Berlin, Deutschland (Weltexpress). In der rundum hervorragenden Reihe „Die kühne Reisende“, die von Susanne Gretter in der Edition Erdmann herausgegeben wird, beglückt uns inzwischen eine Vielzahl von Büchern.
Eigentlich ist jedes lesenswert, ja es ist in der Tat schwierig, in den fein edierten Büchern den Blick auf eins zu konzentrieren. Weil nun aber Afrika ein besonderes Steckenpferd von mir ist, möchte ich mich kurz bei Edith Whartons Buch aufhalten. Im Herbst 1917 reiste Edith Wharton auf Einladung des französischen Generalresidenten durch Marokko. Sie hat nur ungefähr einen Monat Zeit, so dass ihre Reise, die Strecken zwischen den besuchten Orten absolviert sie im Auto, eine sehr schnelle gewesen ist. Oft fehlte der zweite Blick auf ein bestimmtes „Ereignis“, doch ist gerade diese Fülle an unmittelbaren Eindrücken der besondere Reiz des Buches. Ausgestattet mit einer soliden Beobachtungsgabe, beschreibt Wharton das große Panorama eines Landes, das noch halb im Mittelalter steckend, durch die französische Kolonialmacht in die Gegenwart gezwungen wird. Neben Frauen, die ihm Harem gehalten werden wie Tiere im Zoo, benebeln uns die Düfte, die zerfallenden Paläste, der ganze großartige Sermon einer Epoche, die dem Untergang geweiht ist. Eunuchen, schwarze Sklaven, unfassbare reiche Lustgreise, Wharton schaut in jede Ecke, egal wie schmutzig oder pompös aufpoliert diese ist. Ein Abenteuer, ein Bilderreigen, ein Buch, um den dunklen Tagen des Winters erfolgreich zu entrinnen!
Bibliographische Angaben
Edith Wharton, In Marokko, Vom Hohen Atlas nach Fès, Durch Wüsten, Harems und Paläste, Reihe: Die kühne Reisende, Herausgeberin: Susanne Gretter, Übersetzerin: Ebba D. Drolshagen, 216 Seiten, gebunden mit farbigen Vorsatzpapier, Format: 13,5 x 22 cm, Edition Erdmann, Wiesbaden, März 2016, ISBN: 3-7374-0021-3, 20 EUR