(Meer)Schwein gehabt – “G-Force – Agenten mit Biss” nagt an den Nerven der Zuschauer

Szene aus dem Fantasy-Animationsfilm "G-Force".

“G-Force” ist eine Spezialeinheit des FBI, strenggeheim, denn welcher Staat hängt an die große Glocke, dass er Millionen Steuergelder für Nagerdressur ausgibt? Die zur Erleichterung von Tierfreunden computergenerierten Nagercharaktere verkörpern unverhohlen Stereotypen. Darwin (Sprecher: Sam Rockwell) ist der dynamische Anführer, Blaster (Tracy Morgan) der Sprücheklopfer, Juarez (Penelope Cruz) das von Männern begehrte Weibchen, Maulwurf Speckles (Nicolas Cage) ein Brille tragendes Genie. Die “G-Force – Agenten mit Biss” Blaster, Darwin und Juarez sollen nach dem Scheitern ihrer ersten Mission im Tierversuchslabor landen. Auf der Flucht vor zwei “Man in Black” – Verschnitten vom FBI landen die Nager in einer Zoohandlung, wo sie dem verfressenen Meerschweinchen Hurley (Jon Favreau) und dem paranoiden Hamster Bucky (Steve Buscemi) begegnen. Mit Hurley entkommt die “G-Force” der Tierhandlung und den Kindern, welche sie gekauft haben. Zu viert wollen die Agenten, wie unter Helden üblich, einen Schurken von der Weltherrschaft abhalten. “Seid ihr von der Hollywoodfiliale hergeschickt worden?”, fragt Hurley die “G-Force”. Von wem sonst?

“Wussten Sie, dass Ihre DNA zu 98 Prozent mit der des Menschen übereinstimmt?”, fragt Nagetierausbilder Dr. Ben Kendall (Zack Galifianakis). Ja, Meerschweinchen und Menschen verbindet tiefe seelische Verwandtschaft. Man selbst hatte einst ein Exemplar. Meerschweinchendame Susi logierte im umgebauten Barbie-Penthouse, angeschmachtet von Max, des Bruders Meerschweinchen. Max markante Duftnote kündigte ihn von weitem an. Seine Liebesglut konnte nur das Eingreifen der Eltern bremsen, denen zwei Meerschweinchen reichten. Nach Susi Verscheiden wurde die unerfüllte Zuneigung der beiden allseits beklagt. Max verstarb ebenfalls, zweifellos an gebrochenem Herzen. “Er ist jetzt im Meerschweinchenhimmel.“, wusste der Bruder. Dort beglückt Max bis zur Auferstehung Susi und diverse Schnuckis und Finchens mit seinem herb-maskulinen Duft. Wer dies als Liebesdrama Shakespeareschen Ausmaßes empfindet, wird auch “G-Force – Agenten mit Biss” als spannenden Agentenkrimi mit tragischen Momenten betrachten. Sogar Carl Orffs “Carmina Burana” tönt in “G-Force” dräuend aus dem Off. Intelligentere Zuschauer brauchen ein dickes Fell, um den effektgewaltigen Blödsinn durchzustehen.

“G-Force – Agenten mit Biss” ist “Alvin & the Chipmunks” mit Aktion statt Quäkgesang. Und wer ist ´s gewesen? Jerry Bruckheimer, Hollywoods Spezialist für hirnlose Action. Maulwurf Speckles verfügt angeblich über einen IQ jenseits der Messgrenze. Wenn der Maßstab Bruckheimers Intelligenzquotient war, durchaus glaubwürdig. “Das kommt bei keinem von uns in den Lebenslauf.” Wie “G-Force”-Agent Blaster denken vermutlich die Originalsprecher Penelope Cruz, Nicolas Cage und Steve Buscemi, sowie Nebenrollendarsteller Bill Nighy. “G-Force” wird die Sterberate von Heimnagetieren vermutlich in die Höhe schießen lassen, falls die kleinen Zuschauer nach dem Kinobesuch die Aktionen mit Putzi und Schnuffi nachspielen wollen. Blaster wird von seinem minderjährigen Käufer in einem ferngesteuerten Spielzeugauto herumgefahren. “Das ist wahrscheinlich Tierquälerei, aber ich steh drauf.“, quiekt der Nager. Hurley landet in der Mikrowelle. Wer miterlebte hat, wie gelangweilte Nachbarskinder ihre Haustiere “nur mal um zu sehen, was passiert” in die Waschmaschine oder ebensolche Mikrowelle stecken, findet dergleichen wenig amüsant. Juarez wird von ihrer Kurzzeitbesitzerin mit Schminke malträtiert. Der Gefahrengedanke kam sogar den Drehbuchautoren Marianne und Cormac Wibberley: “Auf keinen Fall zu Hause nachmachen, Kinder!”, warnt ein Agentenmeerschweinchen nach einer Actionszene.

Und bitte nie wieder im Kino nachmachen, Erwachsene! Eine Bekannte erzählte einmal, wie Kinder einen Hamster “nur mal um zu sehen” an die Kinderzimmerwand warfen. Tot. Nach “G-Force” möchte man mit den Hauptfiguren ähnlich verfahren. Da zu “Alvin & the Chipmunks” schon eine Fortsetzung angedroht wurde, wird “G-Force 2: Noch mehr Biss” sicher bald auf die Menschheit losgelassen. Susi und Max würden sich im Grabe umdrehen. Wenn der Müllwagen sie nicht abgeholt hätte.

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Titel: G-Force – Agenten mit Biss

Genre: Fantasy-Animation

Land/Jahr: USA 2009

Kinostart: 15. Oktober 2009

Regie: Hoyt H. Yeatman

Drehbuch: Marianne Wibberley, Cormac Wibberley

Sprecher: Sam Rockwell, Penelope Cruz, Nicolas Cage, Steve Buscemi

Verleih: Walt Disney

Laufzeit: 89 Minuten

FSK: ab 6

Internet: www.gforce-derfilm.de

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