Die Grand Place erinnert an die Grand Place in Brüssel – mit Prachtbauten wie dem Hôtel de Ville, Symbol des Reichtums der Herren des ehemaligen Kohlenreviers Borinage. Vom Balkon des Rathauses grüßten 2014 die British Royals William, Kate und Harry anlässlich des Memorial Days zum ersten Weltkrieg: der erste britische Soldat kam in Mons an, der letzte britische Soldat verließ Mons.
Von der Grand Place führt der Weg hinauf zum ehemaligen, von Caesar angelegten Kastellhügel, darauf das Wahrzeichen von Mons, dem 87 m hohen Belfried. Der „Beffroi“ mit seinen 47 Glocken, einziger barocker Glockenturm Belgiens, zählt zu den 55 Belfrieden in der Wallonie und Nordfrankreich – gemeinsam vereint als Unesco Weltkulturerbe.
Victor Hugo, der in Mons weilte, beschrieb den Beffroi als „massige Kaffeekanne, die unterhalb des Bauchs von vier kleineren Teekannen flankiert wird“. Von hier oben aus hat man eine wunderschöne Sicht über die eigentlich flache Ebene. Die vermeintlichen zwölf Hügel in Blickweite sind alles ehemalige Kohleminen!
Hinab führt der Weg zur imposanten, kathedralenähnlichen Stiftskirche Sainte-Waudru in babrantisch gotischem Stil erbaut. Waltraud von Mons ist die Schutzpatronin der Stadt. Ihre goldene Karosse mit ihrem goldenen Reliquienschrein ziehen alljährlich Pferde in einer Prozession durch die Stadt. Am gleichen Tag wird in einem riesigen Spektakel unter Volksbelustigung der Drache Doudou vom heiligen Georg besiegt und getötet. Hiermit erhielt Mons noch einen – immatriellen – Unesco Weltkulturerbe Titel! Siehe in diesem Zusammenhang auch das YouTube-Video "Mons la cité du Doudou".
Highlights der Europäischen Kulturhauptstadt 2015
Als ob Mons nicht schon reich genug wäre an Kunstschätzen und äußerst attraktiven dreizehn Museen (www.polemuseal.mons.be) – es erhielt den „Zuschlag“ der EU nach aufwändigstem Auswahlverfahren: zusammen mit Pilzen in der Tschechei wird Mons 2015 Europäische Kulturhauptstadt sein mit 100 Projekten, 1000 Events, 14 Partnerstädten, 23 Institutionen, 2 Millionen erwarteten Besucher (Marseille verzeichnete 2013 7 Mio.), finanziert mit 54,6 Mio € öffentlicher Gelder. „Ein Epizentrum der Kreativität – ein wahres Erdbeben!“ versprechen die Veranstalter: „365 Tage in einer Stadt, die niemals schläft. Eine wahre Flut von Ausstellungen, Theater, Tanz, Musik, Literatur, Kunst in der Stadt, Mode, Design, Gastronomie und eine gigantische Eröffnungsparty ”¦
Ein Vorgeschmack und Beweis dieser Behauptungen wurde auf der Pressekonferenz am 7.Oktober 2014 in Mons 210 internationalen Journalisten in einer spektakulären Show präsentiert, die Groß und Klein in Mons miteinbezog. Ganz Mons und seine Umgebung stehen Kopf und zeigen vollen, künstlerisch wertvollen Einsatz.
Die Initiatoren aus Politik und Wirtschaft
„Like a burning city!“ lautet die Beschreibung des Intendanten Yves Vasseur. Eine Journalistenrundführung zeigte wie das Städtchen sich verwandelt – jede leerstehende Schule oder Theater wird umgebaut.
Elio de Rupo, scheidender Präsident Belgiens, und Bürgermeister von Mons a.D. initiierte Mons 2015. „Nach der wirtschaftlichen Krise mit seinem sozialen Schock blättern wir auf eine neue Seite um mit neuen Chancen für die Jugend und die Arbeitslosen!“ Er hofft auf das Weiterbestehen der Strahlkraft von Mons 2015 auch nach 2015. Die EU investierte in die Kulturhauptstadt, jedoch auch Wallonien fand Förderer, so Paul Magnette, Ministerpräsident der Wallonie.
Mons geografische Lage
Die geografische günstige Lage zwischen Amsterdam, Paris, London, Brüssel, Köln/Aachen, Luxemburg und Saarbrücken war auch Anlass, einen neuen Bahnhof zu errichten nebst einem vom Stararchitekten Daniel Libeskind konzipierten neuen Kongresszentrum. In der „digital innovation city“ rund um Mons – Zentrum für neue Technologien – mit Firmensitzen von Google, Microsoft, IBM, HP, I-Moves und in über 100 start-up Firmen geben sich kreative Köpfe aus aller Welt ein Stelldichein. 2015 präsentieren sich dort ebenfalls Städte wie Mailand, Tokio,”¦ mit ihrem Way of life.
