Naypyidaw, Myanmar Berlin, Deutschland (Weltexpress). In gewisser Weise ist Myanmar ein wichtiger Seismograph für weltpolitische Entwicklungen. Das Land liegt wie ein Keil in einer Schlüsselgegend zwischen China und Indien, im Süden ergänzt durch den verborgenen Krieg um mehrere malaysische Gebiete, die koloniale Machenschaften Thailand zugeschlagen haben. Jetzt sterben dort die Menschen, weil sich dieses Gebiet als Trasse für einen asiatischen „Panama-Kanal“ herauskristallisiert hat.
Wen wundert es, daß es sich heute um ein Einsatzgebiet vorwiegend amerikanischer Spezialkräfte handelt. Dem Vernehmen nach handelt es sich um den größten, unerklärten Konflikt in Asien. Die üblichen Verdächtigen im globalpolitischen Kontext tummeln sich in dieser Gegend. Wenn man sich die Geschichte des Zweiten Weltkrieges vor Augen hält und dabei an den Vater von Frau Aung San Suu Kyi denkt, sollte man bis heute Japan nicht vergessen. Das fernöstliche Kaiserreich unternimmt ökonomisch alles, um im Rücken Chinas und damit in Myanmar präsent zu sein. Nicht nur, daß Herr Bose, indischer Nationalheld und Verbündeter des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkrieges, sich in dieser Region mit seiner gegen das Commonwealth kämpfenden Truppen der „Indischen Nationalarmee“ tummelte. Bei Gesprächen mit den Strategen in dieser Region wurde immer wieder deutlich, daß im Konfliktfall mit einem indischen Angriffskeil durch Myanmar in Richtung Danang, an der Küste Vietnams, gerechnet wurde. Wen wundert es, wenn seit der Zeit vor gut dreißig Jahren immer wieder die Rede von chinesischen Stützpunkten in der Andamanensee und damit im Zugang zum Indischen Ozean die Rede ist. Myanmar muß leider als stets mögliches Kriegsgebiet gesehen werden, wie sich schon an der weisen Voraussicht militärischer Planer absehen ließ, Überlandstraßen nicht so anzulegen, daß sie als Landepisten für Jets benutzt werden konnten.
Bis heute und das wird nicht nur an dem Schicksal der Volksgruppe der Rohingas deutlich, ist Myanmar davon bestimmt, nur mit Mühe den bröckligen Frieden zwischen den sehr unterschiedlichen Volksgruppen wahren zu können. Man fiel mit schrecklichen Konsequenzen immer wieder übereinander her. Daneben ließen sich die Karen und andere auf der Seite fremder Kriegsherren einsetzen. Der Vietnam-Krieg ist nicht das letzte Beispiel dieser Art. Das ist allerdings nicht Vergangenheit sondern heutige Praxis. Von welcher Bedeutung im strategischen Gesamtkonzept Myanmar und die umliegenden Gebiete Chinas sind, hat der Zweite Weltkrieg und die Vernichtung der vorhandenen nationalchinesischen Elitedivisionen gezeigt. Sie sollten für die nationalchinesische Regierung nach Kriegsende nicht mehr das Pfund im innerchinesischen Machtpoker sein. Das heutige China geht davon aus, daß die Vereinigten Staaten diese Divisionen in den letzten großen Kämpfen in dieser Weltgegend gegen Japan verheizt haben, damit der Verbündete Tschiang Kai Chek nach Kriegsende nicht mit diesen Divisionen würde wuchern können. Wäre die Weltgeschichte nicht anders verlaufen, wenn China nach Kriegs- ende im Pazifik nationalchinesisch geblieben wäre. So wurde China für Jahrzehnte in die weltpolitische „Besenkammer“ gesteckt.
Vermutlich ist alles das zutreffend, was international darüber berichtet wird, in welchem Maße die führenden Militärs mit dem wirtschaftlichen System in Myanmar zum Nachteil der Menschen verwoben sind. Das ist in dieser Region nicht untypisch und keinesfalls auf lokale Militärs begrenzt. Von Leuchtturm-Charakter in dieser Großregion war die Unterstützung der Vereinigten Staaten nach dem Sieg von Mao-Tse-Tung für die verbliebenen nationalchinesischen Truppen an der südlichen Landesgrenze der damaligen Volksrepublik. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie von der amerikanischen Luftwaffe nach Taiwan ausgeflogen wurden, konnten sie nicht besiegt werden, auch deshalb, weil sie die ganze Welt mit Opium versorgten und dafür modernste Waffen erwerben konnten. Das ist heute nicht anders. Das „Goldene Dreieck“ hat nur den Standort gewechselt.
Die Bundesregierung in Berlin und die Europäische Kommission in Brüssel sind beide gut beraten. die grundlegenden Fragen in und für Myanmar im Auge zu behalten, um den Menschen wieder eine bessere Chance als durch den jüngsten Militärputsch geben zu können. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Militärputsch in Myanmar das sichtbare Zeichen für ansteigende weltpolitische Spannungen ist und man in Myanmar nicht nach bekanntem Muster wieder hingeschlachtet werden will.