Madame Strindberg und Herr Gottfried Benn – Zwei neue Biografien sorgen für Furore – Annotation

Zu Glück gibt es liebreizende Verlage, die uns mit ausgewählter Buchware das Herbstzerreisen vergessen machen.
Ganz besonders eignen sich in diesen Tagen Biographien zur allgemeinen Aufhellung.
„Strindberg kannten wir schon einigermaßen, aber seine Frau ist eine Überraschung.“
Eine neue Biografie über die Frau des Frauenhassers August Strindberg ist zu haben!
Frieda kam aus gutem Wiener Haus, beißend und exzentrisch. Im Berlin der Jahrhundertwende stürzt sie sich als Feuilletonistin in das ungeregelte Leben der Boheme. Die schwedische Skandalnudel Strindberg war einer ihrer literarischen Lieblinge. Sie verlieben sich, das Unheil nimmt seinen Lauf. Lest selbst diese schonungslose Geschichte einer Frau die nichts Anbrennen ließ und in vollen Zügen lebte.

„Das Leben mit einem Genie mag die Hölle sein, aber es ist interessant. Jede Frau von Geist zieht ein stürmisches, aber interessantes Leben einem ruhigen, aber langweiligen vor.“ Frieda selbst.

Kommen wir zum nächsten Genie, dem preußischen  Dichter Gottfried Benn. Er ist ein Womenizer reinster Güte, er polarisiert noch heute.

Einmal ein expressionistisches Dichtergenie, hier ein ruheloser Arzt, dort ein Nazi-Anbändeler, immer auf der Suche nach sich selbst und dem, was hinter dem Vorhang lauert. Holger Hof analysiert Benns Tageskalender, die voll kleiner Notizen Tagebuch, Kladde und Notizbuch waren. Benn als harter Hund, voller Komplexe und der Sehnsucht nach reinem Geist.

Spannend erzählt und auf dem aktuellstem Stand der Forschung lesen wir ein glockenhelles Portrait des zwiespältigen Meister, des Mannes mit wenigstens drei Gesichtern, des als Dichter berühmten, als Mensch gescheiterten Gottfried Benn.

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Madame Strindberg: oder die Faszination der Boheme, Friedrich Buchmayr, 367 Seiten, Residenz 2011, 26,90 Euro

Gottfried Benn – der Mann ohne Gedächtnis: Eine Biographie, Holger Hof, 537 Seiten, Klett-Cotta Verlag 2011,26,95 Euro

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