Kapitale Großchancen
Nicht die drängende Mannschaft aus Leipzig schoss beide Führungstore, sondern die hart bedrängten Nordberlinerinnen, die einer anfänglich gestarteten Leipziger Offensivphase standhalten mussten. Es war der Tag der Berliner Fußballerin des Jahres 2012/2013, Madeleine Wojtecki, die in ihrem Offensivdrang kaum zu bremsen war und zwei überraschende Führungstore für den 1.FC Lübars erzielten konnte. Dabei hatten sich die Sachsen Ladys die ersten kapitalen Großchancen erlaubt, ohne sich aber in der Chancenverwertung positiv für das Toremachen zu arrangieren. Die erst 18-jährige Offensiv-Verteidigerin Christin Janitzki stand nach einem Solo völlig frei (10.) vor der Berliner Torfrau Cordula Busack, die aber sicher und nervenstark den Ball parierte.
Turbo eingeschaltet
Ein weiterer Angriff, gestartet von U23-Nationalspielerin Angelina Lübcke, elegant verlängert in die Mitte zu Torjägerin Christina Nauesse, die wiederum zur rechten Seite an Sarah Gäbler (14.) passte, wurde knapp vergeben. Gewiss ein schöner Spielzug, aber ohne finales Ergebnis, kurz darauf wieder ein Angriff über Gäbler (16.), deren Schuss knapp am Tor der Nordberlinerinnen vorbeizischte. Als plötzlich Lübars Neuzugang Madeleine Wojtecki den Turbo einschaltete, die Flanke von Celine Dey mit der Fußspitze den Ball annahm, das runde Leder durch die Reihen der Leipziger Abwehr schlängelte (18.), passierte endlich das für die Zuschauer ersehnte Tor zur 1:0 Führung, ungerechterweise auf der falschen Seite für den bis dato unterlegenden Verein. Leipzigs Keeperin Sandra Schumann war beim Torschuss chancenlos.
Zukünftig höherklassig
Als dann das Fußballwunderkind Wojtecki nach einem Pass von Verteidigerin Anne Schäfer zu einem grandiosen Solo von der Mittelinie ansetzte, dazwischen vier leibhaftige sächsische Abwehr Amazonen ausstiegen liess, verliess postwendend Leipzigs Bank die gute Laune, FFV-Vorstand Frank Tresp und FFV-Sponsor Bernd Wickfelder kamen ins Grübeln. Was nach dem Sturmlauf folgte, war denn auch der Treffer zur 2:0 Führung, alleine herausgespielt durch Wojtecki. Anfang der Saison wechselte die Nachwuchsspielerin von den Eisernen Ladys des 1. FC Union Berlin aus der Regionalliga hinein in die 2. Bundesliga. In Absprache mit ihren Trainern aus Köpenick, die das Talent sechs Jahre lang vom Küken bis in die Frauenklasse ausgebildet hatten, entschied sich Wojtecki zu einem Wechsel, um zukünftig höherklassig spielen zu können.
Starke Chuzpe
Die Hertha Frauen des 1.FC Lübars griffen zu – die prämierte beste Berliner Fußballerin stellt mit ihrem Talent einen unglaublichen Gewinn nicht nur für Lübars, sondern auch für die gesamte 2. Bundesliga Staffel Nord dar. Die Leipzigerinnen berappelten sich dank starker Chuzpe schnell, relativ zügig gelang der 18-jährigen Sarah Gäbler mit einem Solo der Anschlusstreffer (31.) zum 2:1. Die Lübarser Frauen reagierten, überließen nicht den FFV Frauen das Sagen auf dem Platz. Unbeeindruckt immer wieder angetrieben von Nicloe Hansen, Zsonia Racz, Michelle Rösler und der Ex-Leipzigerin Gabriella Toth lauerten vorn die Sturmspitzen Madeleine Wojtecki und Anna-Sophie Fechner. Nach einem beeindruckenden Solo verpasste Wojtecki (43.) kurz vor Halbzeitpause den Ausbau zur 3:1 Führung, ihr knallharter Schuss wurde durch das rechte Lattendreieck abgefangen. Pech für Lübars, Glück für die Rothosen.
Elegantes Zuspiel
Mit einer Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit kamen die Roten Sachsen Ladys aus der Kabine – mit dem klaren Ziel das Spiel herumzureißen. Die Gastgeberinnen hingegen starteten zögerlich und verzagt, sodass der FFV Leipzig die Überhand bekam. Es dauerte eine Viertelstunde bis Torjägerin Christina Nauesse, nach super Zuspiel durch einen langen Pass von Angelina Lübke, die Chance nutzte (61.) und zum gerechten 2:2 Ausgleich einetzen konnte. Wer da glaubte, das wärs gewesen, der irrte, denn beide Teams erhöhten das Tempo. Leipzig erkämpfte in der Folge (66.) mit Lisa Reichenbach eine weitere Torchance, die aber ebenso wie Sarah Gäblers Großchance (67.), die frei vor Torfrau Buseck stand, glücklos vergeben wurde.
