München mit Sieg in Berlin – Eisbären verlieren gegen den EHC München mit 1:2 (0:0, 0:1,1:1)

Viele verletzte Stammspieler lümmeln seit langer Zeit in der Loge und jetzt auch noch Sven Felski, der Mannschaftsführer. Felski, der in diesem Winter wie im Zweiten Frühling spielt und nach Belieben trifft, sitzt momentan die Mindeststrafe von vier Spielen ab. Der Kapitän fehlt dem Kader. Das Fehlen arrivierte Akteure führt zudem in der Regel zur Überanspruchung der Jungen, auf deren Schultern das Schicksal lastet. Talentierte Eisbären bilden keine Ausnahme.

Gefühlt kurvte zudem gegen den EHC München die erste Reihe der Eisbären gut und gerne zwei von drei Drittel über das Eis. Wahrlich wird das nicht viel weniger gewesen sein. Daß Kondition und Konzentration rasend nach unten rinnen wie Sand durch Eieruhren, das ist ein Allgemeinplatz, den Sportjournalisten, die über diese Partie berichten durften, auch zwischen den Zeilen nicht notierten. Gut, daß es den WELTEXPRESS gibt.

Gut auch, daß die Dezimierten vom Meister die Tabelle noch immer von oben betrachten, das ist das eigentliche Wunder und zeugt vom guten Auge der Verantwortlichen für den Nachwuchs und tolles Training, ohne das auch beim Eishockey wenig läuft und rund schon gar nicht. Wenn die Abstände zwischen den Spielen aber immer kürzer werden in einer langen Saison, die sich zu den Endspielen neigt, dann bleiben Schönheit und Schlaf, Leidenschaft und Lernen leider mitunter auf der Strecke.

Wer über „enttäuschende Berliner“ in der ausverkauften Mehrzweckgroßhalle am Ostbahnhof schreibt, hat sich von den herausragenden Leistungen bis dato täuschen lassen. Wer „das war noch zu SIMpel“ titelt wie Jörg Lubrich in der „Bild“ oder in der Überschrift das „verpatzte Sim-Debüt“ behaupt, der hat zwar nicht Unrecht, doch das Wesentliche nicht auf den Begriff gebracht. Immerhin notiert Marcel Stein in der „Berliner Morgenpost“, was Sache war: „Gegen die Bayern lief er (Sim, d.R.) in der dritten Reihe auf, und er führte sich gleich mit einem krachenden Check … ein. Sim erhielt gleich viel Eiszeit, durfte sogar in Überzahl ran. Noch fehlte zwar etwas die Anbindung ans Spiel, die Umgebung ist ja auch noch sehr neu, gerade einmal trainierte er mit den Eisbären. Seine NHL-Schule war dennoch zu sehen, sobald sich eine Lücke bot, zog er unmittelbar ab.“

Weil das Abwehrverhalten bereits im Angriff anfängt, darf ich schreiben, daß dem 34-jährigen Kanadier die Bindung mehr als „etwas“ fehlte, beim zweiten Gegentreffer stand Sim auf dem Eis, was nicht davon ablenken soll, daß die Defensive allgemein die nötige Aggressivität vermissen ließ. „Allein bei Rob Zepp durften sie sich bedanken, dass es lange 0:0 stand. Fast 30 Spielminuten lang wehrte der Berliner Torhüter die Angriffe der Gäste ab, bis Martin Buchwieser ihn in Münchner Überzahl überwand“ schreibt Katrin Schulze im „Tagesspiegel“ und sieht die Situation wie wir und 14.200 zahlende Zuschauer.

Ob die müden Männer aus Berlin morgen ab 14:30 Uhr beim Heimspiel gegen Hamburg den Tank aufgefüllt haben werden, das darf bezweifelt werden. Doch auch mit Geduld und Verstand können die jungen Wilden bei schweren Beinen und leerem Köpfchen siegen. Oder nicht. Gewinnen gegen den EHC München war nicht unmöglich. Besser waren die Bayern nicht, obwohl „die Berliner „gegen den erstaunlich abgezockten Gegner selbst in Überzahl kaum imstande“ waren, „Torgefahr heraufzubeschwören“, was Wolfgang Hettfleisch in der „Berliner Zeitung“ bestens beschreibt. Egal. Neues Spiel, neues Glück.

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