So hat sich Mr. Wong einen festen Kundenstamm von etwa 100 Personen erworben, was so viel bedeutet wie 100 Autos waschen, jeden Tag, von früh morgens bis spät abends. Der Lohn der harten Arbeit etwa 18.000 Pataca, etwas mehr als 1.700 Euro. Mr. Wong nimmt sein Glück selbst in die Hand. Bestimmt auch in der Weihnachtszeit. Ob er dem alljährlichen Weihnachtskonzert in der Barockkirche St. Dominikus, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, lauscht oder bei einem Spaziergang die bunte Festbeleuchtung, die aufgestellten Weihnachtsbäume und Krippenszenen bestaunt, ist jedoch nicht überliefert.
Portugiesischer Weihnachtskuchen und Drachentänze
Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Macaus Chinesen sind, genießen alle Einwohner und Besucher auf der Halbinsel unweit der Wolkenkratzer Hongkongs die besondere Atmosphäre der weihnachtlich geschmückten Stadt. Nach rund 450 Jahren portugiesischer Anwesenheit und einem Anteil von etwa 30 % Portugiesen an der Gesamtbevölkerung ist das Vorhandensein von christlichen Bräuchen nicht verwunderlich. Ein Relikt aus dieser Zeit stellen auch die traditionellen portugiesischen Weihnachtskuchen dar, die von einigen Konditoreien immer noch gebacken werden. Ein kulinarischer Klassiker. Ein Höhepunkt anderer Art ist das Show-Spektakel „Disney on Ice – Worlds of Fantasy“ in der Cotai-Arena des Venetian Macao Resorts, die vom 22. Dezember bis zum 02. Januar 2011 täglich gezeigt wird. Außerdem kann man hier im größten Casino der Welt mit seinen 700 Spieltischen und 3000 Suiten beim Sic-Bo-Spiel auf die chinesischen „heiligen“ drei Würfel setzen oder dem unkeuschen Angeboten gewerblicher Frauen erliegen, die es hier eigentlich nach offizieller Auskunft nicht geben darf.
Wichtiger als die glitzernden Casinos der Stadt oder eine feucht-fröhliche Silvesterfeier ist für die Macanesen die Nacht des zweiten Neumonds nach der Wintersonnenwende – 2011 am 03. Februar –, dann beginnt das chinesische Neujahr. Und es kann laut werden. Feuerwerk, Drachentänzen und ausgelassene Feste sorgen für unvergessliche Momente. Die Menschen besuchen die Tempel und zünden unzählige Laternen an. Sie wünschen sich „Kung Hei Fat Choi“ – Glück und Reichtum!
Dem Himmel so nah
Doch die chinesische Sonderverwaltungszone Macau ist nicht nur Zockerparadies und Spielplatz für milliardenschwere Investoren wie Stanley Ho, den legendären Casinokönig der Halbinsel. Macau ist eine Stadt voller wunderbarer Gegensätze, hier kleine urige Gassen mit Läden voller verstaubter Antiquitäten, dort eine Ansammlung von Dutzenden Hochhäusern, so nah aneinander gebaut, dass man dem Nachbarn getrost die geborgten Hühnerbeine über den Balkon reichen kann. Aber kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Macau eine der höchsten Einwohnerdichten der Welt für sich verbuchen kann.
Wer „On-the-Top of Macau“ will und einen unvergesslichen Panoramablick über die Stadt an der Mündung des Perlflusses genießen möchte, der kann etwas wagen. Der Macau-Tower ragt 338 Meter in den Himmel. Von der Aussichtsplattform mit seinem durchsichtigen Fußboden schweift der Blick über die gesamte Region, nur etwas getrübt durch die rundum bestehende Glasfront. Deshalb entwickelten findige Ingenieure den Skywalk X. Ohne schützendes Geländer, dem zugigem Wind ausgeliefert, führt der einige Meter breite Steg in 233 Meter Höhe rund um den Macau-Tower. Gesichert durch ein ausgeklügeltes System, wagt man einen Blick in die Tiefe oder lässt über dem Hunderte Meter tiefen Abgrund vergnüglich die Beine baumeln.
Prachtvolle Vergangenheit und kulinarische Überraschungen
Mit Macau, Hongkongs kleiner Schwester, trifft man auf ein Welterbe voller entspannter Atmosphäre und reizvollem Nebeneinander von östlicher und westlicher Kultur. Man sollte einen Ausflug in die Altstadt von Taipa unternehmen, ein wenig durch die engen Gassen wandeln und danach in einem der kleinen Restaurants, die sich in der überschaubaren, von den Einwohner liebevoll genannten „Straße des Essens“ befinden, speisen. Schnell fühlt man sich in einem der portugiesischen Lokale nach Südeuropa versetzt. An kleinen Tischen mit blau-weiß karierten Decken werden köstliche Weine und leckere Speisen aus Portugal serviert, während der surrende Ventilator für kühlende Frischluft sorgt. Eine familiäre Atmosphäre und eine süße Kleinigkeit zum Nachtisch vollenden einen gelungenen Abend.
