Dirk (Oliver Korittke) und seine türkische Freundin Özlem (Lale Yavas) wollen das Gleiche wie Kurdin Günay (Idil Üner), ihr türkischstämmiger Partner Coskun (Tim Seyfi) und das homosexuelle Paar Emrah (Eralp Uzun) und Tim (Mickey Hardt): den Bund fürs Leben schließen. Die Kinder wollen, nur deren Eltern, ob deutsch, türkisch oder kurdisch, nicht so recht. Sie stehen den Eheschließungen skeptisch gegenüber. Dirks und Günays Eltern zweifeln an der Liberalität der Familie des beziehungsweise der Auserwählten. Was wiederum einiges über ihre eigene vermeintliche Aufgeschlossenheit aussagt. Wer den anderen ob seiner Herkunft von vorneherein für fundamentalistisch hält, ist selbst wenig tolerant. So wie Emrahs Familie, die vom Schwulsein des Sohnes nichts ahnt und ihn standesgemäß mit der jungen Türkin Nursel (Pinar Erincin) vermählen möchte. Die erwartet ein Kind vom dunkelhäutigen Eric (Toyin Taylor), der für ihre konservativen Eltern der Schwarze Mann ist. Dass der Titel “Evet – Ich will” das Ja-Wort zweisprachig vorwegnimmt, kommt gelegen. Den Überblick hat man zum Ende der wirren Paarverstrickungen längst verloren. Eine Rolle spielt das nicht. “Evet – ich will” sagen in Sinan Akkus Komödie alle, mitunter gleich mehrfach. Ob in Deutsch oder Türkisch, ob blond oder braun, alle Männer finden zu ihren Frauen. Nur der auf die deutsche Staatsbürgerschaft schielende Salih (Mürtüz Youlcu) muss wieder heimziehen und wird dazu mit dem Tod seines Großvaters bestraft. Wenn schon multikulturelle Ehe, dann aus Liebe und gefälligst angepasst.
“Überintegriert!”, wie es die Werbezeile verkündet, ist die komplette Filmhandlung. Reaktionär ist keine der Familien. Statt eisern auf Verhaltenskodexe zu pochen, entsinnen sich die Eltern ihrer eigenen Liebesschwierigkeiten in der Jugend. Türkische und deutsche Familien sind so bereits im Vorfeld geeint. Dass anfängliche Verständnishürden ein dauerhaftes Hindernis zur glücklichen Ehe darstellen könnten, glaubt man nicht. Das unbeschwerte Spiel mit Klischees und Vorurteilen, will “Evet – Ich will” nur vereinzelt gelingen. Kein türkisch-deutsches Paar kennt der Film, das sich nicht mit elterlicher Ablehnung plagen muss. Das Vorurteil gegenüber den strengen islamischen Eltern, die auf formelle Brautwerbung bestehen, wird dadurch zementiert. Variationen des Eheschließungsproblems zeigt “Evet – Ich will” nicht. Die Vielzahl an Charakteren übertüncht notdürftig die Eintönigkeit der Handlung. Statt fünf Paaren meint man stets das gleiche mit wechselnden Namen zu sehen. Niemand muss leer ausgehen außer dem gefühlskalten Salih. Weder von Zwangsheirat, noch von deutscher Spießbürgerlichkeit und Fremdenfeindlichkeit will “Evet – Ich will” etwas wissen. Ohne eine Spur Tragik oder Dramatik fehlt es der realitätsfernen Handlung an Spannung. Dialogwitz, Situationskomik, Charakterhumor – dergleichen will partout nicht aufkommen in “Evet – Ich will”.
Die deutsch-türkische Freundschaft leuchtet unter dem romantischen Sternenhimmel Berlins. Und sieht nicht die Silhouette des Doms ein wenig nach Moschee aus? Da werden sicher auch Türkei und EU bald “Evet – Ich will” zueinander sagen. Dem bestenfalls fernsehtauglichen Kinofilm erteilt man indessen besser eine Absage. Ob auf Deutsch oder Türkisch: “Evet – Ich will” nicht.
* * *
Originaltitel: Evet – Ich will
Genre: Romantik-Komödie
Land/Jahr: Deutschland 2008
Kinostart: 1. Oktober 2009
Regie und Drehbuch: Sinan Akkus
Darsteller: Oliver Korittke, Lale Yavas, Ingeborg Westphal, Heinrich Schafmeister, Tim Seyfi
Verleih: Maxximum Film
Laufzeit: 94 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Internet: www.evetivhwill-derfilm.de