Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wer erinnert sich noch an die Frage des jungen Lehrlings Alexander Jorde an Angela Merkel (CDU) am 11. September 2017 in Lübeck, was sie tun werde, um dem schon längst festzustellenden Pflegenotstand – der junge Mann sprach davon, dass ein Pfleger durchaus bis zu zwei Dutzend Patienten, die in ihren Ausscheidungen liegen würden, betreuen müsst – zu verbessern angesichts der Überalterung der Gesellschaft.
Richtig, immer mehr Männer und Frauen müssen im hohen Alter gepflegt werden. Der Fragesteller sprach von einer Millionen Menschen, die „dazu“ kämen. Das würde „eine Katastrophe in den Krankenhäusern und Pflegeheimen“ werden, fügte er an.
Merkel antwortete in der „ARD-Wahlarena“ auf ihre schlichte Weise auf der Höhe des Sprachniveaus des Fragestellers: „Da haben wird einen riesen Personalmangel. Das muss ich – ähm – anerkennen und auch – ähm – zugestehen. Ähm. Und jetzt müssen wir werben und wenn wir … Notfalls müssen wir eben auch Pflegekräfte aus europäischen Ländern zum Beispiel – ähm – noch mit dazu nehmen, aber wir müssen`s vor allem auch hier zu einem attraktiven Beruf machen. Und das heißt in den Tarifverhandlungen muss auch besser bezahlt werden. Das ist – glaube ich – eine der Hauptsachen…“
„In den Tarifverhandlungen muss auch besser bezahlt werden“? „Haben“, „und“, „ähm.
Wohl wahr, mehr als restringierte Code (nach Basil Bernstein) ist das nicht, was Merkel spricht. Kenner und Kritiker sprechen vom üblichen Merkelschen Gerede, mit dem sie Mehltau in jedes Gespräch zu schütten weiß.
Doch die Frage ist fast vier Jahre später, was die Frau aus der Uckermark in vier weiteren Amtsjahren als Kanzlerin in Berlin mit Christen und Sozen aus den Altparteien CDU, CSU und SPD als Minister an ihrer Seite getan hat, um den Pflegenotstand einen Zustand vollster Zufriedenheit werden zu lassen?
Richtig: nichts.
Das Gegenteil ist der Fall: Der Notstand ist nicht nur einer in permanenter Penetranz, er wird schlimmer.
Das ist Staatsversagen. Punkt.
Jorde ist immerhin schlecht bezahlter Lohnarbeiter in der Gesundheits- beziehungsweise Krankenpflege geworden, der das Buch „Kranke Pflege. Gemeinsam aus dem Notstand“ schrieb, Verlag: Klett-Cotta, Stuttgart 2019, ISBN: 978-3-608-50384-5.