So enden die „12 Jahre“ in Daniel Nockes Wettbewerbsbeitrag. Für die große Leinwand des Berlinale Palastes ist sein Film zu klein. Mit seinem bissigen Humor tritt Nockes Animationsfilm „12 Jahre“ im Programm der Berlinale Shorts an. Wem nach diversen über zwei Stunden währenden Mammutwerken der Sinn nach Kurzem steht, ist bei den Kurzfilmen genau richtig. Nur vier Minuten lang, ist es einer der kürzesten der 25 Filme, die aus über 2600 Einreichungen für den Kurzfilmwettbewerb ausgewählt wurden. Am wörtlichsten nimmt dessen Titel „Berlinale Shorts“ der 2-minütige „Suhaksihum“ des koreanischen Regisseurs Jung Yumi. Das längste Werk ist Paul Wrights 28-minütiges psychologisches Drama „Photos of God“. Der persönliche Sieger, traurigster und kunstvollster der Berlinale Shorts. Anlässlich des 60. Jubiläums der Filmfestspiele werden auch die Kurzfilme mit einer Retrospektive gewürdigt. „Play it again…short!“ heißen die beiden Zusammenstellungen herausragender Kurzfilmbeiträge vergangener Berlinalen. Darunter finden sich Pia Frankenbergs „Anschlag“, Hedda Rinnenbergs und Hans Sachs „Carmilla Horn sieht sich als Gretchen in Murnaus Stummfilm FAUST“ und Ula Stöckls „Niedrig gilt das Geld auf dieser Erde“.
Keine andere Sektion der Berlinale bietet in der Spielzeit eines Films eine so abwechslungsreiche Vorstellung wie die Kurzfilme. Belehrend wie Shelly Silvers 10-minütiger, eine gefühlte Stunde langer „5 lessons and 9 questions about Chinatown“, intim wie Maurice Franko Tossos spanischer „El Segundo Ananecer de la Ceguera“, persönlich wie „Wo ich bin ist oben“ der deutschen Regisseurin Bettina Schoellers oder irritierend wie Jan Soldats „Geliebt“. Letzter, eine Kurzdokumentation über eine provokantes Thema, führt zurück zum Anfangsthema: Hunde sind eben doch die besseren Menschen. Eine besondere Freude der Shorts ist, zwischen den Filmen geheime Bezüge zu suchen, auch, wenn sie bei der Auswahl für die Kurzfilmreihen nicht beabsichtigt waren. Kommt ein extrem kurzer Film ungeheuer larmoyant daher, kommentiert der nächste prompt:„Sprache wird einfach zu hoch bewertet.“, und fährt fort:„95 Prozent der Zeit redet man und hat überhaupt nichts zu sagen.“ Manche der Werke kommen dafür ganz ohne Dialog aus. Eine Bewertung war angesichts der Vielfalt der in jeder Filmauswahl präsentierten Werke ist nicht möglich. Bei den Berlinale Shorts löst sich jede kritische Objektivität in Luft auf. Zumindest eines der Kurzfilm- Pottpourries sollte man während des Festivals ansehen. Ist man so wagemutig, sich wie die Jurymitglieder Zita Carvalhosa, Max Dax, und Xavery Zulawski oder die Filmkritiker alle Beiträge anzusehen, besteht die Gefahr, dass man das Kino mit dem Entschluss verlässt, selbst einen Kurzfilm zu drehen. Einfach die Kamera auf Oma halten, wenn sie über „Neger“ herzieht oder die Nachbarn über ihre befremdlichen sexuellen Vorlieben befragen. Frei nach dem Motto: „Einen Kurzfilm drehen? Das kann ich schon lange!“ Wirklich? Wir sehen uns zur 61. Berlinale bei den „Berlinale Shorts“.
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Berlinale Shorts
Titel: Shorts I – V
Laufzeiten:
Shorts I: 82 Minuten
Shorts II: 74 Minuten
Shorts III: 79 Minuten
Shorts IV: 84 Minuten
Shorts V: 89 Minuten
Berlinale Retrospektive „Play it again…short!“
Titel: „Play it again…short!“ I & II
Laufzeiten:
I: 66 Minuten
II: 74 Minuten