Berlin, Deutschland (Weltexpress). Von Formalismus-Vorwürfen, die Kritiker und solche, die es werden wollten, dem Maler Hermann Bachmann machten, nachdem sein Werk „Mohn vor der Reife“ in der Moritzburg präsentiert wurde, wissen die wenigsten, die sich für Kunstgeschichte interessieren. Für Bachmann, der 1922 in Halle geborenen wurde, war das Grund genug, nach West-Berlin zu wandern. Dort brachte er es bis zum Professor an der Hochschule für Bildende Künste.
Hermann Bachmann der Zweite, sein Vater, der ebenfalls Maler war und Bildhauer, hieß nicht anders, war also DDR-Abhauer. 1990 ging die DDR unter. Hermann Bachmann starb fünf Jahre später in Karlsruhe.
Seine Witwe Gisela Bachmann, geborene Ruffert, die mit Hermann Bachmann 1946 vermählt und Bildhauerin war, gab ein paar Jahre später 22 Gemälde aus den letzten Lebensjahrzehnten ihres Mannes der Stiftung Moritzburg. Bachmann sei „nun auch mit wichtigen Positionen seines Spätwerks in der Sammlung des Kunstmuseums des Landes Sachsen-Anhalt vertreten“ freute man sich nicht nur in der Saalestadt und zeigte von 2011 in der Ausstellungshalle im Nordflügel der Moritzburg eine Auswahl aus der Hermann und Gisela Bachmann-Stiftung.
Bachmann habe, schreibt Dorit Litt im Vorwort ihres soeben im Mitteldeutschen Verlag erschienenen Buches „Der Maler Hermann Bachmann. 1922-1995. Eine deutsch-deutsche Künstlergeschichte“, „seit den fünfziger Jahren zu den bekannten Einzelgängern unter den Berliner Künstlern“ gehört. Litt fährt mit einem Zitat eines seiner wichtigsten Förderer, Karl Hofer, fort, „der ihm 1953 bescheinigte, ‚der bedeutendste und zukunftsreichste junge Künstler der Ostzone‘ zu sein“. Sie schreibt davon, dass er „aus Halle an der Saale geflohen war“ und dass sie ihm „in den neunziger Jahren persönlich begegnet“ sei und „ihn an seinem letzten Wohnort in Karlsruhe-Durchlach besuchen“ konnte.
Ihr bemerkenswertes Buch über den Mann, der „eiderholt als ‚Maler für Maler'“ bezeichnet worden sei und das auf der Titelseite „Mohn vor der Reife“ zeigt, gliedert sie in drei Orte und Zeiten: Erstens Halle beziehungsweise Jugend und Frühwerk, zweitens Berlin, also West-Berlin mit Hauptwerk als Hochschullehrer, drittens Karlsruhe und Spätwerk.
In ihrem Resümee beschreibt Litt Bachmann als einen Künstler, dessen Anliegen es war, stets „in Bildern ‚das Ungewisse zu formulieren, zu definieren‘, auch weil er das Geheimnis der Malerei im Nichtaussprechbaren sah“. Mit anderen Worten: „Wären Bilder konkret fassbar, wären sie überflüssig“ … so wie „Mohn vor der Reife“.
Bachmanns Bilder zeigen also auch seine Erfahrungen und Erlebnisse als Soldat im Zweiten Weltkrieg, als „nonkonformer“ Maler an der Saale und an Spree und Havel. Sie seien laut der Kultur- und Kunstwissenschaften Litt „tief greifende Reflexionen“ auch „über die menschliche Existenz“.
Bibliographische Angaben
Dorit Litt, Der Maler Hermann Bachmann. 1922-1995. Eine deutsch-deutsche Künstlergeschichte. Bild-Text-Band, 144 Seiten, gebunden mit zahlreichen Farbabbildungen, Format: 220 x 270 mm, Mitteldeutscher Verlag, 1. Auflage, Juli 2018, ISBN. 978-3-96311-047-4, Preis: 30 EUR