Manipulation made in Germany oder „Wir waren unehrlich“

Zeit fürs Großreinemachen bei Volkswagen. © Volkswagen
„In my german words“, erzählt der Deutsche Michael Horn, der noch den US-Volkswagen-Chef gibt, vor wenigen Stunden in New York nach der Begrüßung („wau“, „very proud“ und „thank you very much“) zu Beginn der Präsentation des neuen Passat: "We have totaly screwed it up".

Was das „wau“ und „very proud“ sollte, das weiß nur er allein. Sich bei den Besuchern, vermutlich übernahm Volkswagen alle Kosten der Anwesenden für Anreise, Aufenthalt und Abreise, die dafür bezahlt werden, sich auch noch zu bedanken, das ist Selbstbefriedigung.

Die Offensive an selten erlebter Offenheit und Ehrlichkeit von denen, die in der Regel verschlossen und verlogen sind, wirkt angesichts des dramatischen Desasters nur noch albern. Männer mit mehr Arsch in der Hose hätten sich nicht nur entschuldigt, wenn Sie Schuld auf sich geladen haben, sondern auch ihren Hut genommen. Menschen mit Eigenschaften scheinen heute eine Ausnahme unter den Anpassern zu sein. Wir wissen das und würden wissen wollen, wen der Hornochse in den USA mit „we“ alles meint.

Denkt Horn an Nieten in Nadelstreifen, an Manager oder an wen? Wer auch immer das mit dem Manipulieren „total vermasselt“ hat, das wissen wir nicht. Noch nicht. Wer aber Abgaswerte von Autos manipuliert, der ist nicht nur tollkühn und kriminell sondern am Ende der Dumme. Der Schaden für die Dummen bei Volkswagen wird bleiben, wenn die Dummen längst weg sind.

Straf- und Schadenersatzklagen werden kommen. Der Imageschaden ist schon da.

Wie der Bundesligaskandal, wer erinnert sich nicht an die manipulierten Spiele um den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesligasaison 1970/71, verbunden sein wird mit Arminia Bielefeld und Kickers Offenbach, Hertha BSC und Eintracht Braunschweig, so wird dieser Manipulationsskandal zu Volkswagen gehören. Damals ging es nicht ohne Strafe gegen Vereine, Manager, Trainer und Spieler, heute geht es nicht ohne Strafen gegen Volkswagen und die Verantwortlichen beim Wolfsburger Autobauer.

Jetzt bereits um Gnade zu betteln, öffentliche Selbstgeißelung zu betreiben, um der Strafe zu entgehen, ist nicht nur zu früh sondern fehl am Platz. Nach diesem Gau kann und darf niemand zum Geschäft übergehen. Schuld und Sühne sind das Thema. Das Verbrechen muss aufgedeckt werden. Strafe muss sein. Kurz: Die Schuldigen sind zu ermitteln und zu bestrafen. Kein Vergeben, kein Vergessen.
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