Liebe lieber ungewöhnlich – „Lieber verliebt“ als Cathrine Zeta-Jones und Justin Bartha in einer öden Romanze zu sehen

 

„Lieber verliebt“ sähe die 45-jährige Hausfrau und Mutter Sandy (Cathrine Zeta-Jones) ihren Ehemann Frank (Sam Robarts) – in sie, statt in die Nachbarin. Sandy beobachtet ihren Gatten auf einem Heimporno beim Fremdgehen. Den hat der untreue Frank direkt neben den Videos der Familienfeier auf dem PC gespeichert. Das kommt davon, keine Kindersicherung zu haben. Eine solche hätte auch Sandy gebrauchen können. Nach der Scheidung von Frank zieht sie mit ihren Kindern nach New York. „Leben hier Transsexuelle?“ fragt Sandys Sohn und verkündet, die Gro?stadt sei ein Ort, wo komische Typen leben, die in der Vorstadt auffallen. Aram (Justin Bartha) soll einer von ihnen sein. Der 25-jährige Ex-Student und Sandy verlieben sich ineinander. Ihre Bekannten halten die Liaison für eine flüchtige Affäre. Doch ungeachtet des Altersabstandes ist es Sandy und Aram Ernst mit ihrer Beziehung.

„Es ist nie zu spät für ein Happy End.“, wirbt das Filmplakat. Für den Zuschauer schon, nachdem er Geld für Bart Fröhlichs banale Kinoromanze ausgegeben hat. Sandy zählt zu einer Gruppe, welche die US-amerikanische Medienbranche als neuen Trend ausgemacht hat. „Cougars“, Silberlöwinnen: beruflich erfolgreiche Frauen mittleren Alters, die einen jüngeren Geliebten haben. In umgekehrter Konstellation würde es „gewöhnliche Beziehung“ heißen. Hauptdarstellerin Cathrine Zeta-Jones lebt selbst mit dem über 20 Jahre älteren Michael Douglas zusammen. Die Gelegenheit zu sarkastischen Seitenhieben auf spießbürgerliche Doppelmoral nutzt „Lieber verliebt“ nicht. Der gefühlte Altersabstand zwischen dem älter aussehenden Aram und der jung wirkenden Sandy ist marginal. Im Gegenzug muss sich Aram wie ein unreifer Teenager aufführen, um wenigstens einen emotionalen Reifeunterschied sichtbar werden zu lassen. Selbst Jugendliche sind allerdings selten „von einem halben Bier betrunken“ und lesen im Bett „Harry Potter“. Aram lebt noch bei seinen Eltern und sein Vater schenkt ihm zum Geburtstag Gummibärchen. Sandy würde besser dem Rat ihrer Freundin Daphne (Kate Jennings Grant) folgen und den leicht zurückgeblieben Aram verlassen. Für die Heldin einer amerikanischen Liebeskomödie ist solches maskulin konotiertes Verhalten jedoch tabu.

Arams Unreife setzt „Lieber verliebt“ mit Effeminisierung gleich: er hat “Frauenstudien“ belegt, wie die Filmcharaktere Soziologie nennen, arbeitet in einem Frauenzentrum und ist Babysitter von Sandys Kindern. Davon stehen mehr an, da Aram zum Verhüten zu dämlich ist: „Ich habe doch aufgepasst!“ Nicht gut genug, daher muss ein Schicksalsschlag das Paar lehren, dass mit „Lieber verliebt“ lieber Schluss ist. Sandy erleidet eine altersbedingte Fehlgeburt, die auf sie und Aram läuternd wirkt. Gegen moralische Grenzüberschreitungen geht in konservativen Liebeskomödien eine höhere Macht vor. Sieht man Aram bei einer anschließender Weltreise als guten Samariter humanitäre Hilfe leisten, hat man ob der realitätsfremden Sentimentalität doch noch etwas zu lachen. Ansonsten ist „Lieber verliebt“ an Witzen so arm wie an Originalität. Schlecht gebrüllt, Silberlöwin.

Titel: Lieber verliebt – The Rebound

Land/ Jahr: USA 2009

Genre: Liebeskomödien

Start: 21. Dezember

Regie und Drehbuch: Bart Fröhlich

Darsteller: Cathrine Zeta-Jones, Justin Bartha, Kelly Gould, Sam Robards

Laufzeit: 96 min.

Verleih: Tobis

www.tobis.de

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