gehalten haben, dann nennt man das Systemgastronomie. Weil alles vereinheitlicht und vereinfacht ist, braucht man nur noch Dummköpfe. Aber Werbung, um nicht wenig Klügere massenhaft in die Läden für schnelles Essen zu locken.
Mehr Schein als Sein
Schnelles Essen wird anglizistisch gewitzigt Fast Food genannt und scheint wie gemacht für Mittelschichten, denen das Geld nur so durch die Hand rinnt wie das Buch durchs Hirn (wenn die überhaupt noch zum Lesen eines Buches kommen). Deswegen müssen auch angenehmes Ambiente und frischere Produkte sein sowie eine Karte, die mit der Zeit geht. Mehr Holz und Erdfarben für die Bodenständigkeit sowie Grün – auch auf dem Teller.
Und weil Mittelschichtler und also Kleinbürger, die vom persönlichen Aufstieg träumen, aber als tumbe Masse an der Nase herumgeführt und auch mal am Ring durch die Arena gezogen werden, sich derzeit vom Fleisch entwöhnen lassen sollen, wie es manche wollen, bietet Vapiano nun eine neue Speisekarte ohne Tolles vom toten Tier. Zwar dominieren Pasta und Pizza, doch die dürfen persönlicher gestaltet werden und mehr denn je vegetarisch sein.
Dafür entblödete sich der einst mehrfach ausgezeichnete und einfach ausgebildete Metzger und Koch Wolfgang Müller, der als „Deutschlands einziger Metzger mit Stern“ präsentiert wurde, der erst das Berliner Restaurant „Adermann“ eröffnete und dann als Küchenchef und Teilhaber des Berliner Restaurants „Horváth“ Bekanntheit und Bezeichnung in Berlin und weit darüber hinaus errang, nicht, sich in einem Vapiano-Restaurant in der Berliner Friedrichstraße am Donnerstag, den 6. Februar 2020, in die Küche zu stellen und zu behaupten, er esse oft gut und gerne bei Vapiano.
Wohl wahr ist, dass „in allen deutschen Restaurants die vor den Augen der Gäste „zubereiteten Gerichte der neuen Speisekarte ab sofort bestellt werden“ können. Dass dabei die Besteller „die meisten Gerichte“ nach eigenen Bedürfnissen in den Zutaten zusammenstellen lassen können, das stimmt auch und manche gut gelaunt.
Auf der Vapiano-Speisekarte stehen als neue Gerichte beispielsweise Pasta Burrata und Pizza Burrata. Neben dem Frischkäse vom Typ Filata als Sonderform des Mozzarella steht auch gemischtes und geriebenes Grünzeug auf dem Programm und zwar beispielsweise als Pasta Pesto Basilico (also eine ungekochte pastöse Sauce vor allem mit Basilikum plus Pinienkernen) und Pizza Pesto con Spinaci. Fleisch sucht man in diesen Speisen vergebens, aber auch bei Pasta Chicken Alfred muss man die Fleischstückchen, angeblich aus Hähnchenbrust, suchen, doch – keine Angst, sie sind da, aber wirken wie abgezählt.
Das alles und noch mehr warf Joachim Rehkämper, der als „Vice President Germany der Vapiano SE“ vorgestellt wurde, mit Begriffen wie „Freiheitsgrade und Möglichkeiten, auch beim Essen ganz sie selbst zu sein“ in einen Topf und rührte … die Werbetrommel.
„Neben neuen italienischen Gerichten“, die kein Italiener von Hause aus her kennt, „nehmen wir dabei auch aktuelle Food-Trends auf, wie unsere neuen Bowls“, sagte er und merkte an, „allen ein kulinarisches Zuhause, vom Veganer bis zum Fleischesser“.
Rehkämper werde auf „Individualisierung und Auswahlmöglichkeiten sowie auf kompromissloser Frische und hoher Qualität der Zutaten“ setzen sowie auf „Haltung“. Darauf sei das „Konzept … aufgebaut.“
Ob wieder mehr Kunden vor einem modisch-zeitgemäß-schicken Schnellrestaurant wie Vapiano halt machen?
Wenn ja, dann dürfen die vor einem „digitalen Orderpoint“ ihre Bestellung aufgeben. Angeblich würden sie dadurch „einen zügigeren Bestell- und Zubereitungsprozess ihre Gerichte um bis zu 50 Prozent“ starten. Wenn`s stimmt, dann stimmt das wohl mit dem Restaurant für Schnellesser.