Stralsund, Deutschland (Weltexpress). Große Schiffe, große Häfen – das liegt, so liest man´s in diversen Fahrplänen, anscheinend im Trend. Aber es gibt auch gegenteilige Entwicklungen. Wie es Expeditionskreuzfahrtschiffe seit langem vormachen: kleinere bis mittlere Schiffe mit deutlich weniger Passagieren und bisher wenig oder gar nicht bekannten Häfen.
Während seiner kleinen Ostsee-Rundreise vom 14. bis 19.10.2021 läuft das bekannte Expeditionskreuzfahrtschiff MS Hamburg am 16. Oktober von Bornholm kommend die Hansestadt mit ihrer landschaftlich schönen Zufahrt zwischen Rügen und vorpommerschem Festland an. Das 1997 als Columbus für Hapag-Lloyd in Wismar gebaute Schiff ist mit 15.067 Bruttoraumzahl (BRZ), 144 Meter Länge und 5,5 Meter Tiefgang der größte Kreuzfahrer, der je Stralsund angelaufen hat. Eine Premiere also und dazu ein Erstanlauf.
Sogeffekt erwünscht
Die Fahrt von der offenen Ostsee durch Greifswalder Bodden und Strelasund in die Hansestadt dauert vier Stunden länger und kostet entsprechend mehr als ein kurzer Anlauf von Mukran auf Rügen. Natürlich kann es bei einer Sundpassage windbedingte Probleme (Wasserstandsschwankungen, zu starker Seitenwind) geben, aber allein diese aussichtsreiche Fahrt lohnt sich. Das haben immer wieder Kapitäne und Gäste bestätigt. Dafür wurde schon eine Weile die Werbetrommel gerührt. Das heißt im Klartext, die Reedereien und Veranstalter mussten entsprechend umworben werden. Corona hat einige Bemühungen zunichte gemacht, zum Beispiel den Besuch der Seaventure ex Bremen.
Zu wünschen ist, dass sich nach dem „Hamburg“-Besuch ein Sogeffekt einstellt und weitere Reedereien wie Veranstalter die Hansestadt in ihre Planungen einbeziehen. Dazu müssten natürlich die Konditionen stimmen und die jeweiligen Schiffsabmessungen zu den Hafenbedingungen passen. Stralsund sollte als dritter Kreuzfahrthafen im Land – neben Wismar und Rostock – verstärkt in den Focus der Fahrplangestalter gerückt werden.
Neben Flusskreuzfahrtschiffen kann Stralsund als einziger Hafen im Land auch mit Hochseekreuzfahrtschiffen punkten. Die UNESCO-Welterbe-Partnerstadt Wismar macht das schon längst vor und kann bereits mit einem Dutzend Hochsee-Kreuzfahrtschiffen pro Jahr punkten. Investiert wird mit Landes- und EU-Mitteln daher auch in eine neue Kreuzfahrt-Pier. In Stralsund würde sich der Frankenhafen anbieten mit einer passenden Infrastruktur.
Großer Bahnhof erhofft
Die Nord-Ostsee-Reisen der „Hamburg“ stehen unter dem bezeichnenden Motto „Das Gute liegt so nahe“. Gestartet wird in Kiel. Weiter geht es zu Bornholms Inselhauptstadt Rönne, von Stralsund nach Travemünde, durch den Nord-Ostsee-Kanal auf Reede vor der Insel Helgoland mit Reiseende in Hamburg. Kleine Destinationen, für viele Gäste, die alles andere schon kennen und keinen Massenbetrieb mögen, umso interessanter. Vor allem auch ohne große An- und Abfahrt.
Um acht Uhr morgens wird das Schiff im Südhafen anlegen und um 18 Uhr wieder auslaufen.
Dieser Zeitplan wurde auch durch eine Havarie mit der Kaimauer in Hamburg vor ein paar Tagen nicht durcheinandergewürfelt. Bis auf ein paar Schrammen hat es zum Glück keine größeren Schäden gegeben.
Die Manöver in Stralsund können vom Westufer des Kleinen Dänholm vom Nautineum aus optimal beobachtet und fotografiert werden. Der vorgesehene Liegeplatz 21, an dem normalerweise Schrott verladen wird, ist zwar optisch nicht unbedingt ein Schmankerl, aber offenbar aus guten Gründen ausgesucht worden. Es ist zu hoffen, dass der „Hamburg“ trotzdem ein „großer Bahnhof“ bereitet wird!
Besichtigt werden kann das Schiff aus angeblichen Sicherheits- und Coronagründen nicht.