Die KPD setzt auf Moskau, doch Lenin erkennt den Linksradikalismus als eine der Kinderkrankheiten der Revolution. Also wendet sich der deutsche Prolet Kraft seiner Wassersuppe Moskau zu und von allen radikalen linken Parteien ab. Die SPD und die USPD machen derweil „in Regierung“ und verwalten den revolutionären Tiefstand, während die Rechte schon wieder fleißig mit den Hufen scharrt.
Mühsam wird im Ansbacher Knast aus politischen und persönlichen Intrigen zusehends isoliert und bleibt u.a. bei den Liederabenden, wo die Delinquenten seine linken Gassenhauer jodeln, außen vor. Eine bittre Zeit, unterbrochen durch wenig Besuch von draußen und dem Desinteresse der sogenannten revolutionären Massen.
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Tagebücher: Band 7. 1919-1921, von Chris Hirte (Herausgeber), Conrad Piens (Herausgeber), Erich Mühsam (Autor), 406 Seiten, Verbrecher Verlag, Berlin 2014, ISBN: 978-3-940-42683-3, Preis: 30 Euro (D)