Die Handlung ist auf das Notdürftigste bemessen. Zwei junge Mädchen aus der wohlhabenden Mittelschicht einer adretten Kleinstadt machen auf dem Weg zu einer Feier halt, um Drogen zu kaufen. In der Neufassung beim ortsfremden gleichaltrigen Justin (Spencer Treat Clarke). Die weniger attraktive, unfeinere Paige (Martha Maclsaac) macht den Vorschlag und raucht in Justins Motelzimmer mit ihm einen Joint. In typischer Horrormanier wird sie dafür ermordet. Ihre Freundin Mari lehnt Drogen ab und überlebt. Justins krimineller Vater Krug (Garret Dillahunt), dessen Freundin Sadie (Riki Lindhome) und Krugs Bruder Francis (Aaron Paul) kehren in das Motelzimmer zurück, nachdem sie dem verhafteten Krug zur Flucht verholfen haben. Auf der Flucht mit den Mädchen landen sie nach einem Autounfall im Wald. Paige wird ermordet, Mari vergewaltigt. In dem Glauben, sie sei tot, lassen die Täter sie zurück. Als ob ein Autounfall und ein Mord nicht schlimm genug wären, beginnt es auch noch zu regnen. Die vier Flüchtigen suchen Obdach, ganz zufällig bei Maris Eltern. Die nehmen die Fremden ahnungslos auf und versorgen sie. Mari schleppt sich unterdessen zum Elternhaus. Noch bevor die Schwerverletzte sprechen kann, schlussfolgern die Eltern, ihre Gäste seien die Schuldigen. Die Regeln der Gastfreundschaft werden in mörderischer Weise gebrochen.
Ihr Haus mag angeblich links sein, die Bewohner stehen rechts außen. In ihrer laut Sadie “blitzblanken Küche” sehen die Collingwoods die ärmlichen Fremden ungern. Dass die Besucher ohne Krankenversicherung nicht zum Arzt können, begreifen die Hausbesitzer nicht: “Die müssen euch doch behandeln!” Die Praxis in den USA sieht leider anders aus. Greller Lidschatten, Glitzernagellack und vulgäre Unterwäsche charakterisieren Sadie so offensichtlich wie die anderen Kriminellen als “White Trash”, weißen armen Abschaum. Mary hingegen trägt edlen Schmuck und pastellfarbene Spitzenwäsche. Für die Hilfeschreie der Mädchen scheinen normale Arbeiter und Putzfrauen taub.
Die Gewalthandlungen der Collingwoods arrangiert Illiadis als Wiederholung derer der Kriminellen. Marys Eltern übertreffen die Verbrecher in ihrem Blutrausch nicht nur, sondern genießen ihn sadistisch. Die Rache ist ihnen sogar wichtiger, als ihre verletzten Tochter ins Krankenhaus zu bringen. Ein stichhaltiger Verdachtsgrund fehlt. Die Collingwoods machen einfach die Erstbesten verantwortlich. Ihr Angriff auf die ihnen gegenüber freundlichen Fremden ist irrationale Lynchjustiz, die zufällig die Richtigen trifft. Die Willkür lässt ihre Brutalität besonders abstoßend erscheinen. Wie hieß der alte Genrekollege noch? “I spit on Your Grave”. Das denken sich vermutlich die Collingwoods, nachdem sie ihre Gäste niedergemetzelt haben. Dessen Alternativtitel beschreibt die Motivation des Kriminellenquartetts: “I hate Your Guts”, was sich mit „Ich hasse dich wie die Pest“ übersetzen ließe. Die Aggression der Verbrecher ist nachvollziehbar motiviert durch die Ablehnung und Ignoranz, mit der die Gutbetuchten den Armen gegenüberstehen.
“Ich habe euch Vorstadtprinzessinnen hinter euren piekfeinen Gartenzäunen immer gehasst!”, sagt Sadie. Genau so eine Vorstadprinzessin ist Mari, darum ist die Gewalt gegen sie so verwerflich. Der Film enthüllt hier die Parteinahme des eigenen Mitgefühls. In Cravens Originalwerk riefen nur die Gewalthandlungen der Verbrecher Zensurrufe wach. Gegen die Brutalität der braven Bürger gab es kaum Einwände. Der Firnis der Zivilisiertheit ist dünn. Darunter sind die Wohlsituierten noch animalischer als die Randständigen. Ob sie nun auf der Leinwand die bösen Unter(schichts)menschen niedermetzeln oder vor der Leinwand der Gewaltorgie verständnisvoll zuschauen. Wer unter die Oberfläche blickt, genießt die Attacken der Kriminellen auf besagte Vorstadtprinzessinnen. Wie in H. G. Wells “Zeitmaschine“ ist der Preis der Privilegien der Elite, dass ab und zu einer aus ihr geschlachtet wird, so wie im Originalfilm beide, in der Neuauflage eines der Mädchen. Der piekfeine Gartenzaun schützt Mari und ihresgleichen nicht. In Illiadis Inszenierung wird der Klassenkampf in ihrem eigenen Haus ausgetragen. Was, wenn die anderen sich einfach nehmen würde, was sie wollen? Krug spricht aus, was Sadie, Francis und ihn so bedrohlich macht. “Heute ist mir nicht nach betteln zumute.” Der unterschwellige soziale Sprengstoff macht den Filmstoff weiterhin aktuell. Eine Frage Sadies legt sogar eine Fortsetzung nahe: “Wie viele Häuser haben Sie?”
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Originaltitel: The last House on the Left
Deutscher Titel: Das letzte Haus links
Genre: Horror
Land/Jahr: USA 2009
Kinostart: 14. Mai 2009
Regie: Dennis Illiadis
Drehbuch: Adam Alleca, Carl Ellsworth
Darsteller: Garret Dillahunt, Michel Bowen, Joshua Cox, Riki Lindhome, Aaron Paul, Sara Paxton
Verleih: Universal