Das trifft auch auf den neuen „Transformers“-Film zu, der Fortsetzung des unerwartet erfolgreichen ersten Teils „Transformers“ von 2007. „Transformers – Die Rache“ spinnt die Saga um die sich in Kampfroboter verwandelnden Maschinen und ihre menschlichen Gefährten fort. Auf dem Regiestuhl saß zum zweiten Mal Michael Bay, dessen hirnlose Actionwerke für gut geölte Kinokassen sorgen. „Transformers – Die Rache“ ist Blech, im doppelten Sinne. Was ließe sich mehr erwarten von einem Kinofilm, der von Plastikspielfiguren der Firma Hasbro „inspiriert“ wurde? Die über zweieinhalbstündige Handlung ist eine nimmer endende Materialschlacht. Nicht genug, dass Riesenroboter gegeneinander antreten. Ein Großteil der Ereignisse spielt zudem auf möglichst metallreichen Schauplätzen wie Fabrikhallen, Frachtschiffen und Autowerkstätten.
Hier kämpfen der Collegeneuling Sam Witwickey (Shia LaBeouf) und seine Freundin Mikaela (Megan Fox) gegen die bösen unter den Transformers, den Decepticons. Mikaela arbeitet zwischen Schrott und sieht danach aus. Ihr Filmpartner Shia LaBeouf wirkt eher aufgedunsen, statt jugendlich-sportlich. Doch um Menschen geht es in „Transformers – Die Rache“ nicht. Im Mittelpunkt steht der Kampf der Autobots gegen die Decepticons. Wie so viele rätselhafte Filmgeschöpfe kommen beide Arten der „Transformers“ aus dem Weltall. Die Autobots wollen der Menschheit helfen, die Decepticons sie unterjochen. Der Unterschied zwischen der „Hilfe“ der Autobots und der Unterdrückung der Decepticons bleibt allerdings im Vagen. Der durch Brille und schmächtige Statur als Schwächling charakterisierte Sicherheitsberater Galloway (John Benjamin Hickey) möchte, dass die Kampfmaschinen namens Transformers die Erde verlassen. Deren Anführer Optimus Prime (Stimme: Peter Cullen) erwidert, die Menschen hätten zwar ein Recht auf Freiheit, doch was, wenn die Decepticons angreifen? Das stopft dem blauäugigen Pazifisten den Mund. Nein, ein Volk, welches eine tödliche Superwaffe besitzt, sollte diese niemals aufgeben, der Feind kann jederzeit zuschlagen! Aufrüstungsgegner werden an „Transformers – Die Rache“ wenig Freude haben. Einem Miniroboter brennt Mikaela als komödiantischen Höhepunkt genüsslich ein Auge aus. Folter inszeniert „Transformers – Die Rache“ nicht nur als vertretbar, sondern spaßig. Ein Freund der Friedfertigkeit war Michael Bay noch nie. Die Gewaltverherrlichung seines jüngsten Explosionsspektakels „Transformers – Die Rache“ ist jedoch beunruhigend, besonders, da sich der Film an ein junges Publikum richtet.
Zu dem Militarismus passt der ätzend Machismo von „Transformers – Die Rache“. Frauen sind keifende Heulsusen oder aufreizende Schauobjekte, nicht kampffanatische Männer jammernde Feiglinge. Markige Bilder heroisieren in „Transformers – Die Rache“ das Militär. Wer eine Uniform trägt, hat in Bays Universum Recht. Menschen spielen ansonsten die Nebenrolle. Im Mittelpunkt stehen die Maschinen. Die vorübergehende Trennung Sams von seinem Roboterautofreund Bumblebee empfindet Michael Bay als tragischer als den Tod diverser Soldaten.
Spannung kommt in der sinnfreien Metallschlacht nicht auf. Das Aufeinanderkrachen der nur farblich unterscheidbaren seelenlosen Kampfroboter ist nicht halb so dramatisch wie die Plastikfigurenkämpfe damals im Sandkasten. Bays kruder Humor auf präpubertärem Niveau macht den Krawallfilm noch enervierender als die teuren, aber undynamischen Schlachtszenen. Der sich abzeichnenden Ölkrise kann man nun freudig entgegensehen. Den Transformers dürfte dann endlich der Sprit ausgehen. Seine Zielgruppe der Anhänger aus Kindertagen wird „Transformers – Die Rache“ dennoch ins Kino locken. „Das ist Optimus Prime, der Anführer!“, ruft einer aus dem Freundeskreis, als man mit dem Auto an einem „Transformers“-Plakat vorüber fährt und knirscht energisch mit den Zähnen. Nur dass es inzwischen die bleibenden sind.
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Deutscher Titel: Transformers – Die Rache
Originaltitel: Transformers: Rise of the Fallen
Genre: Sci-Fi-Action
Land/Jahr: USA 2009
Kinostart: 24. Juni 2009
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Ehren Kruger, Alex Kurtzman, Roberto Orci
Darsteller: Shia LaBeouf, Megan Fox, Josh Duhamel, John Turturro, Matthew Marsden
Verleih: Paramount
Laufzeit: 147 Minuten
FSK: Ab 12