Drei Explosionen erschütterten am Freitagabend das Regierungsviertel Bab al-Azizia in der libyschen Hauptstadt, wie Reuters meldete. Augenzeugen berichteten von schwarzen Rauchsäulen über der Residenz des libyschen Staatschefs.
Zwei Stunden vor dem Angriff fand in Tripolis eine der größten Kundgebungen der Gaddafi-Anhänger statt, teilt RIA Novosti mit. Gaddafi drohte in einer Audio-Botschaft an Tausende seiner Anhänger damit, den Krieg nach Europa zu tragen, sollte die NATO ihre Angriffe nicht einstellen. „Wie die Heuschrecken" würden die Libyer über Europa herfallen und "eure Häuser, Büros, Familien" angreifen, drohte der libysche Revolutionsführer.
Laut russischen Medienberichten hat Gaddafi ein Frauenbataillon aufstellen lassen. Die Soldatinnen werden in einem Trainingslager in Beni Walid unweit von Tripolis ausgebildet.
US-Außenministern Hillary Clinton sagte am Samstag, die NATO werde ihre Angriffe trotz Gaddafis Drohungen fortsetzen. Bei einem Treffen mit der spanischen Außenministerin Trinidad Jimenez am Samstag in Madrid forderte Clinton nach Angaben der Agentur AP den libyschen Herrscher wieder zum Rückzug von der Macht auf.
In Libyen liefern sich Gaddafi-Truppen seit Februar erbitterte Gefechte mit der Opposition, die den Rücktritt des langjährigen Herrschers fordert. Die Rebellen werden von westlichen Staaten militärisch unterstützt und kontrollieren viele Gebiete in Ostlibyen.
Der UN-Sicherheitsrat öffnete am 17. März mit der Resolution 1973 Tür und Tor für ein internationales Eingreifen, um ein Flugverbot durchzusetzen und so die Zivilbevölkerung in Libyen zu schützen, sowie Waffenimporte für Gaddafi unmöglich zu machen. Seitdem nimmt die NATO am Bürgerkrieg in Libyen zugunsten der Rebellen teil, bombardiert vom Gaddafi-Regime kontrollierte Militäranlagen und Städte in dem nordafrikanischen Land und unterstützt die Rebellen mit Waffenlieferungen. Ursprünglich wollte die NATO die Operation am 27. Juni beenden, hat den Einsatz jedoch um weitere drei Monate verlängert. Nach libyschen Angaben kamen mindestens 700 Libyer – größtenteils Zivilisten – durch die NATO-Bomben ums Leben.
Mit Material von AP, Reuters, RIA Novosti