Vorn lagen in der Mixed-Staffel mit je zwei weiblichen und männlichen Startern die favorisierten Vierer aus Norwegen und Frankreich. Dahinter nach einer großartigen Aufholjagd der tschechischen Fans unter den 27 000 Zuschauern das Aufgebot des Gastgebers Tschechien.
Es war die erste Medaille für den Ausrichter in diesem Wettbewerb, der 2005 eingeführt wurde und im nächsten Jahr in Sotschi seine olympische Premiere feiert.
"Das war ein Superauftakt für uns", freute sich Pressechef Jiri Posvar aus Brno. Insgesamt rechnet der Veranstalter, der erstmals überhaupt Biathlon-WM-Titelkämpfe organisiert, bis zum 17. Februar mit mehr als 150 000 Besuchern auf der böhmisch-mährischen Höhe von 625 m über Meeresspiegel.
Darunter sind und werden auch zahlreiche deutsche Biathlonsfans sein. Gestern erlebten sie wie Thomas Pfüller ein von Anfang an verkorkstes Rennen. Jener war extra von der Alpinen-WM in Schladming herübergekommen, wo es in den ersten zwei Wettbewerben auch nicht gerade einen erfolgreichen Auftakt für die Aktiven des DSV gegeben hatte. Während der Generaldirektor allerdings von Felix Neureuther und Co. den Erwartungspegel mit "zwei bis drei Medaillen" niedrig angesetzt hatte, war er bei den Skijägern von "fünf bis sechs Podestplätzen ausgegangen".
Obwohl deren Winter nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner, Michael Greis und anderen schon sehr wechselhaft geriet und sich eine "Konjunkturdelle" abzeichnete.
Der aktuelle WM-Auftakt bestätigte diese Prognose weit stärker als befürchtet. Routinier Andrea Henkel wechselte nach zwei Nachladern als Sechste mit 42 Sekunden Rückstand und meinte: "Der letzte Nachlader war völlig unnötig, weil ich einfach nicht richtig nachgehalten habe. Beim Lauf wusste ich, dass ich momentan mit den Schnellsten nicht ganz mithalten kann."
Saison-Aufsteigerin Miriam Gössners erste Äußerung, nachdem sie als 13. mit 1:36 Minuten Rückstand gewechselt hatte: "Das war’s".
Die 22-Jährige aus Garmisch, in der Saison ja häufig zwischen grandios und grottenschlecht pendelnd, fabrizierte vier Nachlader und eine Strafrunde. Eine hoffnungslose Hypothek, die Simon Schempps und Andreas Birnbachers Elan und Zuversicht so runterdrückten, dass es letztlich bei Rang 13 blieb. Dabei waren die deutschen Staffeln neben denen der Norweger bislang die erfolgreichsten. Ausgewiesen beispielsweise durch zwei titel seit 2007 und Rang drei im Vorjahr in Ruhpolding.
Unmittelbar nach ihrem Lauf über sechs Kilometer fand Gössner noch eine einleuchtende Erklärung für ihren Einbruch. "Es lief von Anbeginn nicht richtig bei mir. Ich konnte ja selbst im Windschatten kaum Boden gutmachen. Dann wollte ich unbedingt aufholen und habe beim Stehendschießen leider daneben gehalten."
Das Bedenkliche am Auftritt der dreimaligen Saison-Gewinnerin im Weltcup und derzeit Gesamtvierten im Weltcup – sie verlor auf jeder Runde bei optimalen äußeren Bedingungen (gilt auch für das Schießen) auf einer vorbildlich präparierten Loipe allein im Lauf rund 15 Sekunden. Wo sie sonst fast eine halbe Minute auf ähnlicher Streckenlänge mit ihrem Turbo-Speed vor den Konkurrentinnen lag…
Ob Konjunkturdelle oder nicht – diese Frage kann allerdings erst nach dem WM-Ende beantwortet werden. Und da gibt es noch zehn Gelegenheiten in ebenso vielen Wettbewerben, um eine bessere Antwort als nach Tag eins zu geben.