Berlin, Deutschland (Weltexpress). Tatü Tata. Hundebebell. Geräusche der Großstadt Sevilla dringen durch die Wände in Räume für Zwei. Eine Wohnungsbesichtigung steht in einem großen Wohnsilo mit kleinem Fahrstuhl an. Eine alte Wohnung mit Unannehmlichkeit soll verkauft werden.
Die eine, eine Alte mit drei Bypässen, verkauft der anderen, eine Junge mit Stock im Arsch, eine Immobilie, also die moderne Wohnung mit den altmodischen Tapeten in dem Wohnsilo über dem Guadalquivir, mit der Einschränkung, daß diese „erst in den Besitz der Käuferin übergeht, wenn der Tod der Verkäuferin eintritt“.
Dennoch erfolgt beim Notar die Schlüsselübergabe, wofür die eine erwähnt, dankbar zu sein, während die andere bemerkt, daß das lustig sei.
Der schwarz-humorige Film nimmt Fahrt auf, als die Versicherungstante Lola erklärt, daß sie die Wohnung für den Fall der Beendigung ihrer Beziehung mit ihrem aktuellen Lebensabschnittgefährten, mit dem sich schon acht Jahre verheiratet sei, wie sie sagt, gekauft habe. Anschließend spielen die beiden Frauen „Weltreise“. Wodka gewinnt in der „Wohnung mit Lebendinventar“.
Das große Sevilla scheint klein zu sein. Provisionsjäger taucht wieder auf, in einem Fachgeschäft für Särge, in dem sich Lola umschaut und ein Probeliegen mit Tüte veranstaltet. Und dann geschieht auch noch ein Wunder: Schnee in Sevilla, den es zuletzt im Februar 1954 gegeben habe. Minusgrade in der heißesten Stadt in Europa. Und dann noch eine Geburtstagsparty zum 75. Geburtstag von Lola. Leider ist das nicht lustig. Fröhliche, freche und philosophische Dialoge im Werbenutten- und Trendhuren-Film, in dem Produkte präsentiert werden.
„Altwerden ist scheiße“, sagt Lola zu Victor, ihrem Ex, dem sie einen Besuch abstattet. Das Date mit Daniel und Sara läuft nicht so gut. Und dann sind Fluppen futsch.
Lola, mittlerweile mit dem vierten Bypass, und Sara, ohne tumorige Erbse im Kopf, schlagen Gevatter Tod ein Schnäppchen. Das ist leider sehr lustig und traurig zugleich, denn die Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, vereint der Leid mit Männern und das Alleinsein
Kiti Manver spiele die wortgewandte, kettenrauchende und freigeistige Lola für meinen Geschmack genüßlich, doch ob Juana Acosta als Sara eine gute Wahl für die Versicherungstrulla war, das weiß ich nicht. An der einen oder anderen Stelle menschelt es zu arg und das wirkt gewollt, denn die Darsteller und die zur Schau gestellten Gefühle berühren schon aus den zusammengestrickten Situationen, die Duellen mit Wortwitz gleichen, wobei Florett und Degen zum Einsatz kommen. Da braucht es nicht nur Theaterdonner und Tränengaswerfer. Auf jeden Fall ist es eine mehr oder weniger gelungene Verfilmung des Theaterstückes „100m²“ von Juan Carlos Rubio. Darin geht es um eine eine echte Immobilienanzeige mit einem Hinweis auf ein Wohnrecht auf Lebenszeit. In der BRD ist dieses Stück als „Hundert Quadratmeter“ bekannt.
Bibliographische Angaben
- Deutscher Titel: Vier Wände für Zwei
- Originaltitel: El inconveniente
- Genre: Drama
- Jahr: 2020
- Staat: Spanien
- Regie: Bernabé Rico
- Drehbuch: Bernabé Rico, Juan Carlos Rubio
- Schnitt: Nacho Ruiz Capillas
- Musik: Julia Award
- Darsteller: Juana Acosta (Sara), Kiti Manver (Lola), Carlos Areces (Oscar), Daniel Grao (Daniel), José Sacristán (Victor)
- Kinostart in der BRD: 7.7.2022