Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wenn jemand in einem bayerischen Bierzelt eine „dicke Lippe“ riskiert, dann muss sie oder er diese hohe Kunst der sprachlichen Dampframme auch beherrschen. Sonst verpufft die Wirkung dessen, was man gesagt hat oder die Wirkung geht nach hinten los. So wird es der unvermittelten „Scheidung-Rede“ der deutschen Bundeskanzlerin in einem bayerischen Bierzelt nach der Rückkehr vom G7-Gipfel in Taormina auch gehen. Sie hat eben mit Zitronen gehandelt, als sie „out of the blue“ und nach jahrzehntelanger Unterstützung völkerrechtswidriger amerikanischer Kriege plötzlich und erkennbar grundlos in Richtung USA losdonnerte, indem sie die Vertrauensbasis in Verbund mit eben diesen USA als zerstört darstellte.
Sic tacuisses
Reden wie diese werden bei Bedarf wieder herausgekramt und gegen uns verwendet. Dafür gibt es ein berühmtes Bespiel in der sogenannten „Hunnen-Rede“ des Deutschen Kaisers Wilhelm II bei der Verabschiedung des deutschen Militärkontingentes für die
internationale Streitmacht nach China. Die Rede war im Stil der Reden, wie auch die anderen globalen Potentaten sie seinerzeit gehalten haben. Üble Folgen stellten sich ein, als die zunächst äußerst dankbaren Briten sie im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland zum Kernbestandteil ihrer Propaganda machten. Es waren britische Kreise, die den Ausbruch des Ersten Weltkrieges herbeigefingert haben. Das hat später die britische Regierung nicht gehindert, die Rede des Deutschen Kaisers zur Verabschiedung deutscher Soldaten ihm und Deutschland volles Rohr um die Ohren zu schießen. Die „Scheidungs-Rede“ der Bundeskanzlerin ist von dieser Qualität, denn es ist für niemanden auf der Welt zu erkennen, aus welchem Grund sie nach Jahren bodenlosen Vasallentums sie sich derart mit den USA auseinandergesetzt hat.
Zeit des freien Falls für die westlichen Strukturen
Die Zeiten werden nach dieser Rede für uns hart werden, denn der Geist, in dem sie gehalten worden ist, muss zutiefst verstören. Es mag Dinge geben, die Anlass zu tiefer Sorge geben. Dann jedoch gibt es Wege, Dinge auszubügeln, damit die Strukturen keinen Schaden nehmen. Das hat Frau Dr. Merkel schnöde missachtet. Rührt diese Missachtung daher, dass sie diese verhängnisvolle Wirkung nicht nur billigend in Kauf genommen sondern gezielt angestrebt hatte? Nach ihrer Berliner Nachwahl-Verschwörer-Runde mit Noch-Präsident Obama musste man bei zahlreichen Gelegenheiten nicht nur den Eindruck haben, dass sie die Wahl seiner Nachfolgers nicht hinzunehmen bereit ist. Die öffentliche Wirkung des Bildes, das sie vermittelt, geht weiter. Die Herrschaft der Obamas, McCains, Clintons und Soros scheint in Europa fortgesetzt zu werden und in diesem Herrschaftsgebilde hält sich nicht nur die Bundeskanzlerin sondern auch ihr Herausforderer Martin Schulz auf. Wohin soll das führen, was die Bundeskanzlerin in München losgetreten hat und ist sie überhaupt daran interessiert, eine derartige Frage gestellt zu sehen?
Berliner Politik nach dem Motto eines deutschen Kinder-Reims
Man kennt den Reim noch gut. „Zehn kleine Negerlein, dann waren es nur noch neun“. Und so weiter. Das ist der Weg, der im Westen derzeit eingeschlagen wird. Man zerlegt sich und dort, wo dieser Prozess noch nicht eingeleitet worden ist, kann man ihn absehen. Dafür gibt es unträgliche Zeichen. Diese sind in Berlin immer dann zu bewundern, wenn wieder etwas auf europäischer oder transatlantischer Ebene fürchterlich schiel gelaufen ist. Dann wird die Berliner Endlos-Platte aus der Ecke geholt und die Melodie erklingt, nach der „Europa jetzt enger zusammenrücken soll“. Das ist inzwischen ein unerträgliches Zeichen dafür, dass man nichts mehr auf der Pfanne hat. Schmerzhaft äußert sich das in Richtung unserer unmittelbaren östlich Nachbarn, den Polen, Ungarn und Tschechen. Den Ungarn und Polen zuvörderst können wir das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung Deutschlands verdanken. Jetzt droht Berlin, gemeinsam mit den Stupid-Funktionären in Brüssel, vom Entzug der EU-Mittel, wenn kein Wohlverhalten an den Tag gelegt wird. So hat man sich die „Freie Welt“ in Budapest, Warschau und anderswo nicht vorgestellt, im Rheinland, Sachsen und Bayern auch nicht. Alles das, was in Bonn eingetütet worden ist, wird in Berlin heruntergerissen.
