Düsseldorf, Deutschland (Weltexpress). Dass die „Erste Scylla-Flussreise nach Corona-Lockdown erfolgreich“ gewesen sei, darüber wird in einer Pressemitteilung der Global Communication Experts GmbH (GCE) vom 15.6.2020 mit der Überschrift „Erste Scylla-Flussreise nach Corona-Lockdown erfolgreich – Passagiere zeigen sich zufrieden mit Cruise-Erfahrung und den neuen Sicherheitsstandards an Bord“ informiert.
Die 13 Tage dauernde Reise mit dem Flusskreuzfahrtschiff „Nicko Vision“ führte von Straubing nach Düsseldorf auf den Flüssen Donau, Main und Rhein. Sie war eine der ersten Fahrten auf Flüssen weltweit und „die erste Fahrt, bei der die neuen Sicherheitsbestimmungen an Bord umgesetzt wurden“.
Diese nahmen wir nicht nur per Pressemitteilung zur Kenntnis, sondern überzeugten uns auf der zweiten Fahrt dieses einen von 31 Kabinenfahrgastschiffen der Scylla AG, einer Schweizer Reederei mit Sitz in Baar. Die fünftägige Reise führt von Düsseldorf über den Rhein in die Mosel bis nach Alken, von dort an die Mündung des Main in den Rhein und also nach Mainz sowie zurück über Rüdesheim und Koblenz nach Düsseldorf.
Hier und heute wollen wir weder die Haltestellen wie Alken unter der Burg Thurant an der Terrassenmosel oder Koblenz, die (Alt-)Stadt am Deutschen Eck, sondern über die neuen Sicherheitsbestimmungen an Bord informieren. Die Leute im Land scheinen wegen Viren-Ausbrüchen an Bord von Kreuzfahrtschiffen auf der Hochsee, Irrfahrten über die Weltmeere und vielfach verheerender Probleme mit Seemannschaften und Hotelteams, die nicht in ihre Heimatstaaten zurückkehren können und durften, selbst wenn sie wollten, irritiert und verunsichert. Genannt wird von Gästen unter anderem die Furcht vor Klimaanlagen, die Erreger nur umwälzen würden, und der Enge auf vielen Schiffen. Wie soll man da den nötigen Abstand halten und sich von anderen körperlich distanzieren?
Auf jeden Fall werden Flusskreuzfahrer an Land gelassen, denn befindet sich in der Regel nur einen Steinwurf weit an Back- und Steuerbord.
Die Bemannung, also sowohl das nautische als auch das Servicepersonal, das von der Scylla AG gestellt wird und in der Regel auch jeder Zeit an Land könnte und nach Hause, und die Passagiere, vor allem ein paar Dutzend Expedient, ein paar Beeinflusser beziehungsweise Blödblogger sowie eine Hand voll Journalisten, ging es darum, mussten sich erst einmal an die neuen Regeln gewöhnen. Das gelang dem einen schneller, dem anderen langsamer. Dazu gehört unter anderem die Einbahnstraßen-Regel ohne Gegenverkehr.
Beinahe wie ein Erkundungsspiel ähnlich einer Schnitzeljagd mutet die Einbahnstraßen-Streckenführung an. Diese solle „den geforderten Abstand gewährleisten“, doch mitunter bleibt der eine oder die andere stehen und dann staut sich der Verkehr oder es wird nicht nur eingeholt, sondern überholt. Doch auch das bessert sich im Laufe der Tage. Auch scheinen sich die Damen und Herren an Bord in drei Gruppen aufzuteilen. Die Angepassten, die in der Mehrheit scheinen, die Vergesslichen und die Ungeschickten, die aus Versehen falsch gehen, und die Schummler, die es bei jedem Spiel gibt, die also einfach mal einen Weg abkürzten. Da keinem Gast mit einer schweren Strafe wie Kielholen gedroht wurde, ging dieses Spielchen über die volle Distanz von fünf Tagen. Durchaus gab es, ein paar Selbstversuche mussten sein, nicht nur strenge Blicke der Besatzung, von denen bei einer Übung auch einige gegen die Pfeilrichtungen liefen, sondern auch knappe Anweisungen bis scharfe Zurechtweisungen. So soll es sein, oder? Mit anderen Worten: Einige von der Schiffsbesatzung nahmen die Sache ernst, sehr ernst, andere, ihrem Naturell entsprechend, etwas weniger.
Laut GCE-Pressemitteilung solle sich Arno Reitsma, Geschäftsführer der Scylla AG, über den „einwandfreien“ Verlauf „der erste Flusskreuzfahrt nach dem Shutdown“ erfreut gezeigt haben. Auf der zweiten Fahrt war er wohl nicht dabei.
Pflichtbewusst wurde zudem Tag für Tag und also regelmäßige die Körpertemperatur von einer charmanten und adrett gekleideten Ärztin gemessen, mit der man auch nett über dieses und jenes Wehwehchen plaudern konnte, sodass sich vor allem die jung gebliebenen Herren an Bord besonders bemühten, um begutachtet zu werden. Gerne bildeten diese Bundesbürger ein Warteschlange. Offensichtlich war an keinem der tollen Tage an Bord niemand heißer als 37° Celsius, auch wenn der eine oder andere aufsteigende Hitze verspürt haben mag. Die Sonne schien auf Mosel und Rhein sowie das Sonnendeck aber auch fast ohne Unterlass.
Am Anreisetag wurde übrigens nicht nur vor dem Betreten an Bord die Temperatur gemessen, sondern auch noch ein, zwei Tröpfchen Blut abgenommen für einen Corona-Schnelltest, für den neben der Ärztin noch ein zusätzlich Arzt an Bord der „Nicko Vision“ war. Nun, erfreulicherweise schlug der Test anscheinend nicht ein einziges Mal an. Nur negativ! Alle Gäste an Bord waren offensichtlich gesund und munter.
Und mit Maske. An den Masken konnte man den Ford-Fahrer vom Fortuna-Fan unterscheiden. Und das war gut so. Während der Mahlzeiten und auf dem Sonnendeck mussten wie auch auf den Kabinen die Masken nicht getragen werden. Ansonsten galt und gilt: Maskenpflicht, auch ohne Maskenball. Getanzt wurde nicht, die Party mit Corinna fiel wegen Corona aus.
Aus fiel auch die Schlacht am Buffet. An den Tischen wurde serviert von gut gekleideten Kellnern, das gelang nicht immer galant und gekonnt, aber mit zunehmender Reisezeit besser. Nachschlag wäre jeder Zeit möglich gewesen und wurde auch ab und an gewährt sowie gebracht, doch immer in übersichtlichen Mengen, also nie maßlos, und immer ansehnlich angerichtet. Chapeau!
Und weil die Fahrstühle auf dem Schiff nicht betrieben wurden, auch die Sauna, der Fitnessbereich sowie das Plantschbecken blieben geschlossen, mussten Treppenstufen genommen werden und wegen des Einbahnstraßen-Systems auch längere Wege in Angriff. Das brachte die Kalorien nach jeder Mahlzeit wieder zum Purzeln. Prächtig. Weiter so auf der „Nicko Vision“!