Standardsituation
Wer da glaubte, jetzt gewinnen die Rothosen die Oberhand, der irrte ebenso. Denn Lübars emsige Nicloe Hansen erwischte einen Freistoss von Anna Schäfer (75.) – eine klassische Standardsituation – mit dem Kopf und nickte das runde Leder zur 3:2 Führung in den Leipziger Kasten. Ein fataler Fehler der Leipziger Abwehr – bei Standardsituationen kriselt es immer noch im FFV-Gefüge. Wie so immer in den letzten Spielen, den Sachsen Ladys mangelt es nicht an Kampfgeist, allen voran die drei erfahrenen Spielerinnen Angelina Lübcke, Christina Nauesse und Christin Janitzki. Als dann Lysann Schneider für Marie-Louise Hermann eingewechselt wurde, kam die Sachsen Offensive wieder in Fahrt. Die Leipzigerin Natalie Horn scheiterte (80.) aus Nahdistanz, die Lübarserin Madeleine Wojtecki vergab (83.) nach beeindruckendem Solo.
Taktisches Foul
Die letzten Minuten begannen. Kampfsituationen am Fließband, das war das richtige Umfeld für die "Energy" Lady Angelina Lübcke. Sie tankte quer zur Strafraumgrenze durch, bekam den Ball in die Schusslinie, die nervös gewordene Abwehrspielerin Michelle Rösler verübte daraufhin ein taktisches Foul, was zu ahnden war. Die frisch eingewechselte Lysann Schneider, bekannt für ihren präzisen trockenen Schuss, legte sich den Ball auf den Elfmeterpunkt, davor noch ein lautes Jammern der Lübarser Torfrau, die sich theatralisch auf den Boden fallen liess, sie konnte es nicht fassen, denn der Strafstoss gefährdete jetzt drei wichtige Punkte für den 1.FC Lübars. Die Emotionen gingen hoch, sie waren in allen Facetten spürbar. Nachdem die Lübarser Torfrau Cordula Buseck sich beruhigt hatte, wartete sie im gelben Dress auf der Torlinie. Nervenstark und in denkbar schöner Schusstechnik verwandelte Lysann Schneider (87.) den Torschuss zum verdienten Ausgleich.
Reinkultur
Der begeisterte Cheftrainer Dr. Hendrik Rudolph lobte sein Team in anschließenden Telefoninterviews mit den Worten: "Die Mannschaft ist immer wiedergekommen und hat sich selbst prima gepuscht." Dank einer spielerisch wie kämpferisch überzeugenden Leistung schafften die Zweitliga-Fußballerinnen des FFV Leipzig damit zum zweiten Mal in Folge ungeschlagen vom Platz zu gehen. Leipzig empfängt im nächsten Pflicht -Ligaspiel am 27.10.2013 zu Hause die Frauen von Werder Bremen, der 1.FC Lübars steht am selben Tag im Lokalderby auswärts gegen FC Viktoria 1889 Berlin in Berlin-Lichterfelde auf dem Platz. Nachdem die Auslosung für das DFB Pokal Achtelfinale für die Roten Sachsen Ladys den SC Freiburg als Auswärtsgegner ermittelte, sei der Tabellenfünfte der 1. Frauenbundesliga vorgewarnt: die Leipzigerinnen kämpfen bis zur letzten Sekunde, sie spielen beflügelt auf – auch wenn sie zwei Tore zurückliegen, das begeistert, das bedeutet Fußball in Reinkultur – im Pokalduell kann dies von Vorteil sein.
So spielten sie:
1. FC Lübars: 26-Cordula Busack- Michelle Rösler, 25-Anne Schäfer, 3-Celine Dey, 12- Jana SedláÄková, 16-Zsofia Racz, 21-Jacqueline Behrends (11-Betty Anane, 80.) 18-Nicloe Hansen, 10-Madeleine Wojtecki (Grosch, 90.), 8-Gabriella Toth, 7-Anne-Sophie Fechner – Trainer: Jürgen Franz
FFV Leipzig: 12-Sandra Schumann – 7-Sophie Görner, 18-Christin Janitzki, 15-Laura Birne, 19-Angelina Lübcke, 4-Marie-Luise Herrmann (18-Lysann Schneider, 63.), 3-Lisa Pfretzschner, 6-Natalie Horn (14-Natalie Rudenko, 88.) 2-Sarah Gäbler, 9-Lisa Reichenbach, 16-Christina Nauesse – Trainer: Dr. Hendrik Rudolph
Tore: 1:0 Wojtecki (18.), 2:0 Wojtecki (25.), 2:1 Gäbler (31.), 2:2 Nauesse (61.), 3:2 Hansen (75.), 3:3 Lysann Schneider (87. Foulelfmeter)
Schiedsrichterin: Svenja Pleuß (Schwarme)
Zuschauer: 122