Unesco-Weltkulturerbe „Le Grand Hornu“
In „Le Grand Hornu“, unweit des Zentrums Mons, wurden gleich drei bemerkenswerte zeitgenössische Museen etabliert – im Unesco Industrie-Weltkulturerbe. Vor 200 Jahren wurde hier eine sozialrevolutionäre Vision umgesetzt: die Kohlearbeiter erhielten durch eine kleine, neugebaute Stadt mit Backsteinhäusern – inclusive sanitärer Anlagen – zum ersten Mal menschenwürdige Lebensbedingungen, soweit man davon sprechen konnte zu jener Zeit. Visionär und Gründer, der Kohleminenbesitzer Henri de Gorge, führte die Schulpflicht für Kinder bis 12 J. ein, die vor dieser Zeit ausschließlich arbeiteten – unter elendesten Bedingungen!
Programmhöhepunkt Vincent van Gogh und sein Wirken in Mons
Vincent van Gogh wirkte in Mons zwei Jahre als Arbeiterpriester. Von der Kirche wegen seiner zu starken Nähe zu den Arbeitern entlassen, begann er in Mons seine Künstlerkarriere. Zuerst mit Zeichnungen von den Arbeiterhütten sowie dem Bauern- und Arbeiterleben. In seiner "Maison du Marais" in Cuesmes bei Mons, heute Museum, schrieb er an seinen Bruder, dass er „Trost geben will“ mit seiner Arbeit und „etwas bedeuten will für die Menschheit“.
Vom 24.1. – 17.5.2015 wird als Programmhöhepunkt und 125. Todestag van Gogh’s im BAM Museum eine van Gogh Ausstellung präsentiert „"Van Gogh au Borinage, la naissance d’un artiste!“
Es sind internationale Leihgaben, „keine Ikonen“, so der Kurator Sjraar van Heugten. Sie helfen Van Gogh verstehen zu lernen – der sich unter Umständen auch nicht selbst das Ohr abschnitt. Es könnte ein unglückliches Handgemenge während eines Absinthgelages mit Gauguin gewesen sein. Sein vermeintlicher Selbstmord wird heutzutage als ein Waffenunfall diskutiert.
Van Gogh erscheint als empatischer, altruistischer, wenn auch exaltierter Mensch – sein Leben in der Borinage, dem Kohlenrevier, gibt bislang nicht zum Allgemeingut gehörende erhellende Erklärungen und Hintergründe preis, die zu entdecken sich nicht nur für Kunstfreunde lohnt!
Das Klischee vom psychisch Alterierten wird abgelöst vom Bild eines mitfühlenden, protestlerischen Zeitgenossen mit sympatischen, sozialen Charaktereigenschaften! Die Hollywood-Verfilmung seines Lebens mit Kirk Douglas fand an Originalschauplätzen in Mons statt – mit „Hollywood meets Mons“ wird dieses 2015 gefeiert.
Unter dem Slogan den Slogan „Where technology meets culture“ verzaubern Leuchteffekte, Lichtinstallationen und Feuerwerke während der Eröffnungsparty am 24. Januar 2015 die wallonische Stadt Mons – ganz im Sinne der griechischen Schauspielerin und ehemaligen EU-Kulturbeauftragten Melina Mercouri, die die Idee der Kulturhauptstadt ins Leben rief, die EU-Städten eine Präsentationsplattform bieten soll.
Reisehinweise:
Website für Mons 2015: www.mons2015.eu
Empfehlungen:
Hotel Dream – stilvoll und sehr ruhig wohnen in einem ehemaligen Kloster im historischen Zentrum, Web: www.dream-mons.be/fr
Restaurants:
Mons ist voller kreativer Restaurants und es gibt 2 Guide Michelin Sterne-Restaurants, Web: www.viamichelin.com
Belgische Küche in „Ces belges et vous“ – direkt an der Grand Place, Web: www.cesbelges.be
„Vilaine fille mauvais garcon“: Kreative, hochwertige Küche inclusive integrierter molekularer Küche (der Koch lernte in Barcelona bei Ferran Adrií , Web: www.vilainefillemauvaisgarcon.be
Wallonisches Bier: Besuch der Brauerei möglich
www.chimay.com (Der Erlös der Biere wird sozialen Projekten zugeführt)
Hotel mit Besuch der Brauerei, Web: www.st-feuillien.com
Eine geführte 2-std. Wanderung durch die Borinage auf den Spuren van Gogh’s (auch auf Deutsch), Van Gogh Haus, Marcasse Kohlenmine in Wasmess, Email: Filip.depuydt@netc.eu, Web: http://vangoghborinage.canalblog.com
Empfehlenswerter Reiseführer: Baedecker Reiseführer Belgien, www.baedecker.com
Unterstützerhinweis:
Die Recherchereise wurde unterstützt von Belgien Tourismus Wallonie-BrüsselCäcilienstraße 46, 50667 Köln.