NATO, EU etc. sind existent wegen des Verbrecher-Diktates von Versailles aus dem Jahr 1919?
Man wird die Erinnerung an das Zerstörungsdiktat in Versailles für das fortschrittliche Deutschland, die bald dem Zyklus des einhunderjährigen Erinnerns im Jahr 2019 anheimfällt, noch früh genug auffrischen. Man hätte allerdings im Traum nicht daran gedacht, das auf den Feuilletonseiten und in den Kommentarspalten überregionaler deutscher Zeitungen so nachhaltig wie nach der „Hunnen“-Rede der Bundeskanzlerin der dem deutschen Volk bisher verborgen gebliebene Sinn der gesamten Struktur des Westens nahegebracht wird. Über Tage hinweg konnte man lesen, dass alles das, was die heutigen Strukturen ausmacht, wegen der deutschen Verantwortung für den Ersten und danach für den Zweiten Weltkrieg geschaffen worden sei. Seit George Friedman wissen die heutigen Zeitgenossen besser, wie aus der angelsächsischen Welt alles unternommen worden ist, die Deutschen gegen die Russen in Stellung zu bringen. Selbst Reichskanzler Bismarck ist in diesem Zusammenhang in Übereinstimmung mit George Friedman zu vernehmen. Warum sollten die Nachgeborenen des damaligen Deutschland sich nicht der historischen Verantwortung stellen? Dann muss das auch für britische Verantwortung gelten, den Ersten Weltkrieg überhaupt erst in Gang gebracht zu haben. Wer heute so in ehemals bedeutenden deutschen Zeitungen zu den westlichen Strukturen schreibt, wie das nach der Rede der Bundeskanzlerin geschehen ist, der muss seinen Sinn darin sehen, die angelsächsische und auch französische „Große Lüge“ über die Bruchlinien der Geschichte seit Napoleon aufrecht zu erhalten. Übrigens: koste es, was es wolle. So weit muss der deutsche Weg nach Westen nun auch nicht gehen, die Verleumdung Deutschlands im Nachhinein gleichsam notariell durch deutsche Zeitungen zu beglaubigen. Mittels Versailles wurde das Werk der Zerstörung Deutschlands durch eine bemerkenswerte Koalition von Feinden doch noch bewerkstelligt, auch und gerade durch jene verbrecherischen deutschen Elemente, die durch Versailles nach oben gespült worden sind. Bei nüchterner Betrachtung wurde durch die verleumderischen Aussagen über Deutschlands Rolle in Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg und Versailles der Doppelschlag eingeleitet, mit dem sich Deutschland aus sich selbst heraus vernichtet hat. Das war seither gleichsam eine Blaupause, die die USA zuletzt bei Saddam Hussein erfolgreich eingesetzt hat: anzählen und dann erledigen.
Sich der Geschichte stellen, aber nicht darin verharren
Es mag sein, was nach Versailles und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewesen ist. Wir sind heute da, wo wir sind, weil wir die gültigen Regeln des Völkerrechts gemeinsam hochgehalten haben und die Zusammenarbeit funktionierte. Genau da liegt die Krux allerdings auch begraben. Das Völkerrecht hat der Westen mit dem strategisch angelegten und völkerrechtswidrig geführten Krieg 1999 gegen Jugoslawien ad acta gelegt. Von westlichen Werten kann man in Anbetracht von hunderttausenden Toten im westlichen Kriegsgürtel seither nicht mehr reden, ohne dass einem umgehend übel wird. Das Maß der zwingend gebotenen Zusammenarbeit wurde verlassen, als man die ukrainische Staatsführung wegputschte und den europäischen Stabilitätsfaktor seit zweihundert Jahren, die heutige Russische Föderation, gleichsam bei G8 vor die Türe gesetzt hat. Ausgerechnet den Staat und europäischen Nachbarn, dem wir – aus welchen Gründen auch immer – das Ende des Kalten Krieges verdanken können. Und letztlich war es vor ihrer Bierzelt-Rede die deutsche Bundeskanzlerin, die anfing, in Europa rumzudiktieren und über die unabgesprochene Migration die Substanz europäischer Nationen zu zerstören. Wird das durch die Trump-Häme jetzt noch getoppt? Schlimmer als das. Das westliche „Latein“ ist am Ende und Frau Merkel verkündete den Offenbarungseid in München-Trudering. Bei der NATO wäre es übrigens angemessen, denn sie ist als weltweites Angriffs-Bündnis wirklich „obsolet“.
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Der Beitrag von Willy Wimmer wurde am 3. Juni 2017 erstellt.