Eine der Attraktionen und das Wahrzeichen Macaus ist die im Herzen der Altstadt liegende majestätische Steinfassade der St. Pauls Kathedrale. Anfang des 17. Jahrhunderts von Jesuiten aus Holz erbaut und mit einer massiven Front versehen, war diese Kirche viele Jahrzehnte das zentrale Gotteshaus der Jesuiten in China. Nach ihrer Vertreibung im 18. Jahrhundert wurde der Sakralbau als Kaserne genutzt und brannte im Jahre 1835 vollständig nieder. Nur die prächtig verzierte Fassade erinnert heute noch an dieses wohl einzigartige Bauwerk und ist zusammen mit der imposanten Treppe ein sehr beliebtes Fotomotiv der Touristen. Folgt man der Treppe abwärts, gelangt man in die geschäftige Fußgängerzone Macaus mit international bekannten Modegeschäften, Fast-Food-Läden und Souvenirshops. Schließlich endet der Gang durch die Ladenmeile auf dem zentralen „Platz des Senats“, dem Largo do Senado. Der nur für Fußgänger zugängliche Platz mit seiner unverkennbar portugiesischen Wellenpflasterung ist umgeben von eindrucksvollen Prachtbauten, wie dem Heiligen Haus der Gnade. Zahlreiche Ruhebänke laden zu einer Pause unter schattenspendenden Bäume ein. Eine Art Kiosk bietet kühle Getränke und einige wenige Sitzplätze.
Gärten, Buddha und schnöder Mammon
Neben geschäftigen Einkaufsstraßen, glitzernden Casinos und portugiesischem Kulturerbe sind auch zahlreiche Tempelanlagen aufzuspüren. Der schönste und berühmteste Tempel Macaus ist der A-Ma Tempel. Der taoistische Tempel gliedert sich in mehrere Gebetspavillons, die sich an einen Hügel schmiegen und ist der Meeresgöttin Tin Hau gewidmet. Der älteste Teil der religiösen Stätte stammt aus dem 16. Jahrhundert. Runde Tore verwehren den bösen Geistern den Zugang zum Tempel und lassen gleichzeitig einen Blick auf den vorbeifließenden Perlfluss zu.
Wer durch Macau bummelt, erlebt eine erstaunlich ruhige und von wenig Hektik geprägte Stadt. Die Menschen scheinen gelassen durch den Alltag zu gehen. Schlendert man durch den einzigartigen Lou Lim Leoc Garten, lassen sich die Mentalität der Menschen und die charmante Mischung der unterschiedlichen Kulturen mit allen Sinnen erleben. Zwischen den liebevoll angelegten Lotusteichen und den verschlungenen Pfaden musizieren die einen, andere üben sich in der Kunst des Tai-Chi. Der im 19. Jahrhundert errichtete Landschaftsgarten gilt heute als eine der schönsten öffentlichen Grünoasen Macaus.
Macau, ein boomendes Reiseziel voller Gegensätze: Glückspiel trifft taoistischen Tempel, schnöder Mammon begegnet portugiesischer Kultur. Weihnachtsfest versus chinesisches Neujahrsfest.
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Infos:
Anreise: Ca. 15-Stunden-Flug von Deutschland nach Hongkong, weiter z. B. mit der Schnellfähre nach Macau (45 Minuten).
Einreise: Kein Visum erforderlich für deutsche, österreichische oder Schweizer Staatsangehörige. Es genügt die Vorlage eines gültigen Reisepasses.
Klima: Macaus Klima ist gemäßigt bis tropisch mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von etwa 20 °C.
Weitere Informationen:
Fremdenverkehrsbüro Macau, Schenkendorfstr. 1, 65187 Wiesbaden, Telefon: + 49-(0) 611- 2 67 67 30, Fax: + 49-(0) 611 – 2 67 67 60, E-Mail: macau@discover-fra.com, Internet: www.macau-info.de
Hotel-Empfehlungen:
Für Casino-Liebhaber ein Muss: The Venetian ® Macao-Resort-Hotel (5 Sterne), Estrada da Baía de N. Senhora da Esperança, s/n, Taipa, Macao SAR, P.R. China, www.venetianmacao.com
Hotel Rocks – Boutique-Hotel im viktorianischen Stil (3 Sterne), Macau Fisherman’s Wharf, junto í Avenida da Amizade, Macau, Internet: www.rockshotel.com.mo